Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
Wohnzimmer, verschlang mehrere belegte Brötchen und leerte die Kanne Kaffee, ohne über die Wirkung des Koffeins auf seinen Körper zu so später Stunde nachzudenken.
Bis zu diesem Abend hatte er nicht an seiner Fähigkeit gezweifelt,Claire wieder für sich gewinnen zu können. Doch nun war er nicht mehr sicher. Er hatte zum ersten Mal hinter ihren Schutzschild geblickt und dessen Notwendigkeit erkannt. Sie fühlte zu sehr, liebte zu tief, gab sich zu vollständig hin und war daher so verletzlich, dass ein Verrat einen schrecklichen Schlag für ihr allzu weiches Herz bedeutete.
Was immer auch geschehen mochte, er musste dafür sorgen, dass sie sich nicht vor ihm verstecken konnte. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie alles versuchen würde, um Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Und die Zeit stand auf ihrer Seite. Schon bald musste er nach Dallas zurückkehren – über zweihundert Meilen entfernt – und von dort aus in andere, noch entferntere Städte reisen. Er überdachte seine Möglichkeiten, und ein Plan begann sich zu formen. Er musste sie mit sich nach Dallas nehmen. Das Problem bestand nur darin, sie dorthin zu bekommen.
Max räumte das Geschirr fort und ging noch einmal ins Schlafzimmer. Claire schlief noch immer tief und fest, und ein Hauch von Farbe war auf ihre Wangen zurückgekehrt. Nachdenklich blickte er auf ihren Wecker, nahm ihn dann zur Hand und vergewisserte sich, dass er abgestellt war. Dann schrieb er eine kurze Nachricht, legte sie auf den Nachttisch und verließ die Wohnung.
9. KAPITEL
Z um ersten Mal seit Wochen fühlte Claire sich richtig ausgeruht, als sie am folgenden Morgen erwachte. Entspannt blieb sie liegen und wartete auf das Klingeln des Weckers. Die Minuten strichen dahin, und schließlich schlug sie neugierig die Augen auf, um die Zeit zu überprüfen. Als Erstes fiel ihr auf, dass es ungewöhnlich hell im Zimmer war, und als Zweites, dass es bereits halb zehn war.
„Oh nein!“, stöhnte sie verärgert. Sie hasste es, zu spät zu kommen, selbst um ein paar Minuten, und sie hätte schon vor anderthalb Stunden im Büro sein sollen.
Sie kletterte aus dem Bett, noch immer ein bisschen benommen vom langen Schlaf, und starrte verwirrt an sich hinab. Wieso trug sie eine Bluse und einen Bodystocking statt eines Nachthemdes? Dann kehrte die Erinnerung zurück. Max musste sie ins Bett gebracht haben, nachdem sie auf der Couch eingeschlafen war. Ein Glück, dass er sie nicht völlig entkleidet hatte. Es war schon schlimm genug, dass er sich überhaupt das Recht herausgenommen hatte, sie im Schlaf so vertraut zu behandeln, statt sie auf der Couch liegen zu lassen.
Nun begriff sie auch, warum sie verschlafen hatte. Offensichtlich hatte er ihren Wecker abgestellt. Sie blickte noch einmal zur Uhr und entdeckte den Zettel daneben. Sie brauchte ihn nicht einmal aufzuheben, um die kühne Handschrift zu entziffern.
Sorg Dich nicht, wenn Du verschläfst. Du brauchst Ruhe. Ich regle es mit Bronson. Max.
Mit einem verärgerten Ausruf ergriff Claire den Zettel und zerknüllte ihn. Das fehlte ihr gerade noch, dass Max es regelte. Was mochte er Sam erzählt haben? Dass er sie im Bett zurückgelassen hatte und sie so müde war, dass sie verschlafen würde? Bestimmt hatte Sam daraufhin eine der anderen Sekretärinnen angefordert, und die ganze Geschichte würde sich wie ein Lauffeuer im Büro verbreiten.
Ihr Magen begann zu knurren, und sie sehnte sich nach einer ausgedehnten Dusche. Da es ohnehin schon so spät war, hatte es keinen Sinn, sich nun abzuhetzen. Daher beschloss sie, sich Zeit zu nehmen und den Tag in Ruhe zu beginnen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück traf Claire kurz vor Mittag im Büro ein – mit frisch gewaschenen Haaren und in ihrem marineblauen Lieblingskleid. Der ruhige Auftakt des Tages hatte sich anscheinend ausgewirkt. Jedenfalls fühlte sie sich nun wesentlich ausgeglichener und gelassener als beim Erwachen.
An ihrem Schreibtisch saß tatsächlich eine andere Sekretärin, und sie blickte erstaunt auf, als Claire eintrat.
„Miss Westbrook! Geht es Ihnen besser? Mr. Bronson sagte, dass Sie gestern Abend ohnmächtig geworden sind und heute nicht kommen würden.“
Claire atmete erleichtert auf, weil Sam sie offensichtlich in Schutz genommen hatte. „Mir geht es wieder gut, danke. Ich war nur sehr müde, sonst nichts.“ Sie schickte die junge Frau zurück in deren Abteilung, nahm an ihrem Schreibtisch Platz und begann die Notizen für die Verträge zu
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