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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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neuen Level der Hilflosigkeit angelangt.«
    »Na klasse«, sagte Yoyo.
    Aus aller Welt berichteten die Sicherheitsbeauftragten der Orley-Tochterunternehmen ans Lageinformationszentrum in London, ohne dass sich Hinweise auf weitere Anschläge herauskristallisierten. Norrington bestand darauf, der Konzern müsse sich in jeder erdenklichen Weise absichern. Über Thorn hatte er keine weiteren Informationen geliefert. Kenny Xin war zur Fahndung ausgeschrieben anhand eines Fotos, auf dem ihn seine eigene Mutter nicht erkannt hätte. Von der OSS hatte ein Shuttle Kurs auf den Mond genommen, doch es würde noch etwas mehr als zwei Tage brauchen, um zum Krater Peary zu gelangen.
    »Norrington kommt mir nervös vor«, sagte Jericho. »Dir auch?«
    »Ja, er macht einen Nebenkriegsschauplatz nach dem anderen auf.« Yoyo erhob sich. »Auf die Weise wird er das Arbeitstempo der Truppe noch auf null herunterfahren.«
    Wenige Minuten zuvor hatte eine weitere Krisensitzung mit dem MI5 geendet, da man seitens der Behörden nun auch die innere Sicherheit gefährdet sah. Keine Atempause kündigte sich an. Nach dem Palaver war vor dem Palaver. Die Luft resonierte von Austausch, Tatkraft und Engagement. Nur unterschwellig machte sich ein Empfinden breit, als gründe all dies auf dem Missverständnis, bloße Anwesenheit und Umherlaufen führe bereits zu Erkenntnissen.
    »Also warum macht er das?«, sinnierte Jericho und folgte Yoyo nach draußen. »Aus lauterer Sorge?«
    »Das glaubst du doch selbst nicht. Norrington ist kein Idiot.«
    »Natürlich glaub ich's nicht. Er will den Laden lahmlegen.« Jericho schaute sich um. Niemand schenkte ihnen Beachtung. Norrington telefonierte in seinem Zimmer, Shaw in ihrem. »Ich hab bloß keine Idee, mit wem wir vertrauensvoll über ihn reden können.«
    »Du meinst, weil jeder mit drinstecken könnte?«
    »Wissen wir's?«
    »Hm.« Yoyo äugte misstrauisch in Shaws offenes Büro. »Wie ein Maulwurf sieht sie eigentlich nicht aus.«
    »Keiner sieht aus wie ein Maulwurf, abgesehen von Maulwürfen.«
    »Auch wieder wahr.« Sie schwieg eine Weile. »Gut. Brechen wir ein.«
    »Einbrechen? Wo?«
    »In den Zentralrechner. In Bereiche, für die wir nicht autorisiert sind. Norringtons Bereich.«
    Jericho starrte sie an. Jemand hastete telefonierend an ihnen vorbei. Yoyo wartete, bis er außer Hörweite war, und senkte konspirativ die Stimme. »Ist doch ganz einfach, oder? Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden.«
    »Ist das von dir?«
    »Sunzi, Die Kunst des Krieges. Vor zweieinhalbtausend Jahren geschrieben, und jedes Wort trifft zu. Du willst an die Drahtzieher ran? Dann sage ich dir, was wir machen. Deine reizende Diane wird Norringtons Passwort ausspionieren, und wir schauen uns ein bisschen in seiner guten Stube um.«
    »Du machst mir Spaß! Wie soll sie das anstellen?«
    »Was fragst du mich das?« Yoyo hob unschuldig die Brauen. »Ich denke, du bist der Cyber-Detektiv.«
    »Und du die Cyber-Dissidentin.«
    »Stimmt«, sagte sie gleichmütig. »Ich bin besser als du.«
    »Wieso das denn?«, fragte er überrumpelt.
    »Nicht? Dann hör auf zu jammern und mach Vorschläge.«
    Jericho ließ den Blick schweifen. Immer noch hatte niemand Augen für sie. Im Grunde hätte es gereicht, schlafen zu gehen und alle zwei Stunden mit einem neuen Menetekel für Aufregung zu sorgen.
    »Also gut«, zischte er. »Wenn überhaupt, gibt es nur eine einzige Möglichkeit.«
    »Was immer es ist, so machen wir's.«
    Zwölf Minuten später verließ Norrington seinen Glaskasten, gesellte sich zu einer der Arbeitsgruppen, die mit der teleskopischen Beobachtung der Mondoberfläche befasst waren, tauschte sich über Verschiedenes aus und ging einen Kaffee holen. Dann schaute er kurz bei Shaw herein und kehrte zurück an seinen Schreibtisch, um zu arbeiten.
    Zugriff verwehrt, sagte der Computer.
    Verblüfft klickte er die gewünschte Datei ein weiteres Mal an, mit demselben Resultat. Dann erst setzte sich die Erkenntnis durch, dass er nicht mehr im System angemeldet war.
    Er hatte sich nicht ausgeloggt, als er den Raum verließ.
    Oder doch?
    Sein Blick hastete durch die Zentrale. Geschäftigkeit, wohin man schaute, nur die kleine Chinesin stand unweit einer Arbeitsinsel herum, als wisse sie nicht recht, wo sie hingehörte.
    Norringtons Unbehagen

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