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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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erinnerte, die ihr Mann ihr ins Gesicht geschleudert hatte,
errötete und fügte rasch hinzu: »Gavin. Er wird natürlich Gavin heißen.«
    Maria
reagierte nicht darauf, und ihr Verhalten ließ sich weder als freundlich noch
als unfreundlich bezeichnen. »Gibt es sonst noch etwas, was ich für Sie tun
kann, Mrs. Winslow?« Ohne Katherines Antwort abzuwarten, ging sie zum Kamin und
legte noch ein Scheit aufs Feuer. »Der Kessel steht noch unten auf dem Herd.
Ich könnte Ihnen Tee aufbrühen.«
    Katherine
schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, vielen Dank,
Maria. Aber wenn Sie das Kind bitte zu Bett bringen würden ...«
    Die
Indianerin musterte Katherine einen Moment aus schmalen Augen, hob dann das
Baby auf und legte es behutsam in seine Wiege. »Gute Nacht, Mrs. Winslow«,
sagte sie, nachdem sie das Gas abgestellt hatte, das die Lampen nährte.
    Nur der
Schein des Feuers und das schwache Mondlicht, das durchs Fenster strömte,
erhellten den Raum, nachdem Maria die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Vorsichtig
streckte Katherine sich auf der mit Federn gefüllten Matratze aus. Dieser
Körper, den sie sich geborgt hatte, war sehr wund, und ihr war zum Heulen
zumute vor Erschöpfung und Verwirrung, doch all diesen Dingen zum Trotz verspürte
sie tief in ihrem Innersten ein Gefühl tiefster Freude und Befriedigung. Sie
hatte eine zweite Chance erhalten zu leben, und sie war fest entschlossen, das
Beste daraus zu machen.
    Während sie
die Schatten beobachtete, die der Feuerschein an die hohe Zimmerdecke warf,
fragte sie sich, ob Gavin in diesem Raum mit seiner Frau jemals gelacht oder
sie hier geliebt haben mochte. Er konnte doch unmöglich schon immer so grimmig
und ernst gewesen sein!
    In den
wenigen Momenten, bevor sie einschlief, war ihr, als kehrte die erste solide
Erinnerung an jenes andere Leben in ihr zurück. Sie fuhr in ihrem roten
Kabriolett über den Highway, ihr dunkles Haar im Wind ... Sie war auf dem Weg
zum Büro ihres Bruders Jeremy in der Innenstadt ... Sie wollten zusammen
essen.
    Innerhalb
von Sekunden veränderte sich alles. Ein Lastwagen scherte vor ihr aus, und
bevor sie bremsen konnte, prallte ihr Wagen mit einem ohrenbetäubenden Krachen
gegen den Anhänger des Lkw. Metall knirschte, Schmerz durchzuckte ihren Körper,
und dann explodierte Dunkelheit um sie wie eine Bombe.
    »Kathy!«
Starke Hände umfaßten Katherines Schultern, und eine strenge Männerstimme
durchdrang den Nebel aus Angst, der sie umgab. »Katherine, wach auf!«
    Gavin saß
auf der Bettkante, und eine grenzenlose, unerfüllbare Sehnsucht, von ihm in die
Arme genommen und getröstet zu werden, erfaßte sie. Das Baby, das von ihren
Schreien aufgewacht war, begann zu weinen.
    Katherine
wollte sich erheben, aber Gavin ließ es nicht zu.
    »Bemüh dich
nicht«, sagte er brüsk. »Ich hole ihn.«
    Fremder und
Ehemann zugleich, hob Gavin den Säugling geschickt aus seinem Bettehen und
überreichte ihn Katherine.
    »Es tut mir
leid«, sagte sie leise und drückte die Lippen an die Wange ihres Babys. »Es tut
mir so leid, daß ich dich geweckt habe, mein Süßer ...«
    Etwas
veranlaßte sie plötzlich, die Augen zu Gavin zu erheben, und sie sah, daß er
sie wieder ganz merkwürdig anschaute, beinahe so, als erkenne er sie nicht.
    Katherine
atmete tief ein und zwang sich, den Mann anzulächeln, der ihr solch eindeutige
Verachtung entgegenbrachte. »Unser Sohn braucht einen Namen, weißt du«, sagte
sie. »Wir können dieses Kind nicht für den Rest seines Lebens als > er < oder > ihn < bezeichnen.«
    Selbst im
schwachen Schein des Feuers sah sie, wie Gavins kräftiger Körper sich
versteifte. Der kurze, zerbrechliche Waffenstillstand, der für ein paar
Minuten zwischen ihnen geherrscht hatte, war ganz offenbar vorbei.
    »Wie wäre
es, wenn wir ihn Jeffrey nennen würden?« fragte Gavin in einem Ton, der trotz
seiner Sanftheit grausam war. »Nach seinem Vater.«

3. Kapitel
    »Hinaus!« zischte Katherine mit einem
wütenden Blick auf Gavin. Obwohl sie innerlich zitterte, wirkte sie stark und
angriffslustig wie eine Löwin, als sie aufstand, um den Säugling in seine Wiege
zurückzutragen.
    Gavin blieb
ungerührt und mit verschränkten Armen vor ihr stehen. »Darf ich dich daran
erinnern, daß das mein Haus ist?«
    »Das
interessiert mich nicht!« versetzte sie. »Du bist nichts als ein eingebildeter
Tyrann, und falls du ein Musterbeispiel für die Männer des neunzehnten Jahrhunderts
bist, wundert es mich nicht, daß in dieser Zeit die

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