Linda Lael Miller
vorausgesehen zu haben. Er schob den Stuhl, auf dem der Mantel hing,
aus Bonnies Reichweite, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf.
Bonnie sank
noch tiefer in die Wanne, verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Beine
an. »Geh«, sagte sie erstickt und schloß in der vergeblichen Hoffnung, daß er
sie nicht sehen würde, wenn sie ihn auch nicht sah, die Augen.
»Du schöne
Träumerin«, sagte Eli sanft. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich gehen
werde?«
»O doch,
das glaube ich«, erwiderte Bonnie, die Augen noch immer fest geschlossen. »Es
war höchst unanständig von dir, hier einzudringen.«
»Hmm.«
Auf diese
rätselhafte Antwort hin machte Bonnie die Augen wieder auf. Das Wasser kühlte
sich allmählich ab, im gleichen Maße wie ihr Herz, obwohl ihr Blut zu kochen
schien. »Hast du überhaupt keinen Anstand, Eli? Weißt du, wie deine Anwesenheit
hier sich auf Katie und Rose Marie auswirken könnte?«
Eli
lächelte. »Daß ich keinen Anstand besitze, weißt du aus Erfahrung, und was
Katie und Rose Marie betrifft, so wüßte ich nicht, wie meine Anwesenheit ihnen
schaden könnte, wenn sie doch gar nicht hier sind. Ich habe sie eben noch bei
Genoa gesehen.«
Bonnie
seufzte und schwor sich, vernünftig zu bleiben. Eli hatte es ganz eindeutig
darauf abgesehen, sie zu verärgern, aber sie würde ihm nicht die Befriedigung
verschaffen, ihm zu zeigen, daß es ihm gelungen war. »Wenn du schon kein
Gentleman sein willst, dann gib mir wenigstens meinen Morgenrock. Mir ist
kalt.«
»Dir ist
kalt?« entgegnete er mit einem gespielten Mitleid und schob den Stuhl noch
weiter fort. Dann ging er zum Herd, nahm die leeren Kessel und fühlte sie an
der Pumpe auf. Als sie wieder auf dem Feuer standen, kehrte er zu seinem Stuhl
zurück. »Du bekommst gleich heißes Wasser – Darling.«
Bonnie wäre
am liebsten in der Wanne versunken, bis nichts mehr von ihr zu sehen war.
»Warum tust du das?« fragte sie leise.
Eli
ignorierte ihre Frage, seufzte und starrte mit verträumter Miene in die Ferne.
Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen.
»Erinnerst
du dich an die Nacht, als alle Dienstboten frei hatten ... Es regnete, und wir
...«
Bonnie
erinnerte sich so gut, daß sie einen empörten Schrei ausstieß und sich in der
Wanne aufsetzte, die Arme noch immer über den Brüsten verschränkt. Ihre zarten
Knospen hatten sich aufgerichtet bei der Erinnerung an jene wundervolle, von
soviel Zärtlichkeit und Leidenschaft erfüllte Nacht, > in der alle Dienstboten
frei hatten und es regnete < . »Eli McKutchen, du Schuft, ich weiß genau,
warum du das tust, und ich verlange, daß du sofort damit aufhörst!«
Eli lachte
leise und schien noch immer in die Ferne zu schauen – oder in die
Vergangenheit. »Ach ja«, seufzte er. »Sie können ihre Zentralheizungen gern
behalten – jedes Wohnzimmer sollte einen Kamin mit einem dicken Bärenfell
davor haben ...«
Eine
wohlige Hitze erfaßte Bonnies Glieder, obwohl das Wasser sich beängstigend
schnell abkühlte. Ihre Hand ertastete den Schwamm, und in wütender Verzweiflung
schleuderte sie ihn in Elis Richtung. Natürlich verfehlte er ihn und klatschte
gegen die Wand.
Insgeheim
verfluchte Bonnie sich für ihre Dummheit. Warum hatte sie auch die Tür nicht abgeschlossen,
als sie heimgekommen war? Warum hatte sie zugelassen, daß die Erinnerung an
Elis aufreizende Liebkosungen in ihr verblaßte und sie unvorsichtig werden
ließ? Vom ersten Tag ihrer Ehe an war es ihm gelungen, allein mit einem Wort
oder einem Blick ihre tiefsten Leidenschaften zu erwecken. Und wenn er sie
jetzt an jenen anderen Abend erinnerte, in der Kutsche, als sie von einem
Dinner im Astor zurückgekommen waren...
Zu spät
erkannte Bonnie, daß sie die Erinnerung jetzt selbst heraufbeschworen hatte.
Ihr ganzer Körper bebte bei dem Gedanken an jene skandalöse Vereinigung; ihre
Brüste wurden schwer, ihr Körper pochte vor Sehnsucht und Verlangen. »O Gott«,
flüsterte sie entsetzt und senkte ihr Kinn auf die Knie.
Eli war zum
Herd gegangen und prüfte die Temperatur des Wassers. »Gut«, sagte er zufrieden
und trug den ersten Kessel zur Wanne. »Paß auf. Ich möchte dich nicht
verbrennen.«
Instinktiv
rutschte Bonnie zur Seite, und das heiße Wasser, das Eli nachgoß, sprudelte um
ihren Po wie eine warme Wolke. Als ob dieser Körperteil von ihr noch
Wärme brauchte! – »Eli, bitte ... laß das ...«
Ein
weiterer Strom heißen Wassers begann Bonnies Körper einzuhüllen,
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