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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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schon aus viel geringeren Gründen übertreten.«
    »Du glaubst
doch nicht im Ernst ...«
    Nicholas
lachte; aber es klang alles andere als humorvoll. »Nein. Dein Gewissen würde
dir dabei im Wege stehen, genau wie meins mich gestört hat. Ich habe nur Spaß
gemacht, Pa.«
    Gabe stieß
einen unterdrückten Fluch aus.
    »Schade,
daß Annabel nicht schon früher zurückgekommen ist«, fuhr Nicholas belustigt
fort. »Seit sie da ist, scheint bei dir jedenfalls keine Langeweile mehr aufzukommen.«
    »Ich hoffe
nur, daß diese Bemerkung nicht den nötigen Respekt vermissen läßt, mein Junge«,
knurrte Gabe.
    »Aber
keineswegs«, versicherte Nicholas seinem Vater. »Es war mir völlig ernst. Ich
glaube, daß Annabel ein Rätsel für dich ist, genau wie du es für sie bist. Sie
läßt dir keine Ruhe, weil du ständig über sie nachdenkst und versuchst, ihren
nächsten Schritt zu erraten und ihr zuvorzukommen.«
    Gabe
lachte. »Das mag schon sein«, gab er zu. Im Augenblick vermißte er Annabel mit
jeder Faser seines Seins, trotz ihrer scharfen Zunge, ihrer leichtsinnigen
Ideen und verrückten Einfälle. Der östliche Horizont begann sich mit dem ersten
Tageslicht zu färben, obwohl noch Stunden vergehen würden, bevor die Sonne
aufging, und Gabe wünschte plötzlich, er wäre noch bei Annabel zu Hause und
läge neben ihr in seinem Bett.
    »Es ist
anders bei Olivia und mir«, sagte Nicholas. Für ihn war das ein völlig
unverhofftes Eingeständnis; Gabe hatte bisher nicht einmal den Namen einer
Frau aus dem Munde seines Sohns gehört, ganz zu schweigen von einem Wort über
seine Gefühle zu irgendeiner Frau. »Bei ihr zu sein ist wie in einer kalten
Nacht an einem warmen Feuer zu stehen – oder sich vor dem Regen unter ein
solides Dach zu flüchten.« Er hielt einen Moment inne, um dann mit einiger
Überwindung fortzufahren: »Auch die Leidenschaft ist da. Manchmal denke ich,
daß ich den Verstand verliere, wenn ich diese Frau nicht bald haben kann – aber
das Warten ist auf seine Weise auch sehr schön.«
    Gabe hörte
nur schweigend zu, ein Trick, den er in der Vergangenheit schon oft erfolgreich
angewandt hatte. Es gefiel ihm nicht, wie Nicholas aussah, aber er wußte auch,
daß er ihn nicht davon hätte abhalten können, ihn zu begleiten.
    »Ich kann
Olivia erst bitten, mich zu heiraten, wenn diese ganze Sache endlich
ausgestanden ist«, sagte Nicholas mit einem wehmütigen Blick auf die dicken
Verbände, die sich unter seinem Hemd abmalten. »Nicht eher, bis ich ihr ein
richtiger Ehemann sein kann.« Er richtete seinen ernsten Blick auf Gabe. »Ich
werde ein Haus auf der Ranch bauen, sobald ich entschieden habe, wo es stehen
soll.«
    Gabe
schwieg noch immer und freute sich im stillen, daß sein Sohn endlich erwachsen
wurde, obwohl er andererseits auch dem temperamentvollen kleinen Jungen
nachtrauerte, der Nicholas einst gewesen war. Er wollte jedoch nichts dazu
sagen, bis Nicholas ihm eine direkte Frage stellte; ein weiser Entschluß, da
Gabe nicht sicher war, ob er seiner eigenen Stimme trauen konnte.
    »Es stört
Olivia, daß sie älter ist als ich.«
    Keine
Frage, keine Antwort. Gabe hütete sich, etwas zu sagen. Anders als Annabel und
Jessie sah er den Altersunterschied nicht als Problem an. Außerdem schien
seine Theorie sich zu bestätigen: Miss Olivia Drummond hatte einen mäßigenden
Einfluß auf Nicholas, und das war in jeder Hinsicht gut.
    »Ich
persönlich finde, daß das Alter überhaupt nichts damit zu tun hat«, erklärte
Nicholas im beschwörenden Tonfall eines Anwalts, der vor den steinernen Mienen
der Geschworenen für seinen Fall plädiert. »Selbst wenn es einen Unterschied in
ihrem Aussehen machen würde, was nicht der Fall ist, würde es mich nicht
kümmern. Wichtig für mich ist nur, welche Gefühle Olivia in mir weckt. Daß sie
mich wünschen läßt, ein besserer Mensch zu sein, als ich es bin.«
    Gabe
lächelte nur und wartete.
    »Du magst
sie, Pa, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte
Gabe. »Und deine Mutter auch. Obwohl es ihr wahrscheinlich widerstrebt, dich so
schnell wieder herzugeben.«
    Nicholas
biß für einen Moment die Zähne zusammen, doch dann entspannte er sich wieder
und hielt den Blick auf den mondbeschienenen Pfad vor ihnen gerichtet. »Das
hätte sie sich früher überlegen sollen, meinst du nicht?«
    Gabe brach
seine eigene Regel und gab Nicholas einen guten Rat. »Schließ Frieden mit
deiner Mutter«, sagte er ruhig. »Die Kraft, die es dich kostet, sie zu hassen,
würdest du besser

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