Linda Lael Miller
gerade das
hatte ihre Leidenschaft gesteigert. Wenigstens das, dachte Bonnie mit einem
wehmütigen Lächeln, hat sich noch nicht geändert. Mit geschlossenen Augen
fragte sie sich, ob sie bereute, was zwischen ihnen vorgefallen war, und
stellte fest, daß es nicht so war. Sie hoffte nur, daß Eli mit einer
spöttischen oder verletzenden Bemerkung nicht alles zerstörte. Aber dann
fühlte sie, wie seine Hand sanft ihr Kinn umschloß und ihr Gesicht zu sich
herumdrehte.
»Bleib in
Spokane bei mir, Bonnie«, bat er rauh. »Wenn Hutcheson dich für den Rest
seines Lebens haben soll, kannst du mir wenigstens diese wenigen Tage mit dir
schenken.«
Tiefe
Trauer erfaßte Bonnie bei seinen Worten und der Resignation, die sich darin
verriet. War es möglich, daß sie Eli wirklich noch etwas bedeutete, wie Seth
ihr vor einigen Tagen zu verstehen gegeben hatte? War es möglich, daß er sie
trotz seines Grolls noch immer liebte?
Nein, auf
ein solches Wunder durfte sie nicht hoffen. Die Enttäuschung, wenn sie
herausfand, daß sie sich irrte, wäre unerträglich gewesen. Sie hatte guten
Grund, zu glauben, daß Eli sie nur benutzte, und keinen Anlaß zu der Vermutung,
daß er ihr nur Gutes wollte. Und doch konnte sie seinen Zärtlichkeiten nicht
widerstehen! Was gerade vorgefallen war, war der beste Beweis dafür.
Und es reichte
ihr noch lange nicht – ihre Seele und ihr Körper verlangten nach Elis Liebe.
»Ich lasse
mich nicht als Hure bezeichnen oder für meine Liebe bezahlen, Eli«, warnte sie.
»Und ich will nicht von dir verspottet werden, wenn es vorbei ist und wir wieder
in Northridge sind.«
Eli hob wie
zum Schwur die rechte Hand. »Du hast mein Wort darauf, Bonnie. Sobald wir
wieder in Northridge sind, wird es sein, als sei dies alles nicht geschehen.«
Bonnie war
nicht sicher, ob es das war, was sie wollte – schon die Vorstellung betrübte
sie zutiefst. Aber sie nickte stumm und erklärte sich damit einverstanden, Elis
Bett zu teilen, während sie in Spokane war, weil sie wußte, daß sie ohnehin
nichts anderes tun würde. Auf diese Weise konnte sie sich wenigstens einreden,
es freiwillig getan zu haben.
14
Das
Hotel, das Eli
gewählt hatte, war ein prächtiges Gebäude mit einem weitläufigen Foyer, das mit
hohen Zimmerpflanzen und sehr geschmackvollen Ledermöbeln ausgestattet war.
Schwere Kristalleuchter, mit elektrischem Strom betrieben, funkelten an den
ungewöhnlich hohen Decken und verströmten ihr Licht auf kostbare Orientteppiche
und elegant gekleidete Gäste, die auf ihnen dahinschritten.
Bonnie
stockte der Atem vor Überraschung; seit ihrer Rückkehr nach Northridge hatte sie
vergessen, daß solcher Luxus überhaupt existierte. Und irgendwie fühlte sie
sich völlig fehl am Platze in dieser Umgebung. Sie hatte kein Recht, hier zu
sein. Sie war nicht mehr Elis Frau, weder vor den Augen Gottes noch vor dem
Gesetz. Und doch hatte sie diesem Mann gestattet, sie in einem Eisenbahnabteil
zu lieben und sie dann in dieses Hotel zu bringen! Was war nur los mit ihr? Was
war aus ihren Prinzipien geworden, aus ihren Idealen und aus ihrer Moral?
Bonnie
wollte gerade das Hotel verlassen und sich ein Zimmer suchen, das sie selbst
bezahlen konnte, als Eli wieder an ihrer Seite erschien und ihren Arm nahm. Der
Blick in seinen goldbraunen Augen verriet sowohl Belustigung wie auch liebevolles
Verständnis.
Und vor
diesem Blick gab sie sich geschlagen, denn all den Dokumenten zum Trotz, die
sie unterzeichnet hatte, und all ihren Träumen, die gestorben waren, fühlte sie
sich noch immer mit diesem Mann verheiratet.
»Schwörst
du, daß du niemals darüber reden wirst?« fragte sie mit bebender Stimme, weil
ein Teil von ihr schon in Gedanken bei all den wundervollen Dingen war, die
sie erwarteten.
Eli zog
eine Augenbraue hoch. »Solange du es geheimhalten möchtest, Bonnie, bleibt es
unter uns. Aber jetzt laß uns hinaufgehen, um uns umzuziehen. Dann werden wir
ein gutes Restaurant aufsuchen. Ich falle um vor Hunger.«
Bonnies
Seufzer klang so unglaublich erleichtert, daß Eli lachen mußte. »Dachtest du,
ich würde dich aufs Bett werfen und mich an dir vergreifen, kaum daß wir unsere
Suite betreten haben?«
Er war vor
dem Aufzug stehengeblieben, den Bonnie mißtrauisch betrachtete. Sie haßte
diese Apparate, ihr wurde schwindlig in den Kabinen. »Nein«, erwiderte sie
betont gleichmütig und hoffte, daß der livrierte Aufzugführer das beängstigende
Ding zu bedienen verstand. »Nein, das dachte ich
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