Linda Lael Miller
nie
tun, selbst wenn ich damit zehntausend Dollar sparen könnte, hunderttausend
oder eine Million!« sagte sie und hoffte, diese stolzen Worte nie bereuen zu
müssen.
Forbes zog
die Schuldscheine aus der Schublade. »Du hast dich klar genug ausgedrückt,
Engel.« Seufzend begann er etwas auf ein Blatt Papier zu schreiben.
Fünf
Minuten später verließ Bonnie den Brass Eagle Saloon um fünftausend Dollar
ärmer, jedoch mit ungebrochenem Stolz und_ Forbes' schriftlicher Erklärung, daß
die Schulden ihres Vaters beglichen waren.
In ihrem
Laden wartete EIi. Er tat zwar so, als schaute er sich ein Buch mit Partituren
an, aber davon ließ Bonnie sich nicht täuschen. Eli war völlig unmusikalisch
und besaß auch kein Instrument.
»Was willst
du?« fragte sie, während sie den Strohhut abnahm und ihn auf die Theke warf.
Aber er flog darüber und landete auf dem Fußboden.
Mit großen,
erschrockenen Augen hob Katie Rose auf und verschwand in Richtung Treppe.
»Begrüßt du
alle deine Kunden so?« entgegnete Eli schmunzelnd.
Bonnie nahm
ihre weiße Schürze vom Haken an der Wand und band sie um. »Verschwendest du
immer ganze Tage in deinem Schlafzimmer?« konterte sie.
Eigenartigerweise
ärgerte es sie weit mehr, daß Eli bei Earline wohnte, als fünftausend Dollar
für die Schulden ihres Vaters bezahlt zu haben.
In diesem
Augenblick brüllte Webb oben irgend etwas, und das Geräusch laufender Füße –
vermutlich Susans – erklang.
»Apropos ganze
Tage im Schlafzimmer verschwenden«, bemerkte Eli, und obwohl er lächelte,
blickten seine Augen ärgerlich. »Was macht Hutcheson eigentlich?«
»Es geht
ihm schon viel besser«, antwortete Bonnie und bückte sich, um ihr Lächeln zu
verbergen. So ist das also, dachte sie. Eli wohnte bei Earline und löst soviel
Klatsch aus, wie er kann, weil er auf Webb eifersüchtig ist!
»Es wird
viel über dich und Hutcheson geredet, Bonnie. Das meiste davon gefällt mir gar
nicht.«
Das kann
'ich mir vorstellen, dachte Bonnie und bemühte sich, ernst zu bleiben, als sie
Eli anschaute. »Das ist nichts Neues«, erwiderte sie gelassen. »Die Leute haben
von Anfang an über mich und Webb geredet.«
Das schien
Eli nicht zu besänftigen. »Ist er noch in deinem Zimmer?«
»Natürlich.
Wo denn sonst? Das einzige andere Bett gehört Katie, und er ist viel zu groß
und kräftig, um auf meinem altersschwachen Sofa zu schlafen.«
Die sanfte
Betonung, die Bonnie auf > groß und kräftig < gelegt hatte, war Eli nicht
entgangen. Sein Gesicht rötete sich, er sah so aus, als würde er gleich
explodieren. Aber es gelang ihm, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Ich
glaube, ich schaue mal nach Hutcheson. Nur um zu sehen, wie es ihm geht – falls
du nichts dagegen hast, natürlich nur.«
»Warum
sollte ich, Eli?« entgegnete Bonnie lächelnd. »Ein kranker Mann braucht alle
Aufheiterung, die er bekommen kann.«
Als Eli
hinaufgegangen war, kam Tuttle herein. Seit Webbs Redaktion zerstört war, half
der Junge mit, die neuen Arbeiterunterkünfte zu errichten. Die Betätigung an
der frischen Luft bekam ihm gut, er war viel kräftiger geworden und wirkte nun
fast schon wie ein erwachsener Mann.
»Guten Tag,
Madam«, grüßte er höflich. »Es ist Zeit für meine Lesestunde.«
Bonnie, die
wieder an die verlorenen fünftausend Dollar dachte, war nicht imstande, sich
ein Lächeln abzuringen. »Katie ist oben«, antwortete sie brüsk.
Tuttle
schien verletzt; seit Wochen saß er Abend für Abend mit Katie am Küchentisch
und ließ sich in Rechtschreibung, Grammatik und Lesen unterrichten. Der Eifer,
den er dabei bewies, war bewundernswert, und Bonnie schämte sich, so
unfreundlich gewesen zu sei. Als sie ihm zulächelte, hellte sich seine Miene
augenblicklich auf.
Kurz darauf
kam Eli die Treppe hinunter, Rose Marie und ihre lebensgroße Puppe auf dem Arm.
»Dieses Haus ist ein Zirkus«, erklärte er.
Seine
Ansichten interessierten Bonnie nicht, zumindest nicht in diesem Augenblick.
»Wohin willst du mit meiner Tochter?«
»Rose Marie
ist auch meine Tochter«, entgegnete er sachlich. »Mit deiner gnädigen
Erlaubnis würde ich gern den Abend mit ihr verbringen.«
Eine
schreckliche Vorstellung bedrängte Bonnie plötzlich. Eli hatte doch wohl nicht
vor, Rose in Earline Kalbs Pension zu bringen! »Du wirst meine ... unser Kind
doch nicht in das Haus dieser ... dieser Person mitnehmen!«
»Was hast
du denn auf einmal gegen Genoa?« entgegnete Eli verblüfft.
»Du weißt
sehr gut, daß
Weitere Kostenlose Bücher