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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sekunden wieder zum Vorschein.«
    »Nein, er war draußen! Er betritt sie mit einem sauberen Anzug, Dana, blitzsauber! Und als er wieder rauskommt, haften Reste von Mondstaub an seinen Beinen. Das war es, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe, diese unterschwellige Gewissheit, dass da irgendwas nicht stimmt.«
    »Augenblick«, sagte Lawrence scharf. »Ich hole die Aufzeichnungen auf den Schirm.«
     
    Kluger Julian, dachte Hanna.
    Unbeweglich stand er da, während der Ausleger über die Schlucht schwang, Mimi und Marc lachend über dem Abgrund hingen, Black die Winde in Gang setzte und hörte, was er nicht hätte hören dürfen. Doch er war zugeschaltet. Auch diesmal trug Ebola Sorge für seine Handlungsfähigkeit, wenngleich sein Spielraum dramatisch schrumpfte. Er fragte sich, wie all das hatte rauskommen können. Welcher Fehler Hydra unterlaufen war. Nie hätte er erwartet, aufzufliegen, seine Identität war wasserdicht. Nicht einmal, als Vic Thorn gestorben war, hatte die Operation so auf der Kippe gestanden wie jetzt. Mit einem Schlag war der geplante Ablauf hinfällig, musste er handeln, die Aktion vorzeitig durchführen, die Sekunden, bestenfalls Minuten, die Ebola für ihn herausgeschunden hatte, nutzen, um ein Höchstmaß an Verwirrung zu stiften und das Weite zu suchen.
    »Lassen Sie auf der Stelle das Hotel absuchen«, sagte Owen Jericho gerade. »Dieser Carl, vielleicht ist er draußen gewesen, um die Bombe zu bergen und sie im Gaia zu verstecken. Fragen Sie ihn –«
    »Ich werde ihn fragen«, zischte Julian. »Oh, ich werde ihn fragen!«
    Soso, dachte Hanna.
    Der Lift senkte sich langsam hinab in die Schlucht. Black stand an der Winde, winkte den Kaliforniern zu. Wollte wissen, wie es sich anfühlte knapp einen Kilometer über dem Boden.
    »Wahnsinn!«, jubelte Parker. »Besser als Fallschirmspringen. Besser als alles.«
    Hanna setzte sich in Bewegung, streckte die Arme aus.
    »Kannst du das Tempo beschleunigen?«, fragte Edwards. »Mach's schneller. Lass uns fliegen!«
    »Klar, ich –«
    Mit beiden Händen packte er Black am Tornister, riss ihn von der Konsole weg, hob ihn hoch und trug ihn zur Kante.
    »He!« Der Pilot langte nach hinten. »Carl, bist du das?«
    Hanna schwieg, ging rasch weiter. Sein Opfer wand sich, zappelte mit den Beinen, versuchte den Angreifer zu fassen zu kriegen.
    »Carl, was soll das? Bist du verrückt ge – Nein!«
    Mit Schwung warf er Black über den Plattformrand. Kurz schien der Pilot im bloßen Nichts Halt zu finden, dann stürzte er ab, vergleichsweise langsam zu Beginn, schneller und schneller werdend. Sein gellender Schrei mischte sich mit dem Mimi Parkers.
    Nichts, auch nicht ein Sechstel Gravitation, vermochte einen Menschen zu retten, der aus eintausend Metern Höhe in einen Abgrund fiel.
     

GAIA, VALLIS ALPINA
     
    »Julian?«, rief Thiel. »Miss Shaw?«
    »Was ist los?«, schnappte Lawrence.
    »Funkstille. Beide weg.« Abwechselnd versuchte sie, die Verbindung zum Hauptquartier in London und zu Julian wiederherzustellen, doch jede Kommunikation war zusammengebrochen, unmittelbar nach dem Start des Videos, das die wundersame Verschmutzung von Hannas Hosenbeinen in der sterilen Umgebung einer Gangway zeigte. Der Kanadier, klein und munter, fuhr auf dem Förderband des Korridors spazieren, ohne dass ihm noch jemand Beachtung schenkte.
    »Julian? Bitte kommen!«
    »Versuchen Sie die Erde auf konventionelle Weise zu erreichen«, sagte Lawrence. »Ach was, lassen Sie mich das machen.«
    Sie drängte Thiel beiseite, zog ein Menü auf, schaltete vom LPCS auf direkte Antennenverbindung zum irdischen Tracking and Data Relay Satellite System um, peilte Bodenstationen an, was eben ging in Sichtweite zur Erde, doch Gaia schien ihrer Sinnesorgane beraubt. Lynn starrte, die Hand vor den Mund geschlagen, auf die Monitorwand, während Thiel nervös von einem Bein aufs andere trat.
    »Ich habe das Gespräch ganz normal –«
    »Entschuldigen Sie sich nicht, bevor ich Sie beschuldige«, fuhr Lawrence sie an. »Probieren Sie's weiter. Führen Sie eine Analyse durch. Ich will wissen, wo das Problem ist. Lynn?«
    Wie in Trance wandte Lynn den Kopf.
    »Kann ich Sie kurz sprechen?«
    »Was?«
    Steifbeinig vor Wut verließ Lawrence die Zentrale. Lynn folgte ihr wie ein Roboter in die Halle.
    »Ich glaube –«
    »Verzeihung!« Lawrence funkelte sie aus ihren inquisitorischen, graugrünen Augen an. »Sie sind meine Vorgesetzte, Lynn, und das verpflichtet mich zu Respekt. Jetzt aber

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