Linda Lael Miller
einander vor.
Webb nickte
und schüttelte Elis Hand, aber sobald die Höflichkeit es zuließ,
verabschiedete er sich unter einem Vorwand und verließ den Laden.
Rose Maries
Protesten zum Trotz setzte ihr Vater sie in den hohen Kinderstuhl zurück. Sie
hatte ihm vorher den Hut abgenommen, und er überließ ihn ihr und lachte, als
sie ihn über den Kopf stülpte und praktisch darunter verschwand. Aber dann
wandte er sich an Bonnie und wurde ernst.
»Ich nehme
an, daß Mr. Hutchesons größter Ehrgeiz im Leben ist, dich ... von all dem hier
zu entfernen?«
Es gelang
Bonnie nicht, Elis Stimmung einzuschätzen. Seine Bemerkung war ganz
offensichtlich nicht als Stich gemeint gewesen, was aber noch lange nicht
bedeutete, daß sich das im nächsten Augenblick nicht ändern konnte. »Ich würde
nicht sagen, daß es Mr. Hutchesons größter Ehrgeiz ist, mich zu heiraten.
Seine Zeitung herauszugeben beschäftigt ihn weit mehr.«
Eli beugte
sich über die Theke, und obwohl nichts Drohendes in seiner Haltung lag, wich
Bonnie einen Schritt zurück. »Wirst du Hutcheson heiraten, Bonnie?«
»Aus
welchem Grund sollte dich das interessieren, Eli?«
Er rührte
sich nicht, und doch spürte Bonnie eine Veränderung in ihm vorgehen. »Aus dem
besten Grund der Welt – um dieses kleinen Mädchens willen«, versetzte er
gereizt. »Denn deine Entscheidungen – die bisher alles andere als vernünftig
waren – wirken sich auch auf meine Tochter aus.«
Trotz ihrer
Bemühungen, sich kühl und gelassen zu geben, errötete Bonnie, und ihre Stimme
zitterte, als sie sagte: »Rose wird immer meine erste Sorge sein, Eli. Immer.«
»Selbst
wenn du im Saloon die Nächte durchtanzt?«
Das
Zittern, das in Bonnies Stimme begonnen hatte, setzte sich durch ihren ganzen
Körper fort. »Ja, ob du es glaubst oder nicht, auch dann. Man braucht Geld, um
ein Kind aufzuziehen.«
»Benutze
das Geld nicht als Ausrede, Bonnie. Die Schecks, die Seth dir in den letzten
beiden Jahren zukommen ließ, beliefen sich auf eine ansehnliche Summe, aber du
hast sie zurückgeschickt. Im übrigen hätte Genoa alles Menschenmögliche für
dich getan, aber abgesehen von ein paar lumpigen Dollar hier und da hast du ihr
nicht gestattet, dir zu helfen. Laß uns doch ehrlich sein, Bonnie. Das
wirkliche Problem hier ist dein verdammter Stolz. Obwohl es vielleicht noch
akzeptabel ist, daß du auf das McKutchen-Geld herabsiehst und es alleine
schaffen möchtest, will ich verdammt sein, wenn ich zusehe, wie meine Tochter
dabei durch den Dreck gezogen wird!«
Rose, die
die Mißstimmung zwischen den Erwachsenen spürte, begann zu weinen, und sofort
kam Katie aus dem ersten Stock herunter. »Du hast sicher Hunger, meine Kleine«,
sagte sie und trug Rose aus dem Laden, ohne den beiden Erwachsenen einen Blick
zu gönnen.
Eli bückte
sich nach seinem Hut. »Ich werde meine Frage wiederholen, Bonnie. Wirst du
Hutcheson nun heiraten oder nicht?«
Sie liebte
Webb nicht – Gott war ihr Zeuge, daß all ihre Gefühle Eli galten, sogar heute
noch und nach allem, was er ihr angetan hatte. Aber viele Leute gingen eine Ehe
ohne Liebe ein und führten ein glückliches Leben miteinander. Warum sollte es
bei ihr und Webb, den sie schätzte und respektierte, nicht auch so sein? Das
Risiko, Rose an Eli zu verlieren, würde sich beträchtlich verringern, wenn sie
einen geachteten Bürger wie Webb heiratete. Sie könnte das Tanzen aufgeben,
bräuchte dem Ort nicht mehr als Bürgermeisterin zu dienen und könnte ihren
Laden schließen ...
»Ja,
vielleicht heirate ich ihn«, sagte sie geistesabwesend und mehr zu sich selbst
als zu Eli. »Es ist durchaus möglich.«
Als Bonnie
einen Moment später den Kopf hob, war sie allein.
7
Es war unerträglich heiß im Hüttenwerk.
Fettiger Dampf stieg von den Kesseln mit dem flüssigen Erz auf. Die nackten
Oberkörper der Männer und jungen Burschen, die die Schmelzöfen und Förderbänder
bedienten, glänzten vor Ruß und Schweiß.
Ich hasse
diesen Ort, dachte Eli, aber er ging weiter, begleitet von Seth Callahan und
Forbes Durrant. Als sie endlich das kleine, stickige Büro betraten und die Tür
hinter sich schlossen, ließ der nervenaufreibende Lärm ein wenig nach.
Seth
wischte sich mit einem Taschentuch über Stirn und Nacken. »Großer Gott – das
ist ja die reinste Hölle!« stöhnte er.
Eli schaute
Forbes an und gab Seth im stillen recht. Aber dieser Ort sah nicht nur wie die
Hölle aus, sondern besaß ganz sicher auch einen höchst eigenen
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