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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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sollen.
    Hätte! Die Grammatik der verpassten Gelegenheiten.
    »Julian?«
    »Was?«
    »Wie wir hier wegkommen«, fragte Chambers erneut.
    Er zögerte. »Peter kennt – er kannte den Schröter-Raumhafen besser als ich. Fluggeräte gibt es dort keine, glaube ich, aber definitiv ein drittes Mondmobil. Wegkommen werden wir also auf jeden Fall.«
    »Aber bis wohin?«, meinte Rogaschow. »Es sind nicht eben ermutigende Aussichten, mit einem Mondauto das Mare Imbrium zu durchqueren.«
    »Wie weit sind wir überhaupt vom Hotel entfernt?«, fragte Amber.
    »Rund dreizehnhundert Kilometer.«
    »Und wie lange reicht unser Sauerstoff?«
    »Vergiss es«, keuchte Omura. »Bestimmt nicht lange genug, um mit der Karre bis ins Vallis Alpina zu kommen. Oder, Julian? Wie lange braucht man für dreizehnhundert Kilometer mit maximal achtzig Sachen?«
    »Sechzehn Stunden«, sagte Julian. »Aber realistisch betrachtet werden wir kaum achtzig fahren können.«
    »Sechzig?«
    »Vielleicht fünfzig.«
    »Oh, super!«, lachte Omura. »Da können wir ja Wetten abschließen, wer oder was zuerst verreckt. Die Karre oder wir.«
    »Hör auf«, sagte Amber.
    »Ich tippe mal, wir.«
    »Das bringt nichts, Momoka. Lass uns lieber –«
    »Das Auto fährt dann eben noch ein bisschen mit unseren Kadavern spazieren, bis es irgendwann –«
    »Momoka!«, schrie Amber. »Hör. Verdammt. Noch. Mal. Auf!«
    »So, Schluss jetzt!« Julian blieb stehen und hob beide Hände. »Ich weiß, wir haben eine Menge entsetzlicher Dinge zu verarbeiten. Nichts ergibt Sinn, praktisch keine Information ist bestätigt. Im Augenblick hilft nur, geradeaus zu denken, von einem Schritt zum nächsten, und der nächste Schritt wird sein, den Schröter-Raumhafen zu durchsuchen. Dafür reicht unser Sauerstoff allemal.« Er machte eine Pause. »Nun, da Peter tot ist –«
    »Falls er wirklich tot ist«, sagte Chambers.
    »Da Peter wahrscheinlich tot ist, rücke ich an seine Stelle. Klar? Die Verantwortung für die Gruppe liegt jetzt bei mir, und ab sofort will ich nur noch konstruktive Anmerkungen hören.«
    »Ich hätte eine konstruktive Anmerkung«, sagte Rogaschow.
    »Brav, Oleg«, höhnte Omura. »Konstruktive Anmerkungen stehen gerade hoch im Kurs.«
    Rogaschow ignorierte sie. »Liegen die Helium-3-Förderstellen nicht um einiges näher am Anstarchus-Plateau als das Hotel?«
    »Stimmt«, sagte Julian. »Nicht mal halb so weit.«
    »Wenn wir es also bis dahin schaffen könnten –«
    »Die Förderstellen sind automatisiert«, wandte Omura ein. »Hat Peter mir erzählt. Alles Roboter.«
    »Ja, schon«, sagte Chambers nachdenklich. »Trotzdem wird es doch wohl so was wie eine Infrastruktur dort geben, oder? Unterkünfte für Wartungspersonal. Irgendwelche Fortbewegungsmittel.«
    »Auf jeden Fall gibt es ein Überlebensdepot«, sagte Julian. »Guter Vorschlag, Oleg. Also weiter!«
    Dass der Sauerstoff auch bis ins Fördergebiet nicht reichen würde, ließ er unausgesprochen.
     

GANYMED
     
    Auf dem hypothetischen Gleis des 50. Längengrades raste Hanna seinem Ziel entgegen, zog der Schatten der Ganymed zwölfhundert Stundenkilometer schnell über die samtene Eintönigkeit des nördlichen Oceanus Procellarum hinweg. Sein Blick ruhte auf den Kontrollen. Mehr ließ sich aus dem Shuttle nicht herausholen. Gut eineinviertel Stunden würde er noch unterwegs sein, angesichts der kläglichen Möglichkeiten, die Julians Gruppe zur Verfügung standen, kaum Grund zur Sorge. Selbst wenn sie es schafften, das Plateau zu verlassen, blieb ihm ein luxuriöses Guthaben an Zeit, um seine Aufgabe zu Ende zu bringen und den Mond zu verlassen. Einzig, ob Ebola es rechtzeitig schaffen würde, da alles aus den Fugen geraten war, stand in den Sternen. Zwar hatte er vor, so lange wie möglich zu warten. Doch irgendwann würde er abfliegen müssen, notfalls alleine. So lauteten nun mal die Spielregeln. Allianzen dienten dem Zweck.
    Rechter Hand begann eine von winzigen Kratern bedeckte Hochebene, die das nördliche Mare Imbrium vom Oceanus Procellarum trennte. Dahinter erstreckten sich die Helium-3-Fördergebiete bis in die Bucht Sinus Iridum hinein, jenes Gebiet, auf dem Amerikaner und Chinesen im vergangenen Jahr so heftig aneinandergeraten waren. Kenny Xin hatte eine Menge darüber zu erzählen gewusst. Der Chinese mochte verrückt sein, doch es lohnte sich, ihm zuzuhören.
    Träge schaute er sich um.
    Die Schleuse lag in diffuses Licht getaucht. Nichts deutete darauf hin, dass Locatelli es bis in den

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