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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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in Aussicht stellst.«
    »Die darin bestehen, dass er seinen Kopf auf den Schultern behält«, knurrte Ho.
    »Ach was. Ich dachte, die Todesstrafe sei 2021 abgeschafft worden.«
    »Ist sie auch. Aber ich könnte ihm androhen, sie extra für ihn wieder einzuführen. Bald werden wir wissen, wer die anderen Teilnehmer waren, verlass dich drauf!«
    »Gut. Wenn er nicht redet, müssen wir eben jedes einzelne Alibi überprüfen. Ich weiß, das wird mühsam.«
    »Nicht wirklich. Ich schätze, die Konzerne werden großes Interesse daran bekunden, die Wahrheit ans Licht zu bringen. In Zeiten wie diesen will man sich nicht auch noch das Renommee versauen.«
    »Wie auch immer. Das muss eine konzertierte Aktion werden. Soll heißen, ihr bezieht den MI6 ein und den amerikanischen Secret Service, außerdem die Geheimdienste aller betroffenen Länder. Ich werde im Anschluss mit Orley Enterprises telefonieren, versprich mir also, dass die chinesische Polizei nicht mauert. Ihr werdet auch so ruhmreich sein.«
    »Du wirst ruhmreich sein, Owen!«
    Jericho schwieg.
    Wollte er das? Ruhmreich sein? Ein bisschen stolz vielleicht, wie Yoyo angeregt hatte. Das schon. Das hatten sie sich verdient, Yoyo, Tian und er. Darüber hinaus würde es schon reichen, eine weitere Nacht ebenso gut zu schlafen wie in der vorangegangenen.
     
    Am frühen Nachmittag wurde der Ölstratege Joe Song in seinem Büro festgenommen, stellte sich ahnungslos, und die Spurenleser begannen ihr Werk. So wie sich Restaurateure durch Schichten von Farbe arbeiteten, um weit ältere Kunst freizulegen, förderten sie Songs gelöschte E-Mails aus dem Vergessen zutage, vermeintliches Weißes Rauschen, das sich unter sachkundiger Anwendung des Decodierprogramms zu einem Dokument gestaltete, dessen Inhalt geeignet war, Song für den Rest seines Lebens ins Gefängnis zu bringen.
    Dennoch leugnete er. Einen Abend und eine Nacht lang stritt er ab, etwas mit den Anschlägen zu tun zu haben, weder wisse er von einer Organisation namens Hydra, noch, wie das Symbol und die Nachricht auf den Sinopec-Computer gelangt seien. Währenddessen wütete eine Abordnung der Polizei unter den Blicken seiner erstarrten Ehefrau in seinem Haus und fand auf Songs Privatrechner eine weitere kleine, schimmernde, pulsierende Hydra, und immer noch wollte der Manager von nichts wissen. Eine Nacht im Gefängnis und zwei Konsultationen seiner Anwälte mussten verstreichen, bis Patrice Ho ihm am Nachmittag des 6. Juni – in einem schalldichten Zimmer – die Trostlosigkeit seines weiteren Daseins auf eindringliche Weise vor Augen führte, nicht, ohne ihm einen Ausweg aufzuzeigen für den Fall, dass er in vollem Umfang gestand.
    Danach kam Joe Song aus dem Reden gar nicht mehr heraus.
    Jericho lauschte entzückt, was Ho anschließend zu berichten hatte. Gleich darauf wählte er Jennifer Shaws Nummer. In London war es neun Uhr morgens, und fast freute er sich, sie wiederzusehen.
    »Owen! Geht es Ihnen gut?«
    »Inzwischen wieder. Und Ihnen?«
    »Ein Ameisenhaufen ist ein Zen-Kloster gegen das Big O. Sämtliche Ermittlungen laufen bei uns zusammen, jeder entrollt den Faden seiner Theorie, dass man keinen Schritt tun kann, ohne sich hoffnungslos zu verheddern.«
    »Klingt nicht unbedingt, als hätten Sie Klarheit erlangt.«
    »Inzwischen wissen wir immerhin, dass die Hoteldirektorin des Gaia eine ehemalige Mossad-Agentin war. Wie auch immer, gut, dass Sie anrufen. Julian hat sich verdreifacht. Er ist rund um die Uhr im Einsatz, aber ich weiß, dass er Sie bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit anrufen wollte.«
    »Ist er denn da?«
    »Schwirrt herum. Soll ich versuchen, Sie durchzustellen?«
    »Ich hätte einen viel besseren Vorschlag, Jennifer. Holen Sie ihn her.«
    Shaw hob eine Spock'sche Braue.
    »Ich vermute, Sie haben mehr auf dem Herzen, als Hallo zu sagen.«
    Er lächelte. »Es wird Ihnen gefallen.«
     
    Wenig später saßen sie in seinem Loft versammelt, plastisch und lebensgroß projiziert auf Tus Holowand, und Jericho spielte seine Karten aus. Orley unterbrach ihn kein einziges Mal, während sich seine Brauen zusammenzogen, bis sie wie Felsmassive über seinen hellblauen Augen lasteten, doch als er Shaw schließlich den Kopf zuwandte, klang seine Stimme ruhig und gelassen.
    »Machen Sie einen Helikopter zum Flughafen klar«, sagte er. »Von dort nehmen wir den Jet. Wir statten ihm einen Besuch ab.«
    »Jetzt?«, fragte Shaw.
    »Wann denn sonst?«
    »Offen gestanden, ich habe nicht die

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