Linda Lael Miller
schwieg
und tat, als beschäftigte ihn nichts anderes als sein Steak.
Bonnie
hingegen hatte Mühe, auch nur einen Bissen von ihrer Forelle hinunterzubringen.
Eine beunruhigende Verzweiflung erfüllte sie, die sie eigenartigerweise jedoch
nicht als unangenehm empfand.
»Würdest du
gern ins Theater gehen?« fragte Eli, als sie ihre Mahlzeit beendet hatten und
das Geschirr abgeräumt worden war. »Es ist noch früh.«
Bonnie
sehnte sich danach, allein mit ihrem Mann zu sein, obwohl sie sich im stillen
Vorwürfe machte, seinem Charme so leichtfertig zu erliegen. Kein Wunder, daß er
ihr in jener Nacht fünfzig Dollar hinterlassen hatte! Vielleicht verdiente sie
nichts anderes, genauso wie sie die Qual und die Reue verdiente, die sich ihrer
bemächtigen würde, sobald die Tage in Spokane vorbei waren. »Ich muß morgen
meine Lieferanten aufsuchen«, sagte sie mit geistesabwesender Miene.
»Vielleicht wäre es besser, wenn wir früh schlafen gingen.«
Es war Eli
hoch anzurechnen, daß er nichts dazu sagte; er war großzügig genug, Bonnie in
dem Glauben zu belassen, daß der Abend keine Überraschungen mehr für sie
bereithielt. Aber im Grunde wußte sie natürlich, daß sie sich etwas vormachte,
und er vermutlich auch.
Schweigend
ließen sie sich vom Lift ins oberste Stockwerk tragen und achteten nicht auf
den alten Fahrstuhlführer, der wußte, daß diese beiden Fremden einander
liebten, und sich freute, daß doch noch so etwas wie Romantik auf dieser Welt
existierte.
Auf dem Weg
zu ihrer Suite hatte Bonnie das Gefühl, zu schweben, und war deshalb völlig
verblüfft über Elis nächste Worte. »Ich könnte ein bißchen frische Luft
gebrauchen«, sagte er. »Mach es dir inzwischen bequem, Bonnie, und versuch,
dich ein wenig zu entspannen.«
Entspannen?
Wußte er denn nicht, wie erregt sie war, wie sehr sie sich nach ihm sehnte?
Großer Gott – wenn es ihm jetzt eingefallen wäre, sie gleich hier auf dem
Wohnzimmerboden zu lieben, sie hätte sich bestimmt nicht widersetzt! »Du bist
doch nicht böse?« fragte sie bestürzt.
Zärtlich
berührte er mit dem Zeigefinger ihre Nase. »Nein, natürlich nicht. Ich möchte
mir nur Zeit nehmen, um diese Nacht in vollen Zügen auszukosten, Bonnie.«
Ein
wohliges Erschauern erfaßte ihren müden Körper. Ihre Knie zitterten noch von
der verrückten Episode in dem Zug, und doch begehrte sie Eli schon wieder von
neuem! Aber gut, wenn er diese Nacht auskosten wollte, würde sie es auch tun,
denn vielleicht würde es die letzte Liebesnacht in ihrem ganzen Leben sein.
Rein instinktiv wußte sie, daß es niemals einem anderen Mann gelingen würde,
die Leidenschaften in ihr zu erwecken, die Eli so mühelos in ihr hervorzurufen
verstand.
Obwohl sie
ihn am liebsten gleich hier und jetzt verführt hätte, wandte Bonnie sich ab und
ging ins Badezimmer.
Sie schloß
und verriegelte die Tür und ließ heißes Wasser in die beeindruckende Wanne
laufen. O ja, du bist ein Musterbei spiel für Haltung und Benehmen, sagte sie
sich. Niemand, der sie in dieser luxuriösen Wanne ihr Bad genießen gesehen
hätte, wäre je auf die Idee gekommen, daß quälende Selbstzweifel an ihr nagen
könnten.
Als das
Wasser allmählich abkühlte, wickelte sie sich in ein großes Hotelbadetuch –
ihren Morgenrock hatte sie nicht mitgebracht – und schlüpfte ins angrenzende
Schlafzimmer.
Hätte sie
gewußt, daß Eli schon da war, auf dem Bettrand saß und seine Manschettenknöpfe
ablegte, wäre sie sicher noch eine Weile im Bad geblieben, um Mut zu sammeln.
Als sie die
Flasche Champagner auf dem Nachttisch sah, begann sie zu zittern.
»Wi-wie war
dein Spaziergang?« fragte sie, im vollen Bewußtsein ihres triefendnassen Haars
und daß sie unter dem flauschigen Tuch nackt war.
Eli
lächelte nur und legte seine Manschettenknöpfe weg. Bonnie schluckte und zog
das Handtuch noch fester um ihren Körper. Ihr war kalt, sie begann zu frösteln.
»Komm ins
Bett, bevor du dir den Tod holst«, forderte Eli sie auf und erinnerte sich und
Bonnie damit an Kileys Lungenentzündung und seinen tragischen Tod. Ein
Ausdruck tiefer Trauer huschte für einen Moment über seine Züge. Aber dann
lächelte er und sorgte dafür, daß Bonnie sich ins Bett legte.
Mit dem
Handtuch, das er ihr vorher abgenommen hatte, frottierte er ihr Haar, bis sie
das Gefühl hatte, daß es ihr vom Kopf abstehen mußte wie die Mähne eines Löwen.
Endlich
legte er das Tuch beiseite und stand auf, um den Champagner einzuschenken. Das
erste
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