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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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hatten gerade die Verträge für den Erwerb der
Immobilie unterzeichnet, obwohl Miss Sermon nicht persönlich erschienen war, um
ihre Interessen zu vertreten.
    Annabel
vermied Oldmixens Blick. Es war schon schlimm genug, ihm zuhören zu müssen,
ohne ihn auch noch anzusehen. »Ich werde es den Leuten am Sonntag morgen sagen,
nach dem Gottesdienst«, erwiderte sie, eine Spur zu defensiv vielleicht. Sie
fühlte sich nicht besonders gut, und Nicholas, der gegen seinen Willen in jenes
Haus umgezogen war, das sie gekauft und mit Jessies abgelegten Möbeln eingerichtet
hatte, begann sich als ausgesprochen schwieriger Patient zu erweisen. Am
schlimmsten jedoch war, daß sie Gabriel seit dem Tag nicht mehr gesehen hatte,
als sie ihm von ihrem Vorhaben erzählt hatte, den Saloon zu kaufen und zu
schließen, und sie merkte jetzt, daß er ihr ganz schrecklich fehlte.
    Ihr Stolz
erlaubte ihr nicht, ihn aufzusuchen, obwohl die Versuchung von Tag zu Tag
größer wurde. Es waren nicht so sehr die Nächte mit ihm, was sie vermißte,
obwohl das natürlich auch ein Grund war. Aber mehr noch als Gabriels
Zärtlichkeit und leidenschaftliche Umarmungen vermißte sie ihre Wortgefechte.
    Trotz allem
jedoch war es ein erhebendes Gefühl, einen Punkt gegen Gabriel McKeige errungen
zu haben – das war etwas, was nur sehr schwer zu erreichen war und gebührend
gefeiert werden mußte.
    »... wir
werden alle ruhiger schlafen, sobald Captain Sommervale eine bewaffnete
Patrouille herschickt, um Jack Horncastle und die anderen nach Fort Duffield
zum Prozeß zu überführen.«
    Annabel
widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Mr. Oldmixen. Sie hatte nicht viel über die
Bande nachgedacht – sie wußte nur, daß etwa ein Dutzend Männer im Gefängnis
saßen. Und wenn sie überhaupt einmal an sie gedacht hatte, dann nur mit dem
sehr unchristlichen Gedanken, sich an dem Mann zu rächen, der ihren Sohn
verwundet hatte.
    »Nicholas
wird zu dem Prozeß als Zeuge vorgeladen werden«, sagte sie.
    »O ja, ganz
sicher«, stimmte Oldmixen zu. »Es war für die ganze Stadt ein Schock zu
erfahren, daß einer ihrer beliebtesten Söhne nichts weiter als ein gewöhnlicher
Strauchdieb ist.«
    »Jack
Horncastle ist erheblich schlimmer als das«, sagte Annabel und dachte
schaudernd daran, wie Nicholas am Tag der Schießerei ausgesehen hatte.
Blutüberströmt und dem Tod so nahe, daß er ihr manchmal beinahe durchsichtig
erschienen war und sie in ihrer Verzweiflung oft gedacht hatte, sie könne ihre
Hand durch ihn hindurchstrecken. Jetzt, wo sie sich daran erinnerte, fühlte
sie, wie sich eine kalte Hand auf ihre Seele legte. »Er hätte meinen Sohn
getötet, wenn Gott nicht seine Hand über ihn gehalten hätte.«
    Der
Bankdirektor warf einen unbehaglichen Blick zum Gefängnis hinüber; es war nicht
viel zu sehen auf der Straße, nun, wo die Postkutsche abgefahren war und Miss
Sermons Mädchen, die keine Ahnung hatten, daß sie schon bald entlassen würden,
sich in den schattigen Saloon zurückgezogen hatten.
    »Ich hoffe,
daß Captain Sommervales Division bald kommt«, bemerkte Oldmixen versonnen. »Ein
Dutzend Männer in einer einzigen Zelle festzuhalten, ist, als wollte man
genauso viele Klapperschlangen in einer Tabakdose einsperren. Irgendwann
müssen die Wände unter dem Druck ganz einfach nachgeben.«
    Annabels
Magen verkrampfte sich, und sie verspürte die ersten Anzeichen einer
aufsteigenden Übelkeit. Seit dem Tag, an dem ihr klargeworden war, daß Nicholas
überleben würde, hatte sie sich nicht mehr um ihn gesorgt, aber jetzt begriff
sie plötzlich, daß er noch nicht außer Gefahr war. Er stand zwar schon hin und
wieder auf, aber er ermüdete sehr schnell, und wenn er nicht gerade schlief
oder Miss Olivia Drummond im Wohnzimmer becircte, spielte er mit seinem 45er
Revolver. Zog ihn, ein wenig ungeschickt noch, aus dem Halfter, steckte ihn
wieder ein und zog ihn wieder – immer wieder, bis er schließlich blaß war vor
Erschöpfung und neu erwachtem Schmerz.
    Natürlich, dachte Annabel mit
wachsendem Entsetzen. Nicholas wollte seine verlorene Schnelligkeit aus einem
ganz bestimmten Grund zurückgekommen – und nicht nur aus Prinzip. Wie hatte
sie nur glauben können, er vertreibe sich lediglich die Zeit damit? Er rechnete
damit, Horncastle noch einmal zu begegnen, und das nicht etwa in der relativen
Sicherheit eines Militärgerichts.
    Annabels
Herz pochte in ihrer Kehle wie ein aufgeschreckter kleiner Vogel, und sie war
so aufgeregt, daß sie mehrmals

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