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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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nahm er sie in die Arme, unendlich
liebevoll und zärtlich, und küßte sie.

12. Kapitel
    Wenn
Annabel den
Staub von zweihundert Rindern schlucken will, dachte Gabriel, als er und ein
Dutzend Männer am folgenden Morgen bei Tagesanbruch mit den Rindern aufbrachen, dann soll sie es in Gottes Namen tun. Nachdem er den größten Teil der
Nacht damit
verbracht hatte, sie zu lieben, besaß er jetzt einfach nicht mehr die Kraft zu
weiteren Diskussionen. Außerdem wußte er, daß sie sich etwas vorgenommen
hatte; vermutlich war es irgendein verzweifelter Plan, ihren Sohn zu retten.
Und da war es seiner Meinung nach natürlich sicherer, sie in der Nähe zu
haben, wo er auf sie aufpassen und sie beschützen konnte.
    Er
lächelte, als sein Blick über die Herde glitt und er Annabel ganz in der Nähe
sah. Sie sah aber auch wirklich phantastisch aus, wie sie in ihrem dunklen
Reitrock und den hohen schwarzen Stiefeln neben dem Koch auf dem Bock des
Küchenwagens hockte. Ein hellrosa Sonnenschirm, den sie wohl eher aus
praktischen Erwägungen als aus Eitelkeit mitgenommen hatte, ruhte aufgespannt
auf ihrer Schulter. Die Hunde, treu wie immer, trotteten zu beiden Seiten des
Wagens mit und beschnüffelten die Erde ab und zu mit ihren langen Schnauzen,
als wollten sie eine Fährte aufnehmen.
    Es störte
Gabriel nicht sonderlich, daß Jeffrey Braithewait sich ihnen angeschlossen
hatte und bisher die ganze Zeit dicht neben Annabel geritten war. Er sah
ziemlich albern aus in seiner Cowboykleidung, und das knochige Pferd, das ihm
vom Vorarbeiter überlassen worden war und auf dem er mit ziemlich steifem
Rücken hockte, verstärkte diesen Eindruck noch. Alles in allem wirkte er wie
ein ungeschickter, aber wild entschlossener Wachsoldat, der unter allen
Umständen seine Königin beschützen will. Dennoch mußte Gabriel ihm zugestehen,
daß er Beharrlichkeit bewies, und das war eine Eigenschaft, die er mindestens
ebensosehr schätzte wie Courage.
    Als er sich
überzeugt hatte, daß alles bestens orgavisiert war
und die Treiber ihre Arbeit taten, wendete Gabriel sein Pferd und ritt zurück,
um neben dem Küchenwagen zu bleiben. Annabel, fand er, sah nicht älter aus als
sechzehn, aber resolut genug, um es ganz allein mit der gesamten Armee
aufzunehmen – falls es das war, was sie vorhatte.
    Sie war
schon jetzt von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt, und ihr Sonnenschirm war nicht
mehr rosa, sondern grau, aber sie saß trotz allem aufrecht auf dem Kutschbock
da und mit einem Ausdruck in den hellen Augen, der Gabriel aufzufordern schien,
etwas zu ihrer Anwesenheit zu bemerken. Tatsächlich dachte er einen Moment
sogar daran, die Herausforderung anzunehmen, überlegte es sich dann aber
anders und grinste sie nur schweigend an.
    Es war
aufrichtig, dieses Grinsen – aber vor allem diente es dazu, Annabel daran zu
erinnern, wie sie sich nachts in seinem Bett aufführte. Es war der einzige
Moment, in dem sie ihn die Oberhand behalten ließ – wenn sie sich liebten. Den
Rest der Zeit schien Annabel ihn als eine Art arglistigen Gegner anzusehen,
den man wachsam im Auge behalten mußte.
    Er tippte
sich an die Hutkrempe. »Morgen«, sagte er.
    Annabel
wußte, was er dachte – wie fast immer – und errötete bis zu den Haarwurzeln.
»Guten Morgen, Mr. McKeige«, sagte sie, als wäre sie nicht erst eine knappe
Stunde zuvor in seinen Armen aufgewacht, die Beine mit seinen verschlungen und
ihr langes Haar auf seiner Brust wie ein seidenes, achtlos abgelegtes
Kleidungsstück.
    Gabriel
konnte gar nicht anders, als über ihre steife Reaktion auf seinen Gruß zu
lachen. »Bisher war es das«, erwiderte er.
    Sie
bedachte ihn mit einem Blick, der eindeutig besagte, daß sie, wenn er nicht
bald aufhörte, sie an diese Nacht zu erinnern, bittere Vergeltung dafür üben
würde.
    Da Annabel
durchaus imstande war, genau das zu tun, schlug Gabriel ein anderes, etwas
weniger gefährliches Thema an. »Ich hoffe, du erwartest dir keinen allzu
großen Spaß von diesem Auftrieb«, meinte er. »Wie ich dir schon vorher sagte,
Mrs. McKeige, ist das hier kein Sonntagnachmittagsausflug.«
    »Gabriel«,
erwiderte sie mit erzwungener Gelassenheit, »ich reite genausogut wie du und
schieße sogar noch etwas besser. Früher, als wir uns noch keine Treiber leisten
konnten, habe ich dir bei den Auftrieben geholfen. Hör also bitte auf, mich zu
bevormunden.«
    Der alte
Koch, der neben Annabel die Zügel führte, räusperte sich und spuckte etwas aus.
Sie fuhr zusammen, und Gabe

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