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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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darauf verwenden, ein besseres neues Leben zu beginnen.«
    Selbst in
der Dunkelheit sah Gabe, wie Nicholas errötete. »Ich hasse Mut ... Annabel
nicht«, erwiderte er grollend. »Es ist viel komplizierter.«
    »Ganz und
gar nicht«, widersprach Gabe ruhig. »Deine Mutter war nicht hier, als du sie
gebraucht hast, und das hat dich furchtbar wütend gemacht. Es wäre besser, wenn
du dir das endlich eingestehen würdest, dir selbst und deiner Mutter.«
    »Wenn ich
beginnen würde, Annabel zu sagen, was ich denke, könnte ich wahrscheinlich
nicht mehr aufhören. Und das würde sie zerstören.«
    Gabe gab
einen leisen Ton von sich, der wie ein Kichern klang. »Du kennst Annabel nicht,
wenn du glaubst, daß bloße Worte sie zerstören könnten.« Danach schwieg er und
betrachtete Nicholas' trotziges Profil für eine Weile, bevor er fortfuhr. »Es
stimmt schon, daß deine Mutter ein paar Tränen vergießen und verletzt sein
würde, wenn sie hört, was du zu sagen hast. Aber sie ist stark genug, um das zu
ertragen und noch sehr viel mehr, Nicholas, und wenn es die Barrieren zwischen
euch einreißt, wird sie unendlich froh darüber sein, ganz gleich, wie sehr sie
im ersten Moment auch leiden mag.«
    Nicholas
wandte sich nun endlich um und schaute seinen Vater an. »War dieser kleine
Vortrag für mich bestimmt, Pa«, fragte er, »oder hast du mit dir selbst
geredet?«
    Gabe
unterdrückte einen Seufzer. Er und Annabel hatten sich versöhnt, zumindest
körperlich, und wahrscheinlich sogar ein Kind dabei gezeugt. Aber es gab noch
immer Dinge, die geklärt, und Einigungen, die zwischen ihnen erzielt werden
mußten.
    »Du verfügt
über einen gesunden Menschenverstand, Nicholas«, erwiderte er schließlich,
»und manchmal habe ich Schwierigkeiten, das zu akzeptieren.«
    Nicholas
streckte die Hand aus und klopfte seinem Vater kameradschaftlich auf die
Schulter. »Ich auch«, gab er zu.
    Danach
ritten sie schweigend weiter, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, obwohl
sie beide den Willen auf ein gemeinsames Ziel gerichtet hatten: Charlie
aufzuspüren.
    Annabel fragte sich, ob es ein Anzeichen
für eine positive Veränderung ihres Charakters war, daß sie nicht auf der
Stelle loszog, um Nicholas zu suchen, oder ob es nicht eher ein Symptom einer
neu erworbenen Feigheit war, geboren aus sinnlicher Zufriedenheit und
Schwangerschaft.
    Nachdem
Jeffrey seinen Kaffee getrunken hatte und gegangen war, hängte sie die Laken
ihres Sohnes an die Wäscheleine, um sie auszulüften, schaute sich den Inhalt
von Charlies Speisekammer an und beauftragte zwei der Cowboys, draußen im Hof
ein großes Feuer anzuzünden und Wasser für die Waschzuber zu pumpen. Nachdem
sie Seifenpulver und Bleiche gefunden hatte, holte sie die schmutzige Wäsche
aus ihrem und aus Nicholas' Zimmer. Die meisten seiner Sachen lagen in einem
unordentlichen Haufen auf dem Boden seines Schranks.
    Sie
vermutete, daß dieser hektische Anfall von Ordnungsliebe bald vergehen würde,
da es eine schier unlösbare Aufgabe war, einen so großen Haushalt ohne
Dienstboten zu führen, aber Annabel war fest entschlossen, diese Energie zu
nutzen, solange sie vorhanden war. Diese normalen alltäglichen Verrichtungen,
so simpel sie auch sein mochten, erschienen ihr realer als alles, was sie in
den letzten zwölf Jahren ihrer Abwesenheit getan hatte.
    Gegen
Mittag flatterten frisch gewaschene Hemden und Hosen an der Wäscheleine,
Bettwäsche und viele ihrer eigenen Röcke und Blusen. Ihre Unterwäsche –
Hemden, Beinkleider und Unterröcke aus feinsten Seiden- und Baumwollstoffen,
die die Cowboys, die den ganzen Tag lang ein und aus gingen, nicht zu sehen
brauchten, hingen auf einem hölzernen Wäschetrockner im großen Schlafzimmer.
    Als sie mit
der Wäsche fertig war, erstellte Annabel eine ausführliche Liste aller
Vorräte, die benötigt wurden, und bat Mr. Hilditch, ihren Wagen anzuspannen
und vorzufahren. Obwohl sie eigentlich erwartet hatte, nach diesem
anstrengenden Morgen müde und erschöpft zu sein, war sie auch jetzt noch voller
Energie und Tatkraft.
    Ein
Liedchen summend, zog Annabel sich um, steckte ihr Haar auf und fuhr mit ihrer
Einkaufsliste in die Stadt. Gabriels Vorarbeiter und zwei andere Männer
bestanden darauf, sie zu begleiten, hielten sich aber in respektvoller Distanz.
    Der Anblick
des Samhill Saloons, der trostlos und verlassen wirkte, seit Miss Sermon
abgereist war, dämpfte Annabels gute Laune ein wenig, und wenn auch nur
vorübergehend. Am Sonntag nach

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