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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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Gedanke, daß er so etwas noch
nie zuvor bei einer Frau bemerkt hatte. »Sind Sie hier zur Schule gegangen, Mr.
McKeige?«
    »Nicholas«,
berichtigte er. »Ja. Ja, ich bin hier zur Schule gegangen.«
    »Mr.
McKeige«, beharrte Olivia freundlich und fügte dann hinzu: »Ich bin in San
Francisco aufgewachsen.«
    »Dann sind
Sie einen weiten Weg gekommen.« Nicholas atmete endlich wieder etwas müheloser.
»Werden Sie Ihre Heimat nicht vermissen?«
    Sie wandte
den Blick ab. »Nein«, antwortete sie. »Nein, das glaube ich nicht. Hätten Sie
Heimweh, wenn Sie aus Parable fortgingen?«
    Es fiel
Nicholas nicht schwer, die Wahrheit zuzugeben. »O
doch, das hätte ich, Ma'am«, erwiderte er. »Ich bin kein Mensch, der gerne
reist.«
    »Das
überrascht mich etwas«, gestand Olivia. »Sie sehen wie ein abenteuerlustiger
Mann aus. Ein bißchen wild vielleicht sogar.«
    Ein
bißchen wild sogar. Er
lächelte und begann sich wieder wie er selbst zu fühlen – bis auf die Tatsache
natürlich, daß sein Leben in den letzten Minuten eine unwiederbringliche
Veränderung erfahren hatte. »Ich habe meine Fehler eingesehen«, sagte er.
    Wieder
wandte Olivia den Kopf, um ihn anzusehen. »Wie alt sind Sie, Mr. McKeige?«
    »Fast
zwanzig«, erwiderte Nicholas. »Aber Sie geben mir das Gefühl, mein eigener
Großvater zu sein, wenn Sie mich Mr. McKeige nennen.«
    »Ich bin
Lehrerin«, rief sie ihm in Erinnerung, und ihre Lippen zitterten dabei ein
wenig, worauf Nicholas sie am liebsten in die Arme genommen und geküßt hätte,
vor Gott und aller Welt. »Ich muß den Anstand wahren, wenn ich meinen Posten
behalten will.« Olivia hielt einen Moment inne. »Ich bin im vergangenen März
neunundzwanzig geworden.«
    Das ist
mir egal, dachte
Nicholas, sprach es aber nicht laut aus, weil es dazu noch zu früh war. Olivia
Drummond kennengelernt zu haben, war für ihn das wichtigste Ereignis seines
ganzen Lebens, und deshalb durfte er keinen Fehler machen.
    »Sie werden
hier bei meiner Tante wohnen?« fragte er, während er neben die Schaukel trat
und in Miss Drummonds schöne Augen schaute.
    Olivia
nickte.
    »Das ist
gut«, sagte Nicholas. Vielleicht war das zu direkt gewesen, aber er freute
sich, daß er es ausge sprochen hatte. Es war nicht seine Absicht, Olivia zu
erschrecken, aber er wollte sie haben, so oder so, und je schneller sie das
begriff, um so besser.
    Sie
befeuchtete mit der Zungenspitze ihre Lippen und stand auf, so unverhofft und
plötzlich, daß sie Nicholas beinahe umgeworfen hätte. »Nicholas – Mr. McKeige
...«
    Er mußte
seine ganze Willenskraft zusammennehmen, um sie nicht zu küssen.
    »Was?«
fragte er, und sehr viel von dem, was er empfand, mußte sich in seiner Stimme
verraten haben.
    Olivia war
jetzt zutiefst verunsichert und errötete. »Ich ... ich sollte jetzt wirklich
wieder hineingehen.«
    Nicholas
grinste, nickte und bot ihr seinen Arm. »Sagen Sie, Miss Drummond«, fragte er,
in einem Wispern, das kaum mehr war als die leichte Brise, die die dunklen,
feuchten Locken an ihren Wangen und in ihrem Nacken zauste. »Sind Sie immer so
besorgt darum, was andere Leute denken?«
    »Eigentlich
fast immer, ja«, gestand sie und errötete noch heftiger. »Ich muß mir meinen
Lebensunterhalt verdienen, Mr. McKeige.«
    »Nicholas«,
sagte er.
    »Nicholas«,
gab sie mit einem leisen Seufzer nach.
    »Sie ist
zu alt für dich«,
schalt Jessie zwei Stunden später und bemühte sich, nicht die Stimme zu erheben.
Es war ihr endlich gelungen, Nicholas in der Küche zu erwischen, wo er etwas
von dem übriggebliebenen Kuchen aß. Die anderen Gäste waren längst gegangen,
einschließlich seiner Eltern, und Olivia war oben in ihrem Zimmer und tat, was
immer Frauen
taten, wenn sie gerade von einer lebhaften, anstrengenden Gesellschaft kamen.
    »Das ist
mir egal – und wenn sie hundert wäre«, erwiderte Nicholas ungerührt und leckte
sich den Puderzucker von den Fingern. »Ich will sie haben.«
    Jessie war
auf dem besten Wege, die Beherrschung zu verlieren. Sie ging zu Nicholas, blieb
dicht vor ihm stehen und drohte ihm ärgerlich mit dem Finger. »Jetzt hör mir
mal gut zu, Nicholas McKeige! Miss Drummond ist keine Frau, mit der man seine
Spielchen treibt. Wenn du sie verführst, wirst du mir Rede und Antwort stehen
müssen!«
    »Sie
verführen?« entgegnete Nicholas entrüstet, obwohl er den ganzen Nachmittag
nichts anderes getan hatte, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er
Olivia Drummond ins Bett bekommen konnte. »Du

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