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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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vergeblich nach dem Türknauf griff, bevor sie
ihn erwischte.
    »Mrs.
McKeige!« rief der Bankdirektor und eilte ihr rasch nach. »Sie haben Ihre
Besitzurkunde vergessen.«
    Annabel
beachtete ihn nicht, sondern hastete hinaus zur Straße, wo sie um ein Haar mit
Jeffrey Braithewait zusammenstieß, der gerade aus dem Mietstall kam, und zum
ersten Mal in ihrem Leben war sie froh, ihm zu begegnen.
    Das Leben
auf dem Land schien Jeffrey gut zu tun; er hatte das Stadium des Anfängers mit
bewundernswertem Tempo überwunden. Jetzt wirkte er fast sympathisch, und auch
von seinem früheren Hochmut war ihm nichts mehr anzumerken.
    »Annabel!«
sagte er lachend, während er nach ihren Schultern griff, um sie zu stützen. »Wo
willst du hin, daß du es so eilig hast?«
    Sie atmete
mehrmals tief ein und dann langsam wieder aus, aber die Technik, die ihr sonst
immer half, sich zu beruhigen, versagte heute. »Jeffrey, sag mir, wo ich
Gabriel finden kann – oder besser noch, bring mich hin zu ihm!«
    Jeffreys
Miene wurde ernst, aber nicht aus Eifersucht, wie sie erleichtert feststellte,
sondern weil er beunruhigt war. »Er ist in einer der Silberminen. In der Silver
Shadow, glaube ich. Komm mit, wir mieten uns einen Wagen, um hinzufahren.«
    Annabels
eigener Wagen befand sich auf der Ranch, weil er angeblich irgendwelche
Reparaturen nötig hatte. »Danke«, sagte sie und atmete schon etwas ruhiger.
    »Was ist
denn los?« fragte Jeffrey, während einer der Mietstallangestellten den Wagen
vorbereitete. »Du siehst schrecklich aus – ganz und gar nicht so gesund und
blühend wie sonst befürchte ich.«
    Annabel
legte eine Hand an ihre Stirn und versuchte zu
lächeln, aber es gelang ihr nicht. Sie neigte sonst eigentlich nicht dazu, in
Panik zu geraten, aber die plötzliche Erkenntnis, daß ihrem Sohn auch weiterhin
Gefahr drohte, hatte sie zutiefst bestürzt. »Es ist nur so, daß ...
Wahrscheinlich klinge ich jetzt wie eine hysterische Mutter, Jeffrey, aber ...
ich habe Angst um Nicholas.«
    Der Wagen
wurde aus der Scheune vorgefahren, und Jeffrey half Annabel beim Einsteigen,
bevor er selbst aufstieg, um die Zügel zu übernehmen. »Ich dachte, er befände
sich auf dem Weg der Besserung?«
    Wie hatte
sie so blind sein können? Und wieso war Gabriel so blind gewesen?
    »Annabel?«
beharrte Jeffrey, während er das Pferd mit einem leichten Klatschen der Zügel
in Bewegung setzte.
    »Verdammt,
Jeffrey«, rief Annabel nervös, »halt den Mund und fahr einfach!«
    Ein
unangenehmes Schweigen herrschte auf dem Weg zur Mine zwischen ihnen. Annabel
konnte sich nicht zu einer Entschuldigung überwinden, obwohl sie wußte, daß sie
angebracht gewesen wäre, und Jeffrey war verständlicherweise nicht geneigt,
eine Unterhaltung mit ihr zu beginnen. Als sie endlich eintrafen, nach fast
einer Stunde schneller Fahrt, und Gabriel aus den Tiefen des Schachts gerufen wurde,
von Kopf bis Fuß mit schwarzem Staub bedeckt, als er erschien, kam sie sich ein
bißchen albern vor.
    Was ihre
Entschlossenheit jedoch in keinster Weise minderte.
    »Ich muß
dich unter vier Augen sprechen«, informierte sie Gabriel und stieg vom Sitz
des Wagens, bevor weder er noch Jeffrey ihr behilflich sein konn ten, was dazu
führte, daß sie sich fast mit den Füßen in ihrem langen Rock verhedderte.
    »Nicholas
...?«
    Annabel
nahm Gabriels Arm und zog ihn mit sich fort.
    »Nicholas
geht es gut«, versicherte sie ihm hastig. »Im Augenblick zumindest noch.«
    Gabriel
blieb stehen und starrte ärgerlich auf sie herab. »Verdammt noch mal, Annabel,
du hast mich so erschreckt, daß ich fast einen Herzanfall bekommen hätte«,
fuhr er sie an und gab sich nicht die geringste Mühe, nicht zu laut zu werden.
»Was, zum Teufel, wolltest du mir sagen?«
    Annabel
befeuchtete mit der Zungenspitze ihre Lippen. »Ich mache mir Sorgen, weil
Nicholas ... weil er dauernd übt ...«
    »Übt?«
fragte Gabriel verständnislos.
    »Mit seinem
45er«, beeilte Annabel sich zu erklären. »Ich weiß nicht, warum wir es nicht
schon früher erkannt haben ... Gabriel, Nicholas scheint ganz fest damit zu
rechnen, daß es zu einer Schießerei zwischen ihm und Jack Horncastle und
vielleicht noch einigen anderen kommen wird!«
    Zuerst sah
Gabriel sehr verblüfft aus, aber dann hätte Annabel schwören können, daß er
unter all dem Schmutz in seinem Gesicht erblaßte. »Horncastle ist im Gefängnis
– das weißt du. Und die anderen Mitglieder seiner Bande auch.«
    Zum zweiten
Mal an diesem Tag spürte

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