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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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mit einer
Geste einlud, ihr ins Haus zu folgen.
    »Ist er
nicht hier?« fragte Jeffrey zurück und trat ein, dicht gefolgt von ihren
Hunden, die natürlich prompt wieder hinausgeschickt wurden. Durch die offene
Tür sah Annabel, wie sie sich hechelnd im Schatten eines großen Baumes
niederließen.
    »Nein.« Sie
wusch ihre Hände am Becken und setzte Wasser auf, um frischen Kaffee aufzubrühen.
Die Hausarbeit ging ihr ein wenig leichter von der Hand, seit sie allein mit
Nicholas in ihrem Haus in der Stadt gelebt hatte, und deshalb hatte sie den
ehrgeizigen Plan gefaßt, heute mit der Wäsche zu beginnen.
    Jeffrey
ließ sich dankend eine Tasse Kaffee geben, und Annabel setzte sich mit ihrer
eigenen zu ihm.
    Er
lächelte. »Verzeihen Sie, Madam«, scherzte er, »aber können Sie mir sagen, wie
ich eigentlich in diesen wilden, wilden Westen gekommen bin? Das Letzte, woran
ich mich erinnere, ist, daß ich in meinem Londoner Club saß, die Zeitung las
und einen Brandy trank.«
    »Du warst
immer schon ein Abenteurer«, antwortete Annabel. Sie hatte geglaubt, Jeffrey
habe sich vor seiner Reise nach Amerika in Australien aufgehalten. »Was hast du
als nächstes vor? Es muß dich doch allmählich langweilen, Zäune abzureiten –
immerhin machst du das schon eine ganze Woche.«
    Jeffrey
verzog das Gesicht. »Ich fürchte, dieses Leben ist zu idyllisch für mich. Ich
werde bald nach San Francisco weiterreisen.«
    »Und wohin von
dort aus?«
    »Wer weiß?
Dann fahre ich vielleicht nach Hongkong oder in irgendein anderes fernes,
unbekanntes Land.«
    Annabel
seufzte. Obwohl sie sehr glücklich war in Amerika, mit Gabriel und Nicholas und
dem neuen Kind, auf das sie sich so freute, hatte sie den Traum, Evanwood,
ihren Familiensitz, zurückzugewinnen, viel zu lange gehegt, um ihn so einfach
aufzugeben. »Du wirst also nicht nach England zurückkehren?«
    Ein
Ausdruck von Trauer erschien für einen Moment in Jeffreys Augen, den er jedoch
rasch verbarg. »In der nächsten Zeit wohl nicht«, sagte er. »Ich hatte
vorgehabt, dort mit dir zu leben. Ich ertrage es noch nicht, zurückzukehren –
zu viele zerbrochene Träume, über die ich stolpern würde.«
    »Es tut mir
leid«, sagte Annabel aufrichtig. »Aber du mußt zugeben, daß ich dich nie zu dem
Glauben ermutigt habe ...«
    »Oh, das
weiß ich«, gab Jeffrey zu. »Aber ich war trotzdem optimistisch. Mach dir nichts
daraus. Das ist so meine Art.« Er hielt einen Moment lang inne. »Und du, meine
schöne Annabel? Wirst du dein Haus in England und all deine hübschen Sachen
dort verkaufen?«
    »Ich weiß
es nicht«, erwiderte sie versonnen. Sie konnte sich ihre Gemälde und ihre
Teppiche, ihren Schmuck und ihre seidenen Kissen nicht in diesem rustikalen
Haus hier im Wilden Westen vorstellen, ganz gleich, wie solide und geräumig es
auch sein mochte. »Dinge, die mir früher ungeheuer wichtig waren, kommen mir
jetzt wie unnützer Ballast vor. Es sind die Menschen, die wichtig sind,
Jeffrey, und nicht ein Stückchen Porzellan und Glas. Warum habe ich nur so
lange gebraucht, um das zu begreifen?«
    Jeffrey
nahm ihre Hand und drückte sie. »Du weißt es jetzt – und hast es wahrscheinlich
schon die ganze Zeit gewußt«, sagte er tröstend, um dann ganz plötzlich, wie es
so typisch für ihn war, das Thema zu wechseln und ihr von seinen Plänen für
seine Reise nach San Francisco zu erzählen.
    Annabel
versuchte, ihm zuzuhören, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Das
Zimmer, das eben noch so voller Licht gewesen war, wurde für eine Sekunde oder zwei
ganz dunkel, als die Sonne hinter einer Wolke verschwand, und obwohl es sehr
warm an diesem Morgen war, fröstelte es Annabel.
    Wo war Nicholas?

17. Kapitel
    Gabe verspürte jeden Ruck und jedes
Holpern, jedes Stolpern des Pferdes seines Sohnes in seinen eigenen Knochen,
als Nicholas mit grimmigem Gesichtsausdruck und ohne sich zu beklagen an
seiner Seite ritt.
    Die
Landschaft wurde felsiger, bewaldeter und schroffer,
als sie immer höher ins Gebirge vordrangen. Obwohl es erst Mitte Juli war, war
die Nachtluft hier so kalt wie im Oktober unten in den Tälern. Die Rufe kleiner
Tiere und das Wispern des Windes vereinten sich zu einer ganz besonderen
Musik, die nie dieselbe Note zweimal anschlug.
    Gabe
vermutete, daß sie auf dem Weg zu einem ganz bestimmten Lager waren, oder zum
ersten in einer ganzen Reihe solcher Lager, zu denen Charlie Nicholas im Laufe
der Jahre mitgenommen hatte. Wahrscheinlich sogar recht häufig, denn

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