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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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zuerst seinem Sohn Anweisungen erteilen und dann Annabel zu
suchen, um mit ihr zu reden und sie wieder zur Vernunft zu bringen. Falls das
nicht klappte – was durchaus anzunehmen war –, blieben ihm nur zwei andere
Möglichkeiten: sie zu verführen oder in den Bach zu springen, um sich
abzukühlen.
    »In der
Stadt, vermute ich«, antwortete einer der Cowboys. »Er war heute morgen hier,
aber jetzt ist er weder in der Baracke noch draußen auf der Koppel.«
    Gabe
beherrschte seinen Ärger. Nicholas bezog ein Gehalt wie alle anderen Arbeiter,
obwohl er die Hälfte der Zeit nicht aufzutreiben war. Kein Wunder, daß die
Leute ihn für einen Banditen hielten, so wie er verschwand, wann immer ihn das
Verlangen danach packte. Und mit Recht nahmen ihm die anderen dies übel, da
sie selbst sehr hart für jeden Penny ihres Lohnes schuften mußten.
    »Wenn du
Nicholas siehst, sag ihm, daß ich mit ihm reden will.« Gabe schwang sich aus
dem Sattel und band sein Pferd beim Wassertrog fest, damit es trinken konnte.
    »Ja, Sir«,
erwiderte der Cowboy. »Soll ich ihn suchen?«
    »Nein, das
tue ich schon selbst«, meinte Gabe und ging zum Haus hinüber.
    Er traf
Charlie in der Küche an, wo er etwas mischte, was wie Kuchen- oder Brotteig
aussah. Nachdem Gabe seinem alten Freund kurz zugenickt hatte, pumpte er Wasser
in einen Eimer und ging dann wieder zur Veranda, wo der Waschtisch stand.
    »Hast du
Nicholas gesehen?« fragte er von der Tür her.
    Charlie
schüttelte den Kopf. »Nicht seit gestern abend, als er einen meiner guten
Teller auf dem Hof stehenließ«, antwortete er. Der Gesichtsausdruck des
Indianers hatte sich nicht verändert – das tat er nie –, aber er klang jetzt
wie eine empörte Hausfrau. »Stell dir vor, er hat den Hunden mein Ragout
gegeben!«
    Gabe verkniff
sich rasch ein Grinsen. Er wagte nicht, etwas zu erwidern; Charlies Essen
mochte zwar nicht besonders schmackhaft sein, aber es füllte wenigstens den
Magen, und es gab keinen anderen Mann auf der Ranch, der bereit gewesen wäre,
diese Aufgabe zu übernehmen. »Erinnere mich daran, daß ich Nicholas an einen
Zaunpfahl binde und ihn auspeitsche«, bemerkte er trocken. »Wo ist Annabel?
Ist sie schon aufgestanden?«
    Charlie
wirkte jetzt belustigt, aber auch ein bißchen triumphierend, wie jemand, der
gerade nach einer Reihe von Beleidigungen die Oberhand gewonnen hat. »Auf? Sie
ist schon eine halbe Stunde, nachdem du das Haus verlassen hattest,
fortgefahren. Sie wollte nicht einmal, daß ich ihr ein Frühstück mache.«
    Gabe preßte
die Lippen zusammen, ging mit dem Eimer hinaus und nahm die Emailleschüssel von
ihrem Haken an der Wand. Er streifte sein Hemd ab und warf es über das
Geländer, knallte die Schüssel auf den Tisch und füllte sie mit Wasser, bevor
er nach der gelben Seife griff, die scharf genug war, um ein Wildschwein damit
zu häuten, und schäumte mit raschen, wütenden Bewegungen sein Gesicht und
seinen Oberkörper ein.
    Annabels
Hunde kamen zu ihm herübergetrottet, schnüffelten an ihm und winselten.
    »Verschwindet!«
knurrte Gabe unfreundlich. Verdammt, er hätte es aber auch wirklich besser
wissen sollen, als
sich einzureden, er und Annabel hätten ihre Unstimmigkeiten über ihr Leben in
der Stadt bereinigt!
    Die Hunde
winselten weiter und rieben sich wie große Katzen an seinen Schenkeln.
    Gabe bekam
Seife in die Augen, als er sie öffnete, um zu sehen, was die Hunde hatten, und
verjagte sie dann mit einem lauten, ärgerlichen Brüllen. Einen Moment später
bekam er den Inhalt des Wassereimers ins Gesicht, gefolgt vom Wasser in der
Schüssel.
    Gabe
schüttelte den Kopf, spritzte Seifenschaum in alle Richtungen, und als er
endlich wieder sehen konnte, erkannte er Charlie.
    »Da ist
jemand, der dich sprechen will«, sagte der Indianer, den Eimer in der einen
Hand, die Schüssel in der anderen. Wenn er verärgert war, zeigte er es durch
Handlungen, nicht durch Worte. »Er wartet vorn am Eingang.«
    Der Mann
stand im Schatten, trug ein breites Lächeln zur Schau und die Art von Kleidung,
die ihn auf der Stelle als einen Freund von Annabel auswies.
    »Mr.
McKeige?« fragte er.
    Gabe war in
Gedanken noch bei Charlie. Er tropfte wie ein nasser Hund und war nicht in der
Stimmung für Gesellschaft. Er war ziemlich sicher, daß sein Gesichtsausdruck
sogar Geronimo in die Flucht geschlagen hätte, als er widerstrebend nickte. »Und
Sie sind ...?«
    Der Dandy
strahlte. »Jeffrey Braithewait. Ich bin gekommen, um Annabel zu sehen. Ist

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