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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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einen Spalt, um besser hören zu können. Elis Worte,
obwohl sehr leise, drangen klar und deutlich durch den großen Raum.
    »Ich habe
alles andere versucht, Seth. Alles.«
    »Das ist
Erpressung!« entgegnete er empört und schien bereit, sich sogar auf einen
Faustkampf einzulassen, falls es sich als nötig erweisen sollte. Als sein Blick
wie zufällig zur Terrassentür glitt, duckte Bonnie sich rasch hinter einen
Forsythienstrauch.
    Leider
hörte sie nichts mehr, aber das machte nichts, weil sie nur zu gut wußte, worum
es bei der Auseinandersetzung zwischen Eli und seinem Anwalt ging. Eli hatte
ihm von seinem Plan erzählt, sie zu einer Heirat zu zwingen, und Seth, ein
anständiger, aufrichtiger Mann, brachte seine berechtigten Einwände vor.
    Bonnie, der
bewußt war, daß nur sehr wenige Menschen Eli McKutchen erfolgreich Widerstand
entgegensetzten, schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel, daß die Diskussion
wenigstens noch einige Minuten weitergehen möge. Dann rannte sie um das Haus
herum und betrat es durch die Küchentür. »Ihr habt mich nicht gesehen!«
flüsterte sie Genoa und Lizbeth zu, die bei einer Tasse Tee am Tisch saßen.
Bevor sie etwas erwidern konnten, war Bonnie schon auf der Dienstbotentreppe,
die in den ersten Stock führte.
    Eine ganze
Reihe von Zimmern, in die Eli Rose gebracht haben konnte, kam in Frage, aber
aus reiner Intuition ging Bonnie zum > elterlichen < Schlafzimmer, das Eli
seit seinem einundzwanzigsten Lebensjahr zur Verfügung stand.
    Rose war
nirgendwo zu sehen, aber die Tür zu dem kleinen angrenzenden Salon stand offen.
In dieses Zimmer hatte Eli sich früher, wie schon sein Großvater vor ihm,
zurückgezogen, wenn er in Ruhe nachdenken wollte. Nur eine leichte Veränderung
war mit dem Zimmer vorgegangen, seit Eli nach New York gezogen war: ein
schmales Bett war aus Genoas Zimmer heraufgebracht worden, und darauf lag Rose
und schlief.
    Bonnie
zündete eine Lampe an, und während sie sich umschaute, wuchs ihr Gefühl, verraten
worden zu sein. Ein wunderschönes Puppenhaus – ein Relikt aus Genoas Kindheit –
stand am Fenster, wo sich einst Elis Schreibtisch befunden hatte, und wartete
darauf, Rose beim Erwachen zu entzücken – so wie das Pony sie entzückt hatte
und davor die wunderbare Puppe.
    Es war
weniger die Tatsache, daß sie selbst Rose so großartige Geschenke nicht machen
konnte, die Bonnie so verletzte. Sie wußte, daß es Liebe war, was Kinder am
meisten brauchten, keine Ponies, keine traumhaft schönen Puppenhäuser und auch
keine lebensgroßen Puppen. Nein, was Bonnie wirklich verletzte, war die
Tatsache, daß Genoa bisher ihre treueste Freundin, Eli bei seinen Plänen ganz
offensichtlich unterstützte. Sie mußte gewußt haben, daß das Bett
hinaufgebracht worden war, und hatte sicher auch dabei geholfen, ihr altes
Puppenhaus aufzubauen und wieder einzurichten. Denn das war eine Aufgabe, für
die Männerhände viel zu grob und ungeschickt waren.
    Von ihrer
Enttäuschung wie betäubt, blies Bonnie die Lampe aus und ließ Rose Marie
schlafen. Sie war kaum überrascht, als sie beim Betreten von Elis Zimmer Genoa
antraf, die auf der Kante jenes Betts saß, das Bonnie als junge Braut mit ihrem
Mann geteilt hatte.
    Genoa
machte ein etwas verlegenes Gesicht. »Ich weiß, was du jetzt denkst ...«
    »Zweifellos«,
stimmte Bonnie zu. »Wie konntest du nur, Genoa? Du warst die einzige wahre
Freundin, die ich je besaß, der einzige Mensch, dem ich vertrauen konnte ...«
Sie brach ab und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. »Rose
Marie ist viel zu jung, um mit einem solchen Puppenhaus zu spielen«, fuhr sie
nach langer Pause fort. »Sie würde die winzigen Figuren und Möbel höchstens in
den Mund stecken und sie anknabbern.«
    Die Lampe,
die auf Elis Nachttisch flackerte, ließ Genoas Haar wie reines Gold
aufleuchten.
    »Rose
gehört in dieses Haus, Bonnie«, sagte sie ruhig. »Genau wie du.«
    Bonnie
lächelte, obwohl sie alles andere als Belustigung emp fand. »Du mußt dich sehr
stark fühlen, Genoa, um mich auf diese Weise zu verraten.«
    »Eli sagte,
mit dir sei nicht zu reden«, entgegnete Genoa seufzend. »Vielleicht hätte ich
besser auf ihn hören sollen.«
    »Aber
bitte«, erwiderte Bonnie spitz, »hör ruhig auf ihn! Er ist schließlich ein
Mann, und deshalb hat er natürlich recht.«
    Genoa
rümpfte ärgerlich die Nase. »Du machst es uns absichtlich schwer, Bonnie. Du
liebst Eli – das hast du mir heute selbst gesagt –, und doch

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