Linda Lael Miller
wäre sinnlos, mir in dieser Hinsicht
etwas vorzumachen. Wir wissen beide, daß jeder Richter in diesem Land auf
deiner Seite wäre.«
»Ich
glaube, du verstehst mich nicht, Bonnie.«
Plötzlich
erwachte Zorn in ihr. Ein Kind hatte sie verloren, und nun sollte sie auch noch
das andere verlieren? Sie stemmte die Hände in die Hüften und schaute wütend zu
Eli auf. »Sei doch nicht so verdammt überheblich! Glaubst du, ich wüßte eine
Drohung nicht zu erkennen, wenn ich sie höre!«
»Eine
Drohung!?«
»Ja! Du
hast mir die Schuld an Kileys Tod gegeben – hast mir das Leben zur Hölle
gemacht – und nun versuchst du, mich von neuem zu bestrafen, indem du mir Rose
wegnimmst! O Gott, Eli, wie kannst du nur so grausam sein?«
Elis Gesichtsausdruck
wechselte von fassungsloser Verwunderung zu zorniger, kalter Verbitterung.
»Ist es das, was du denkst? Daß ich dich bestrafen will?«
Bonnie
ertrug es nicht länger, Eli anzusehen, und wandte sich mit hängenden Schultern
ab. »Ich weiß, daß es so ist.«
»Das
glaubst du wirklich – nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist, seit ich
nach Northridge zurückgekehrt bin?«
Bonnie
legte den Kopf in den Nacken und schaute zu den Sternen auf. »Ja.« Sie dachte
an eine andere Nacht unter dem Sternenhimmel, an die Nacht der Überschwemmung,
und ihr Stolz veranlaßte sie, hinzufügen: »Begreifst du denn nicht, Eli? Ich
habe dich nur benutzt, wie du mich benutzt hast. Ich wollte einen Liebhaber,
und den nahm ich mir.«
Eli fluchte
und zerrte Bonnie grob zu sich herum. Seine Lippen waren nur noch ein schmaler
Strich, seine Augen flackerten im Mondschein wie die eines gefährlichen
Rubtiers. »Wenn das so ist«, sagte er wütend, »werden dir meine Bedingungen
gefallen. So oder so werde ich Rose selbst aufziehen. Aber sie braucht eine
Mutter, und aus diesem Grund – einzig und allein aus diesem Grund – wäre ich
bereit, dich noch einmal zu heiraten.«
»Wärst du bereit?!« Noch nie zuvor in ihrem Leben war Bonnie dermaßen beleidigt worden. »Du
verdammter eingebildeter, hochnäsiger, arroganter Narr! Nichts, aber auch gar
nichts auf dieser Welt könnte mich dazu bewegen, dich zu heiraten!«
Elis
Gesicht war starr vor Haß. »O doch, ich glaube schon, daß du das tun wirst.
Weil du nämlich deine Tochter nicht verlieren willst.«
»Weißt du,
wie abscheulich du bist?« stieß Bonnie hervor, obwohl sie ihre Niederlage
längst erkannt hatte und sich gezwungen sah, hinzufügen: »Ich werde dich
heiraten, Rose zuliebe, aber ich werde niemals deine Frau sein, Eli. Ich
schwöre, daß ich niemals das Bett mit dir teilen werde!«
Eli lachte
und wandte sich zum Gehen. »Ich kann dich in meinem Bett haben, wann immer es
mich danach verlangt«, rief er ihr über die Schulter zu, und Bonnie war froh,
daß er nicht sah, wie sie errötete. »Aber natürlich wird Earline einige deiner
Pflichten übernehmen, also laß dir deshalb keine grauen Haare wachsen.«
Bebend vor
Zorn bückte Bonnie sich und suchte einen Stein. Als sie endlich einen passenden
gefunden hatte, befand sich Eli längst in Sicherheit im Haus.
23
Bonnie
blieb noch lange
vor dem mondbeschienenen Teich stehen und überlegte, welche Möglichkeiten es
gab, dem drohenden Dilemma zu entkommen. Wie sollte sie Rose nach Hause
bringen, ohne zuvor das Haus der McKutchens zu betreten?
Es schien
keine andere Antwort zu geben, als sich in der Hoffnung, daß Eli im Wohnzimmer
war, in den Raum zu schleichen und ihre Tochter praktisch aus dem Haus zu
entführen...
Vorsichtig
näherte Bonnie sich der Terrasse. Goldenes Licht fiel aus dem Wohnzimmer auf
Rasen und Rosensträucher, und Bonnie mußte immer wieder Umwege machen, um im
Schatten zu bleiben. Zum Glück waren die Terrassentüren nicht verriegelt.
Aber als
sie vorsichtig durch die Scheiben spähte, sah sie Seth und Eli im Zimmer
stehen, wo sie eine hitzige, wenn auch leise Diskussion zu führen schienen.
Rose war nirgendwo zu sehen. Bonnie schloß für einen Moment die Augen, um
nachzudenken, und als sie sich beruhigt hatte, war sie imstande, einige Worte
des Streitgesprächs zwischen Eli und seinem Freund zu verstehen.
Seth war
hochrot im Gesicht und so erregt, daß er seinen Rock auszog und ihn auf einen
Sessel schleuderte. Dann – was bei ihm äußerst ungewöhnlich war – lockerte er
sogar seinen steifen Kragen. »... unentschuldbares Verhalten ...«, hörte Bonnie
ihn sagen. »Damit will ich nichts zu tun haben ...«
Bonnie
öffnete die Terrassentür
Weitere Kostenlose Bücher