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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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um ihre Achse. »Sie werden fragen, wie der erforderliche Druck zustande kommt. Ganz einfach. Statt Gas erzeugen unzählige metallische Versteifungen, die sich nicht ausdehnen können, mechanischen Gegendruck. Nur da, wo die Haut stark bewegt wird, ist das Material flexibel gehalten, in allen anderen Regionen starr, praktisch ein Exoskelett.«
    Hedegaard entnahm dem nächstgelegenen Regal eine brustkorbförmige Verschalung.
    »Auf den Basisanzug passen nun alle möglichen Applikationen und Panzerungen, wie hier dieser Torsoschutz aus Karbonfaser. Ein Tornister für Lebenserhaltungssysteme wird mit Anschlussstellen am Rücken verbunden, außerdem wird Luft in den Helm gepumpt und über Rohrleitungen in Stiefel und in Handschuhe geleitet, die einzigen Bereiche, in denen wir Gasdruck unterstützend einsetzen. Die lärmende, herkömmliche Kühlung ist einer klimatisierenden Nanoschicht gewichen. Es gibt additive Verschalungen für die Gelenke, wie man sie von Ritterrüstungen kennt, nur ungleich leichter und härter. Im freien Weltraum ist man kosmischer Strahlung ausgesetzt, Mikrometeoriten fliegen umher, auf dem Mond wird Ihnen der Regolith zusetzen, der Mondstaub. Während die Beweglichkeit Ihrer Füße im leeren Raum kaum eine Rolle spielt, ist sie auf planetaren Oberflächen von entscheidender Bedeutung. Um alldem gerecht zu werden, sind Biosuits als Baukastensystem konzipiert. Dutzende Elemente lassen sich wahlweise kombinieren, schnell und mit wenigen Handgriffen. Man atmet das herkömmliche Stickstoff-Sauerstoff-Gemisch wie auf der Erde und hier an Bord, das endlose Warten in der Druckkammer entfällt.«
    Sie begann, Stiefel und Handschuhe überzustreifen, koppelte den Tornister mit den Lebenserhaltungssystemen an die Rückplatte des Anzugs und verband die Anschlussstellen miteinander.
    »Kinderleicht, würde Dava Newman sagen, aber Vorsicht. Versuchen Sie das hier nicht im Alleingang. Muten Sie mir nicht zu, einen von Ihnen deformiert und ausgetrocknet da draußen aufgabeln zu müssen. Alles klar? Gut! Biosuits sind pflegeleicht, in diesem Zusammenhang noch was: Wer unterwegs ein gewisses Bedürfnis verspürt – einfach laufen lassen. Ihr geschätztes Pipi wird in einer dicken Schicht Polyacrylat gebunden, niemand muss befürchten, dass es die Beine herabplätschert. Das hier –«, Hedegaard wies auf zwei Konsolen unterhalb der Handgelenke, »– sind Bedienelemente für insgesamt 16 Schubdüsen im Schulter- und Hüftbereich. Astronauten hängen nicht mehr wie Neugeborene an Nabelschnüren, sondern navigieren per Rückstoß. Die Feuerungen sind kurz, man kann sie manuell auslösen oder die Berechnung dem Computer überlassen. Letzteres ist neu. Sobald die Elektronik zu der Auffassung gelangt, dass Sie die Kontrolle verloren haben, werden Sie automatisch stabilisiert. Ihre Computer sind mit meinem vernetzt und darüber hinaus ferngesteuert, streng genommen können Sie also gar nicht verloren gehen. Hier –«, ihre Hand glitt über eine weitere Konsole entlang des Unterarms, »– finden Sie dreißig kleine Felder, jeweils mit der Option Sprechen und Empfangen. Damit entscheiden Sie, mit wem Sie kommunizieren möchten. Talk to all heißt, sie sprechen mit allen, Listen to all, Sie empfangen alle. Um Liebeserklärungen loszuwerden, wählen Sie die individuelle Verbindung und schmeißen die anderen raus.« Hedegaard grinste. »Hat jemand Bedenken, sich mir in der Unterwäsche zu präsentieren? Nicht? Dann runter mit den Klamotten! Machen wir uns ausgehfertig.«
     
    »Und die Hühner?«, fragte Mukesh Nair.
    »Eine Schnapsidee«, räumte Julian ein. »Vier sind noch übrig. Zwei legen sogar weiterhin Eier, kleine, kugelrunde Dinger mit dem Nährwert von Golfbällen. Bei den anderen hat sich die Beckenmuskulatur zu stark zurückentwickelt, um noch irgendwas nach draußen zu pressen.«
    »So viel zum Thema Geburten im Weltall«, sagte Eva Borelius. »Pressen, pressen! Aber womit bloß?«
    »Und die Hühnerkacke?« Das Thema schien Karla Kramp auf eigenartige Weise zu faszinieren.
    »Oh, kacken tun sie mehr, als uns lieb ist«, sagte Julian. »Wir haben versucht, das Zeug abzusaugen, aber man muss aufpassen, dass man den armen Tieren nicht die Federn vom Arsch saugt. Knifflig, das Ganze. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie man Hühner in der Schwerelosigkeit züchten soll. Sie mögen das nicht. Stoßen ständig zusammen, müssen angeleint werden, wirken ratlos. Im Gegensatz zu den Fischen übrigens! Denen scheint

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