Linda Lael Miller
den Tag legte. »Du wirst dich sicher entsinnen, daß dein
Vater Northridge vor ein paar Jahren sehr überstürzt verlassen hat, nicht
wahr?«
Diesmal
bemühte sich Bonnie gar nicht erst, ihr Unbehagen zu verbergen. Wenn Forbes
wirklich etwas Wichtiges über ihren Vater wußte, warum hatte er es dann nicht
schon früher erwähnt? »Ich höre, Forbes«, sagte sie ruhig.
»Du weißt,
daß ich dieses Geschäft damals für die McKutchen Enterprise geleitet habe?«
Bonnie
errötete vor Ärger bei der Erinnerung daran. »Ja.«
»Komischerweise
hast du mich nie gefragt, warum«, fuhr Forbes gelassen fort. »Du nahmst ganz
schlicht und einfach an, dein einst geliebter Eli hätte mir befohlen, den Laden
wieder in das Firmenvermögen aufzunehmen.«
»Das stimmt
nicht ganz«, entgegnete Bonnie falsch, »Eli behauptete, nichts davon gewußt zu
haben, und das glaube ich ihm.«
»Wie sollte
es auch anders sein!«
»Willst du
damit sagen, daß er lügt?«
Forbes hob
den Deckel eines Bonbonglases und nahm sich eins heraus. »Weit gefehlt, mein
Engel. Eli wußte wirklich nichts.«
»Worauf
willst du dann hinaus?«
Forbes
seufzte und kaute genüßlich sein Bonbon. Eine kleine Ewigkeit schien zu
vergehen, bevor er sagte: »Dein Vater schuldete mir Geld, Bonnie. Eine
beträchtliche Summe. Als er vor seinen Schulden davonlief, habe ich den Laden
übernommen, um wenigstens etwas von meinem Geld wieder hereinzuholen.«
Bonnies
Kehle war wie zugeschnürt, eine seltsame Übelkeit stieg von ihrem Magen auf.
»Wieso sollte mein Vater dir Geld geschuldet haben?«
Forbes hob
die Schultern. »Ich erwähne solch unangenehme Angelegenheit nur äußerst ungern
und erst recht nicht vor einer Dame«, bemerkte er mit höflichem Spott. »Aber
Schulden sind Schulden, Bonnie. Jack Fitzpatrick trank sehr viel und liebte es,
sich mit Frauen zu umgeben. Auch dem Spiel war er nicht abgeneigt. Nachdem du
mit deinem frischgebackenen Ehemann nach New York abgereist warst, begann er
Schulden in meinem Saloon zu machen. Aus reiner Gutmütigkeit verließ ich mich
darauf, daß dein lieber Papa seinen Verpflichtungen nachkommen würde wie ein
Gentleman.«
»Aus reiner
Gutmütigkeit?« wiederholte Bonnie. »Das glaubst du doch wohl selber nicht,
Forbes! Du hast meinem Vater Kredit gegeben, weil eine Verbindung mit der McKutchen-Familie
bestand!«
Wieder
zuckte Forbes die Schultern. Er genießt das alles sehr, dachte Bonnie ärgerlich
und hätte ihm am liebsten die Registrierkasse über den Kopf geschlagen. Aber
leider war die Kasse viel zu schwer.
»Wie du
meinst, Engel«, entgegnete der Saloonbesitzer seufzend. »Auf jeden Fall habe
ich etwas von meinem Geld zurückerobert, indem ich diesen Laden übernahm. Der
größte Teil der Schuld steht allerdings noch aus.«
»Du kannst
mich nicht für die Schulden meines Vaters zur Verantwortung ziehen!« Bonnie
merkte, daß sie schrie, und bemühte sich, die Stimme zu dämpfen. »Und woher
soll ich wissen, daß du nicht lügst?« fuhr sie etwas leiser fort.
Forbes nahm
sich ein weiteres Bonbon, bevor er sich zu einer Antwort bequemte. »Hm«, meinte
er kauend, »ich glaube, ich habe die Schuldscheine dabei. Von deinem Vater
unterzeichnet.« Er griff in seine Westentasche und präsentierte mit großartiger
Gebärde ein Päckchen gefalteter Papiere.
Bonnie nahm
sie mit zitternder Stimme entgegen. »Ich habe die Grundbucheintragung und die
Besitzurkunde für diesen Laden«, sagte sie, nachdem sie die Dokumente
überflogen und die Unterschrift ihres Vaters als echt erkannt hatte. »Er ist
schuldenfrei.«
»Aber
eigentlich ist er doch auf Jack Fitzpatricks Namen eingetragen?« Die Antwort
darauf konnte Bonnie sich ersparen. Die Röte auf ihren Wangen war zu
verräterisch.
»Aha, das
hatte ich mir doch gedacht«, sagte Forbes und legte einen Penny für die Bonbons
auf die Theke. »Und dir wird bestimmt auch nicht entgangen sein, daß dieses
Lokal in den Schuldscheinen als Sicherheit für alle Schulden gilt, die Jack
Fitzpatrick im Brass Eagle Saloon machte?«
»Warum hast
du bis jetzt gewartet, um mir das alles zu erzählen?« entgegnete Bonnie
gereizt.
»Aus zwei
Gründen. Erstens, weil du bisher nicht das Geld hattest, die Schulden zu
bezahlen. Und zweitens, weil dieses Lokal bis jetzt nicht genug Ertrag
einbrachte, um eine Übernahme zu rechtfertigen.«
Bonnies
Entrüstung war groß, aber ihre Beherrschung noch größer. »Hast du keine Angst,
dieser Angelegenheit wegen deine Stellung als Leiter der
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