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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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Teufel ..
    »Metallveredelung
war schon immer ein häßlicher Prozeß«, erklärte Forbes gelassen und spreizte
seine gepflegten weißen Hände. »Die Männer wissen das. Sie sind froh, überhaupt
Arbeit zu haben.«
    Eli lehnte
sich an die Kante des kleinen, mit Akten und Papieren überladenen
Schreibtischs. Im Prinzip war es schon richtig, was Forbes sagte, und abgesehen
von den zum Teil noch viel zu jungen Arbeitern hatte er auch nichts gesehen,
woran etwas auszusetzen gewesen wäre. Und doch spürte er, daß hier untergründig
etwas schwelte, was noch viel heißer war als der Inhalt der großen
Schmelzkessel. Genoa und Seth hatten recht – es würde Ärger geben.
    »Diese
Kinder, die die Kessel füllen – wie alt sind sie?« Forbes zuckte die Schultern.
»Zehn. Zwölf. Vierzehn. Warum?«
    Eli
wechselte einen Blick mit Seth, der sich unaufhörlich Gesicht und Nacken
abwischte, und bemühte sich, seinen Ärger zu beherrschen. »Ich will sie hier
heraushaben. Sie sollten eine Schule besuchen, anstatt ihr Leben an diesen
heißen Kesseln aufs Spiel zu setzen.«
    Forbes
lächelte nachsichtig. »Viele von ihnen haben Geschwister und verwitwete Mütter
zu ernähren, Mr. McKutchen. Soll ich ihnen da vielleicht raten, sich in Bücher
zu vergraben und ihre Familien verhungern zu lassen?«
    »Für diese
speziellen Fälle ließe sich doch bestimmt eine Regelung treffen«, wandte Seth
ein. »Denn wenn einer dieser jungen Burschen einen Unfall hätte und in einen
der Kessel stürzte, müßten wir die Verantwortung dafür übernehmen!«
    Es
schauderte Eli bei der Vorstellung, aber Forbes lächelte nur schwach. »Risiken
sind nie auszuschließen«, beharrte er. »Diese Jungen haben eine Menge hungriger
Mäuler zu füllen und erwarten gar nicht, verhätschelt und verwöhnt zu werden
...«
    »Ich
verlange, daß sie von den heißen Kesseln und den Schmelzöfen ferngehalten
werden«, fiel Eli ihm kalt ins Wort. »Sie können den Boden fegen oder
Nachrichten weitergeben oder irgend etwas anderes in dieser Art, zum gleichen
Lohn natürlich. Aber halten Sie sie von dem heißen Erz fern!«
    Zuerst
schien Forbes widersprechen zu wollen, aber dann besann er sich und schwieg.
    Eli hätte
ihm noch viel mehr zu sagen gehabt, aber das hatte Zeit. »Mr. Callahan möchte
sich die Rechnungsbücher ansehen«, sagte er gerade, als plötzlich die Tür zum
Büro aufgerissen wurde.
    Ein
hagerer, rußgeschwärzter Mann stand keuchend auf der Schwelle. »Mr. Durrant«,
stieß er hervor, »es hat einen Unfall gegeben ... einen schlimmen Unfall ...«
    »Wo?«
unterbrach Eli ihn.
    »Draußen
bei den Förderbändern. Die Holzlatten von einem der Erzwagen gaben nach, und
die Brocken sind herausgerutscht und haben Mike Farley unter sich begraben
...«
    »Hat man
schon einen Arzt benachrichtigt?« rief Forbes, schon auf dem Weg nach draußen.
    Als Eli ihm
nacheilte und dabei an einem der Schmelzkessel vorbeikam, packte er den Jungen,
der dort seine Arbeit verrichtete, am Arm und schleppte ihn mit hinaus.
    Draußen, in
der reinen kühlen Luft, die wie Balsam für ihre Lungen war, ließ Eli den Jungen
los. »Warte hier«, sagte er brüsk und rannte zu den Schienen hinüber, wo sich
schon eine Gruppe Arbeiter versammelt hatte.
    Die
hölzernen Seitenwände eines Viehwaggons waren zersplittert, und ein Berg von
Erzbrocken hatte mindestens einen der Arbeiter unter sich begraben.
    Eli drängte
sich an den Männern vorbei und half beim Entfernen der letzten großen
Gesteinsbrocken. Aber sie hätten sich nicht zu beeilen brauchen – Mike Farley
war tot.
    Eli
richtete sich auf und hätte seinen Protest am liebsten laut zum Himmel
hinaufgeschrien. Einer der anderen Männer hob Farleys blutigen, geschundenen
Körper auf seine Arme und schrie in wütender Verzweiflung: »Mein Junge! O Gott,
mein armer Junge!«
    Seth, der
inzwischen an Elis Seite erschienen war, sah aus, als müßte er sich erbrechen.
»Wie kann man Felsgestein in einem Holzwaggon befördern?« erregte er sich.
»Dafür nimmt man Eisenwaggons! Es ist doch zu erwarten, daß die Holzlatten
unter dem Gewicht nachgeben ...«
    Die Logik
in Seth' Bemerkung ließ Elis Schock verblassen. Mit Mordlust in den Augen
betrachtete er den zerstörten Waggon. Dann ging er zu Forbes, packte ihn am
Kragen und schleuderte ihn rücklings in die Trümmer.
    Der
Junge betrat den
Laden, als Bonnie gerade schließen wollte. Der Ruß auf seinem Gesicht wies ihn
als Hüttenwerksarbeiter aus, seine abgetragene Kleidung zeugte von

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