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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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um, in der es aussah wie auf einem
Schiffswrack.
    Vorsichtig,
um keinen Lärm zu machen, räumte Gabe die Kessel fort, trug die Wanne in den
Hof hinaus und leerte sie dort aus. Dann ging er wieder hinein, um den Boden
aufzuwischen und das fast erloschene Feuer im Herd zu schüren.
    Er war
hungrig, und es war anzunehmen, daß es eine lange Nacht wurde, gefolgt von
einem noch längeren Tag sogar.
    Innerhalb
weniger Minuten hatte Gabe Kaffee aufgebrüht und eine Dose Bohnen aus der
Speisekammer aufgewärmt.
    Als er
gegessen hatte, legte er seinen Waffengurt an und ging ins Arbeitszimmer, um
sein bevorzugtes Gewehr
zu holen. Er hatte eigentlich vorgehabt, eine Nachricht für Annabel zu
hinterlassen, doch dieser Gedanke war vergessen, als er über die Schwelle trat
und sah, daß eine Lampe brannte und Nicholas, voll angekleidet, hinter seinem
Schreibtisch saß.
    Der 45er
lag vor ihm und glänzte noch vom Öl, mit dem Nicholas ihn eben erst gereinigt
hatte.
    »Ein
bißchen spät, um auszugehen«, bemerkte er und wischte sich die Finger an
demselben Tuch ab, mit dem er den Colt gereinigt hatte. Er besaß die Waffe seit
seinem fünfzehnten Geburtstag und kannte sich bestens damit aus, konnte sie
sogar im Dunkeln auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Dafür hatte Gabe
gesorgt. Persönlich.
    »Findest
du?« fragte Gabe, während er das Gewehr, die Lederscheide und eine Schachtel
Patronen aus dem Schrank nahm.
    »Du willst
Charlie suchen«, sagte Nicholas ruhig.
    »Wäre es
dir lieber, wenn ich es nicht täte?« fragte Gabriel und setzte sich, um das
Gewehr zu laden.
    Nicholas
schüttelte den Kopf »Nein. Er ist schon viel zu lange fort, und irgend etwas
stimmt da nicht. Ich möchte dich bloß begleiten.« Er konnte sehr geduldig sein
– und ausgesprochen höflich – wenn es seinen Zwecken diente.
    »Da hast du
leider Pech gehabt«, antwortete Gabriel. »Du würdest aus dem Sattel fallen,
falls es dir überhaupt gelänge, dich hineinzusetzen, und deine Mutter würde mir
das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich es dich versuchen ließe.«
    »Du weißt
nicht, wo du suchen mußt. Ich schon. Ich bin schon tausendmal mit Charlie dort
oben in den Bergen gewesen.«
    »Ich auch.
Ich schätze, du wirst mir wohl nicht sagen wollen, wo ich ihn finden kann?«
    Nicholas
grinste. »Nein«, antwortete er. »Und falls du ohne mich aufbrichst, mache ich
mich allein auf den Weg. Es wird niemand hier sein, um mich davon abzuhalten.«
    »Ich
glaube, du unterschätzt deine Mutter.«
    »Vielleicht.
Aber ich habe vorhin, bevor ich herunterkam, nach ihr gesehen – als du die
Küche aufräumtest – und bin mir ziemlich sicher, daß sie nicht vor morgen
nachmittag erwachen wird.«
    Gabe spürte,
wie ihm eine heiße Röte in den Nacken stieg, und wartete einen Moment, bevor er
antwortete. »Du bist mir nicht gewachsen, Junge – an einem guten Tag nicht und
schon gar nicht mit all diesen Bandagen um deinen Bauch. Ich hätte keine
Schwierigkeiten, dich hier festzuhalten, wenn ich es wollte.«
    »Du kannst
es gern versuchen, Pa.« Nicholas' Ton war höflich und zuvorkommend. »Und
wahrscheinlich würde es dir sogar gelingen. Es erscheint mir aber wie eine
Menge sinnloser Ärger, da du doch wissen mußt, daß ich mir auf jeden Fall ein
Pferd nehmen und Charlie suchen werde. Wärst du da nicht lieber bei mir, um
mich im Auge zu behalten?«
    Gabriel
lachte rauh. »Verdammt. Du bist genau wie deine Mutter, wenn sie sich etwas in
den Kopf gesetzt hat.«
    Nicholas
stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und das Kinn auf seine Hände und
betrachtete Gabe belustigt. »Ja, ich bin wie Annabel«, räumte er lächelnd ein.
»Zumindest in den wenigen Dingen, in denen ich nicht auf dich komme.«
    Gabe
schaute zu, wie sein Sohn aufstand, den frisch
gereinigten 45er in seinen Halfter schob und um den Schreibtisch herumkam. »Wer
soll sie beschützen, wenn wir beide fort sind?«
    Die List
versagte; Nicholas zog nur eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf, als
ob er sagen wolle: Was für ein kläglicher Versuch. Beide wußten, daß
Annabel Troja gegen die Griechen hätte verteidigen können, und das vermutlich
ohne fremde Hilfe, aber keiner von beiden wollte das Risiko eingehen, die
Theorie zu testen. Und so wurden schließlich der Vorarbeiter und mehrere von
Gabes vertrauenswürdigsten Cowboys damit beauftragt, das Haus von allen Seiten
zu beobachten.
    Zum ersten
Mal in seinem Leben hatte Gabe sich dem Druck gebeugt, wenn auch ganz und gar
nicht

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