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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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schätzt mich völlig falsch ein,
Tante Jessie.«
    »Ich
wünschte, es wäre so!« versetzte Jessie. »Denkst du, ich wüßte nicht, was du
beabsichtigst? Ich kenne diesen Blick, ich habe ihn schon oft bei dir gesehen.«
    »Ich
schwöre dir, daß es diesmal anders ist«, beteuerte er und hob die Hand, als
wollte er einen feierlichen Schwur ablegen.
    Jessie
schaute ihn nur schweigend an, aber ihre Zweifel waren offensichtlich.
    »Du wirst
schon sehen«, meinte Nicholas, lehnte sich mit verschränkten Armen an den
Küchenschrank und grinste. »Du solltest besser schon damit beginnen, dich nach
einer neuen Lehrerin umzusehen. Denn diese hier wird meine Frau werden.«

11. Kapitel
    »Ich
komme mit«,
erklärte Annabel, als Gabriel ihr nach Jessies Teegesellschaft etwas zögernd
die Ankündigung
machte, er werde in den nächsten Tagen
zweihundert Rinder nach Fort Duffield bringen. Er hatte Annabel zur Ranch
zurückbegleitet, sich sogar
dazu herabgelassen, eigenhändig ihre Kalesche zu lenken, und ihr die
Eingangstür geöffnet wie ein Gentleman.
    Als
nächstes, dachte sie belustigt, wird er noch anfangen, Tee zu trinken.
    »Nein,
Annabel«, erwiderte er mit der gleichen ruhigen Entschiedenheit wie immer.
Offensichtlich hielt er es
für überflüssig, eine Erklärung abzugeben; sein Wort war Gesetz auf dieser
Ranch, und deshalb schien er von ihr zu erwarten, daß sie ebenso widerspruchslos
gehorchte wie alle anderen.
    Im Haus zog
sie die Nadeln aus ihrem federbesetzten Hut und nahm ihn ab, wobei sie
mit einer gewissen
Befriedigung bemerkte, daß Gabriels Blick nicht von ihren
Brüsten wich, als sie sich durch die Bewegung ihrer Arme hoben und senkten.
»Ich lasse es mir nicht
ausreden«, sagte sie, während sie ihre Handschuhe abstreifte. »Ich habe etwas
in Fort Duffield zu erledigen.«
    Gabriel zog
eine Augenbraue hoch. »In Fort Duffield?«
    Annabel
lächelte zerstreut. Da sie sich nicht sicher gewesen war, ob irgend jemand in
Parable – oder auf der Ranch – sie aufnehmen würde, hatte sie mehrere große
Reisekoffer im Fort zurückgelassen. Doch nun besaß sie ein eigenes Haus. Aber
vor allem, und das war das
wichtigste für sie, wollte sie unter vier Augen mit dem Kommandeur des Forts
reden.
    »Nur ein
paar Kleinigkeiten, die ich erledigen muß«, sagte sie.
    »Annabel,
es handelt sich hier nicht um eine Vergnügungsreise. Wir werden zweihundert
Rinder quer durch unberührte Wildnis treiben, und es ist zu erwarten, daß es
Ärger geben wird.«
    Langsam
wandte sie sich zu ihm um und lehnte sich mit dem Rücken an den schmalen Tisch,
der unter dem Spiegel in der Halle stand, wo Gabriel gewöhnlich seinen Hut und
seine Handschuhe ablegte. Neben dem Spiegel befand sich ein Haken, an dem er
seinen Waffengurt aufhängte.
    »Du glaubst
doch wohl nicht, daß Nicholas diese Herde stehlen wird ...«
    Gabriel
trat näher, um seinen Hut auf den Tisch zu legen, seinen Halfter hatte er an
diesem Nachmittag nicht getragen, weil Waffen bei gesellschaftlichen
Veranstaltungen verpönt waren; aber Annabel wußte, daß unter dem Kutschbock
ihrer Kalesche ein Gewehr gelegen hatte.
    Seine Nähe
und seine körperliche Kraft waren ihr so stark bewußt, daß sie sich
unwillkürlich zurücklehnte, in einem nutzlosen Versuch, der überwältigenden
Ausstrahlung dieses Mannes zu entgehen. Heiße Röte stieg in ihre Wangen, als
Gabriels warmer Atem ihre Lippen streifte und ein wundervolles Prickeln in ihr
auslöste, das sie wieder vergessen ließ, was sie eigentlich beunruhigt hatte.
    »Nicholas
ist kein Dieb, ganz gleich, was Sommerwale auch denken mag«, sagte Gabriel,
doch das änderte nichts an der Tatsache, daß Nicholas bis zum Hals in dieser
Sache drinsteckte, ob sie ihn für schul dig hielten oder nicht. »Nein,
Annabel, ich denke, daß jemand anderer dahintersteckt. Jemand ganz anderer. Und
deshalb wirst du uns auch nicht begleiten. Ich habe genug zu tun, ohne mich
auch noch um eine Frau kümmern zu müssen.«
    Annabel
wußte nicht, ob sie froh sein sollte, daß Gabriel ihren Sohn für schuldlos
hielt, oder wütend, weil er sie offenbar nicht für imstande hielt, sich während
eines kurzen Rinderauftriebs um sich selbst zu kümmern. Während manche dieser
Reisen über viele hundert Meilen gingen, unter schwierigsten Bedingungen, war
Fort Duffield nicht so schrecklich weit entfernt. »Ich würde dich treten«,
sagte sie, »wenn ich nicht so dankbar dafür wäre, daß du Nicholas vertraust.«
    Gabriel
lächelte – einen Moment lang

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