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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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vorgenommen, Lynn und Thiel die unterirdischen Treibhäuser, Aquarien und Lagerhallen. Gaias Spiegelwelt reichte tief hinab, immerhin sah die Personalplanung für 2026 vor, dass auf jeden Gast ein Angestellter kam.
    »Ich werde zwischenzeitlich versuchen, die Peary-Basis zu erreichen«, hatte Lawrence gesagt, bevor sie auseinanderstrebten.
    »Wie denn ohne Satellit?«, hatte Tim gefragt.
    »Über die Standleitung. Es gibt eine direkte Laserverbindung zwischen Gaia und Basis. Wir schicken die Daten über ein System von Spiegeln hin und her.«
    »Was, Spiegel? Einfach stinknormale Spiegel?«
    »Der erste steht auf der anderen Seite der Schlucht. Ein dünner, sehr hoher Mast. Sie können ihn von Ihrer Suite aus sehen.«
    »Und wie viele gibt es davon?«
    »Gar nicht mal so viele. Ein Dutzend bis zum Pol. So angeordnet, dass der Lichtstrahl Kraterränder und Berge umfährt. Um Shuttles, Raumschiffe oder gar die Erde zu erreichen, brauchen Sie natürlich Satelliten, aber für die interlunare Kommunikation zwischen zwei festen Punkten gibt es nichts Besseres. Keine Atmosphäre, die streut, kein Regen – ich werde denen also unsere Situation schildern in der Hoffnung, dass sie dort keine Probleme mit den Satelliten haben, aber mein Optimismus ist gedämpft.«
    Und dann, nachdem Lynn bereits mit Thiel im Fahrstuhl verschwunden war, hatte Lawrence ihn beiseitegenommen.
    »Tim, es ist mir unangenehm. Sie wissen, dass ich nicht lange um den heißen Brei herumzureden pflege, aber in diesem Fall –«
    Er seufzte, heimgesucht von bösen Vorahnungen. »Es geht um Lynn?«
    »Ja. Was ist los mit ihr?«
    Tim schaute auf den Boden, an die Wände, wohin man eben schaute, um den Blick des Gegenübers nicht erwidern zu müssen.
    »Schauen Sie, Lynn und ich, wir hatten nie persönlichen Kontakt«, fuhr Lawrence fort. »Aber sie hat damals meine Einstellung befürwortet und mich eingearbeitet, im Trainingslager, auf dem Mond, durchweg souverän und kompetent, bewundernswert. Jetzt kommt sie mir unverantwortlich vor, fahrig, in Angriffslaune. Sie hat sich völlig verändert.«
    »Ich –« Tim druckste. »Ich werde mit ihr reden.«
    »Danach habe ich nicht gefragt.«
    Die prüfenden Augen hielten seinen Blick gefangen. Plötzlich fiel Tim auf, dass Dana Lawrence nicht zwinkerte. Bislang hatte er sie kein einziges Mal zwinkern sehen. Ein Film geriet ihm in Erinnerung, Alien, ein ziemlich alter, immer noch großartiger Streifen, den Julian liebte und in dem sich eines der Besatzungsmitglieder völlig überraschend als Androide entpuppte.
    »Ich weiß nicht, was ich antworten soll«, sagte er.
    »Doch, das wissen Sie sehr genau.« Sie senkte die Stimme. »Lynn ist Ihre Schwester, Tim. Ich will wissen, ob wir ihr vertrauen können. Hat sie sich unter Kontrolle?«
    In Tims Kopf lichteten sich Gewitterfronten. Er starrte die Direktorin an, beschienen von der Erkenntnis, was sie eigentlich meinte.
    »Deuten Sie an, Lynn sei Carls Komplizin?«, fragte er fassungslos.
    »Ich will nur Ihre Einschätzung hören.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Das alles hier ist verrückt. Kommen Sie, uns läuft die Zeit davon. Mir würde ein Stein vom Herzen fallen, wenn ich mich irre, aber Lynn hat Ihrem Vater vor drei Tagen mit aller Macht einzureden versucht, er fantasiere. Sie wollte ihm die Videos der Überwachungskameras vorenthalten, sie hat mich über Edda Hoffs Warnung im Unklaren gelassen, obwohl sie mit mir hätte sprechen müssen. Alles in allem benimmt sie sich, als hätten wir uns die Ereignisse der vergangenen dreißig Minuten ausgedacht, obwohl sie selber von Anfang an dabei war.«
    Stimmt nicht, wollte Tim sagen, und tatsächlich hatte Lawrence in einem Punkt unrecht. Lynn war nicht von Anfang an dabei gewesen. Thiel hatte das Gespräch entgegengenommen, während seine Schwester mit der Direktorin und den Köchen im Selene gesessen hatte, um die Möglichkeit eines Picknicks am Grund des Vallis Alpina zu erörtern. Jennifer Shaw hatte Lynn oder ihren Vater sprechen wollen, also hatte Thiel umgehend eine Nachricht ins Selene geschickt und die Sicherheitsbeauftragte ebenso umgehend zu Julian am Aristarchus-Plateau durchgestellt. Als Lynn und Lawrence in der Zentrale eingetroffen waren, war die Unterhaltung bereits in vollem Gange.
    Doch was machte das für einen Unterschied?
    »Wie Sie schon sagten, Lynn ist meine Schwester.« Er straffte sich und ging einige Zentimeter auf Distanz. »Ich kann beide Hände für sie ins Feuer legen.«
    »Das reicht mir

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