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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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sagte ihm, dass er ohnehin zu spät gekommen war. Die Gruppe hatte sich abgesetzt. Wenn schon! Was sollten sie noch groß bewirken? Vogelaar und seine Frau waren tot, der Kristall in seinem Besitz. Während er Perücken und falsche Bärte verstaute, nahm er den Anruf entgegen.
    »Kenny, verdammt, wie konnte das passieren?«
    Kein Hydra, keine sonstige Begrüßung. Nur angstvolles Flüstern. Xin stutzte. Der Kontaktmann war außer sich.
    »Was passieren?«, fragte er lauernd.
    »Alles geht den Bach runter! Dieser Tu und dieser Jericho und das Mädchen, die ganze Konterbande ist auf dem Weg zu uns, und sie wissen Bescheid ! Sie wissen alles! Von dem Paket, von dem Anschlag ! Sie hatten sogar Gelegenheit, mit Julian Orley zu sprechen. Alles fliegt auf ! «
    Xin gefror. Der Tatarenbart des Mando-Proggers hing in seinen Fingern wie ein kleines, verstorbenes Tier.
    »Das ist unmöglich«, flüsterte er.
    »Unmöglich? Na, dann sollten Sie vielleicht mal herkommen ! Die Schockwelle des Unmöglichen erschüttert nämlich gerade den Konzern, dass jedes Erdbeben ein Flohfurz dagegen ist.«
    »Aber ich habe das Dossier.«
    »Die haben es auch!«
    Eine schwallartige Schilderung ging auf Xin hernieder, die neben anderen Misslichkeiten Hannas Enttarnung und die Inkraftsetzung der Kommunikationsblockade zum Inhalt hatte. Letztere war als Notmaßnahme gedacht gewesen für den Fall, dass Details über den Anschlag vorzeitig zum Mond durchsickern sollten. Etwas, womit niemand bei Hydra ernsthaft gerechnet hatte, doch genau dies war geschehen.
    »Wann wurde das Netz lahmgelegt?«, fragte Xin.
    »Während der Konferenzschaltung.« Der andere atmete scharf in den Hörer. »Für die Dauer der nächsten 24 Stunden wird der Mond von allem abgeschnitten sein, aber ewig können wir die Blockade nicht aufrechterhalten. Ich will nur hoffen, dass Hanna die Situation unter Kontrolle bringt. Von Ebola ganz zu schweigen.«
    Ebola. Hannas rechte Hand war spezialisiert auf die Kunst, vermeintlich autarke Systeme zu infizieren und von innen heraus zu schwächen. Dass es Ebola gelungen war, die fatale Konferenzschaltung zu unterbrechen, konnte als brillantes Manöver gewertet werden, eine geschickte Wende im Gegenwind der Umstände, leider auf einem leckgeschlagenen Kahn.
    Vogelaar hatte ihn ausgetrickst.
    Nein! Xin zwang sich zur Ruhe. Noch waren sie nicht leckgeschlagen. Er hatte Hanna und Ebola ausgesucht, weil sie zu improvisieren wussten und die Oberhand behalten würden, wie widrig die Umstände auch sein mochten. Keine Sekunde des Grübelns gedachte er darauf zu verschwenden, das Unternehmen könne fehlschlagen.
    »Und wie wollen Sie jetzt diesen Tu und sein Rattenpack noch zur Räson bringen?«, zeterte der andere. »Sie haben Mickey Reardon verloren, in Shanghai sind Ihnen zwei Leute krepiert, auf Gudmundsson und sein Team können Sie zurzeit nicht zählen, die sind anderweitig beschäftigt, also wie gedenken Sie –«
    »Gar nicht«, unterbrach ihn Xin.
    Der Kontaktmann schwieg verblüfft.
    »Tus Gruppe auszuschalten ergibt keinen Sinn mehr«, erklärte ihm Xin. »Die Faktenlage ist allgemein bekannt, die Ausbreitung des Dossiers nicht mehr zu stoppen. Alles Weitere entscheidet sich auf dem Mond.«
    »Verdammt, Kenny. Wir fliegen auf!«
    »Nein. Meine Aufgabe konzentriert sich ab sofort darauf, Hydra vor der Enttarnung zu schützen. Weiß er schon davon?«
    »Ich habe ihn vor fünf Minuten informiert. Er würde es begrüßen, wenn Sie ihn persönlich anrufen, außerdem muss ich jetzt Schluss machen, so ein Mist! Was ist, wenn die mir auf die Schliche kommen? Was soll ich dann machen?«
    »Niemand wird auffliegen.«
    »Aber die bringen das Dossier mit! Ich weiß nicht, was da alles drinsteht. Vielleicht wäre es besser –«
    »Bleiben Sie gelassen.« Das larmoyante Winseln am anderen Ende begann Xin Übelkeit zu bereiten. »Ich komme so schnell wie möglich nach London. Ich werde in Ihrer Nähe sein, und falls es eng wird, hole ich Sie raus.«
    »Mein Gott, Kenny! Wie konnte das bloß passieren?«
    »Jetzt kommen Sie endlich zur Besinnung«, sagte Xin scharf. »Das einzige Risiko besteht darin, dass Sie die Nerven verlieren. Gehen Sie zurück zu den anderen und lassen Sie sich nichts anmerken.«
    »Hoffentlich weiß Hanna, was er tut.«
    »Ich habe ihn danach ausgesucht, dass er es weiß.« Xin beendete das Gespräch, legte das Handy von einer Handfläche in die andere und inspizierte den Raum. Wie zu erwarten, fielen ihm tausenderlei Dinge

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