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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Gespräche statt, eine ganze Woche lang –«
    »Warum gerade dort?«
    »Kein besonderer Grund. Ebenso gut hätte man in Texas oder Spanien tagen können. Vielleicht, weil ein Projekt zwischen Repsol, EMCO und der chinesischen Ölgesellschaft Sinopec im Vordergrund stand, also einigte man sich auf Peking. Der Initiator des Joint Ventures schlug vor, das Ganze zu einem Branchengipfel auszuweiten. Fast alle großen Konzerne sicherten ihre Teilnahme zu, sodass eine Woche lang ohne Unterlass getagt wurde. Ruiz begrüßte das. Er meinte, vielleicht ließe sich was verändern.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was er damit gemeint haben könnte?«
    »Eher nicht, um ehrlich zu sein.«
    »Und wo tagte der Gipfel?«
    »Im Sinopec-Kongresszentrum am Rande von Chaoyang, das ist ein Stadtbezirk im Nordosten Pekings.«
    »Und Ruiz war guter Dinge?«
    »Die meiste Zeit ja, obwohl sich herauskristallisierte, dass der Zug abgefahren war. Andererseits, schlimmer konnte es kaum noch werden. Am letzten Tag des Gipfels rief er an und meinte, die Woche sei zumindest nicht verschwendet gewesen, außerdem stünde gegen Abend eine letzte Konferenz an, mehr ein inoffizielles Treffen. Ein paar von ihnen wollten noch mal zusammenkommen und irgendwelche Ideen erörtern.«
    »Und das Treffen fand ebenfalls im Kongresszentrum statt?«
    »Nein, weiter außerhalb. Im Stadtbezirk Shunyi, wie er sagte, in einem Privathaus. Am folgenden Tag machte er einen niedergeschlagenen und fahrigen Eindruck. Ich fragte ihn, wie das Treffen verlaufen sei. Er reagierte komisch. Meinte, nichts sei dabei herausgekommen, und er habe es vorzeitig verlassen.«
    »Wissen Sie, wer daran teilnahm?«
    »Nicht explizit. Ruiz hatte angedeutet, Vertreter der ganz großen Läden seien zusammengekommen, ich schätze, wir waren der kleinste Fisch im Teich. Russen, Amerikaner, Chinesen, Briten, Südamerikaner, Araber. Ein richtiges Gipfeltreffen. Scheint nur wenig dabei herausgekommen zu sein.«
    Da wäre ich mir keineswegs sicher, dachte Jericho.
    »Ich bräuchte eine Liste der offiziellen Teilnehmer des Gipfels«, sagte er. »Falls so was noch existiert.«
    »Schicke ich Ihnen. Nennen Sie mir eine E-Mail-Adresse.«
    Jericho gab seine Daten durch und dankte dem Mann. Er versprach, sich zu melden, sobald Neuigkeiten vorlägen, beendete das Gespräch und schaute Yoyo an.
    »Was denkst du?«
    »Ein Treffen, an dem hochrangige Vertreter von Ölfirmen teilnehmen«, sinnierte sie. »Inoffiziell. Ruiz wartet das Ende nicht ab. Warum geht er?«
    »Könnte sich unwohl gefühlt haben. Die harmlose Erklärung.«
    »An die wir nicht glauben.«
    »Natürlich nicht. Er ging, weil er zu dem Schluss gelangte, das Ganze führe zu nichts, weil es Streit gab, oder weil er das, was dort beschlossen wurde, nicht mittragen wollte.«
    »Wäre er bloß wütend gewesen, hätte er seinen Leuten oder seiner Frau die Gründe genannt. Stattdessen schwieg er.«
    »Fühlte sich bedroht.«
    »Fürchtete, sie könnten ihn mundtot machen, weil er mit ihnen nicht an einem Strang ziehen wollte.«
    »Was sie ja auch getan haben, wie es aussieht.«
    »Und wer sind sie?«
    »Tja.« Jericho schürzte die Lippen. »Wir denken dasselbe, oder?«
     
    In dieser Nacht blieb Yoyo bei ihm, ohne dass mehr passierte, als dass sie zusammen eine weitere Flasche Wein leerten und er sie in den Armen hielt, gelinde erstaunt, sie nur trösten zu wollen: ein vom Erwachsensein überfordertes Mädchen, intelligent, talentiert und wunderschön, das mit seinen 25 Jahren schon Keile der Verunsicherung in den Panzer der Partei getrieben hatte und zugleich das Verhalten eines Teenagers konservierte, eine mitunter strapaziöse, unreife Rotzigkeit, die so wenig erotisch war wie jedes gegen die Biologie konzentrierte Bemühen, nicht erwachsen zu werden. Ihm schien, als wolle Yoyo auf ewig in der Adoleszenz verbleiben, so lange, bis sich die Umstände bequemten, ihr eine friedvollere Jugend zu gewähren, als sie gehabt hatte. Er hingegen wollte nichts mehr, als diese Phase seines Lebens auszulöschen, die tristen Jahre des Übergangs. Kein Wunder, dass sie beide nicht fühlten, was sie hätten fühlen sollen, wie Yoyo es ausgedrückt hatte.
    Darüber dachte er nach, und plötzlich, ganz unerwartet, wurde ihm leichter.
    Noch jemand war mit ihnen im Raum. Er schaute auf, und der schüchterne, so oft verletzte Junge hockte im Dämmerlicht des Lofts und sah zu, wie seine Finger durch Yoyos Haar glitten. Betäubt von Rotwein und Kummer starrte sie vor

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