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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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ruhig. »Kehr zurück und reite mit den anderen
nach Duffield. Ich brauche dich hier wirklich nicht.«
    Charlie
schwieg für lange Zeit. Wie Nicholas behielt auch er ständig die Hügelkette vor
ihnen im Auge und warf höchstens ab und zu mal einen Blick zurück. »Ich bleibe
lieber«, antwortete er schließlich. »Miss Annabel ist mitgeritten, um Gabe zu
helfen.«
    Nicholas
mußte lachen, als er sich seine elegante Mutter bei einem schmutzigen,
aufreibenden Rinderauftrieb vorstellte. Als nächstes würde sie wohl noch ein
Brandeisen schwingen und Wildpferde einreiten wollen. »Sie ist nur mitgeritten,
um sicherzugehen, daß mein Vater keine ruhige Minute von heute bis zum Jüngsten
Tag mehr hat«, bemerkte er.
    Die Augen
des Indianers funkelten vor Belustigung. »Das wird ihr zweifellos gelingen.«
    Nicholas
nahm seinen Hut ab und legte den Kopf zurück, um seine verkrampften
Nackenmuskeln ein wenig aufzulockern.
    »Ich
glaube, sie lieben sich«, sagte er so leise, daß es niemand außer Charlie hören
konnte. »Annabel und mein Vater, meine ich.«
    »Dann
besteht also doch noch Hoffnung für dein Wahrnehmungsvermögen.«
    Charlies
spöttischer Tonfall veranlaßte Nicholas, ihn anzusehen. »Glaubst du, daß sie
bleiben wird?« Er meinte natürlich Annabel. Sie > Mutter < zu nennen, dazu konnte
er sich nach wie vor nicht überwinden. Es hatte nichts mit Groll zu tun; er war
schließlich derjenige gewesen, der sie vor all diesen Jahren in Boston
alleingelassen hatte, und nicht umgekehrt. Nein, es lag wohl eher daran, daß er
sie einfach noch nicht gut genug zu kennen glaubte, um eine so vertraute
Anrede zu benutzen.
    Charlie
seufzte. »Ich weiß es nicht.«
    Plötzlich
kam Nicholas sich wieder wie ein siebenjähriger kleiner Junge vor. »Aber wenn
sie meinen Vater liebt?«
    »Liebe ist
etwas Gutes«, erwiderte Charlie, »aber sie genügt nicht immer, um zwei Menschen
zusammenzuhalten – vor allem dann nicht, wenn sie so eigensinnig und verbohrt
sind wie Gabe und Annabel. Sie erinnern mich an einen wilden Hengst und seine
Stute. Wenn sie sich paaren, dann mit großer Leidenschaft. Wenn sie kämpfen,
ist es lebensgefährlich, ihnen zu nahe zu kommen. Und beide haben einen
unbändigen Freiheitsdrang, der sie zwingt, sich ab und zu aller Bande zu
entledigen, um ihr eigener Herr zu sein.«
    »Du redest
jetzt von Julia.«
    Charlie
schüttelte den Kopf. »Nein, Nicholas. Vielleicht wäre es besser, wenn die
Dinge so einfach wären, aber das sind sie leider nicht. Nein, was deinen Vater
dazu treibt, liegt in ihm selbst begraben und hat nichts mit irgendeiner Frau
zu tun. Und das gleiche gilt für deine Mutter. Sie sind beide nicht zu zähmen.«
    Der Gedanke
stimmte Nicholas ein wenig traurig. »Ich verstehe es nicht.«
    Charlie
lächelte nun zum ersten Mal. »Sie auch nicht«, erwiderte er. »Und das ist gut
so.«
    Den
ganzen Tag lang
schluckte Annabel den Staub der Herde. Sie schmeckte ihn auf der Zunge und nahm
ihn mit jeder Pore ihres Körpers auf, doch trotz allem kam nicht ein einziges
Wort der Klage über ihre Lippen. Eher hätte sie sich unter einem ganzen Berg
Erde begraben lassen, als zuzugeben, wie unglücklich sie war.
    Als die
Treiber die Herde für die Nacht in eine kleine Schlucht getrieben hatten,
befahl Annabel Mr. Hilditch, ihr Zelt neben dem Küchenwagen aufzubauen.
Gabriel und die Treiber waren schon lange vor ihnen im Lager eingetroffen; ein
großes Feuer brannte, und es wimmelte nur so von müden Cowboys, die auf Kaffee
und Essen warteten. Das Abendessen, wenn man es so nennen durfte, würde jedoch
noch eine Weile auf sich warten lassen, weil der Koch gerade erst mit seinem
Wagen eingetroffen war.
    Gabriel,
der arrogante Schuft, wartete bereits auf Annabel. Er war von Kopf bis Fuß mit
Schmutz bedeckt, und doch sah man ihm die Müdigkeit nicht an; genausogut hätte
er den ganzen Tag im Schaukelstuhl verbringen können. Während er mit einer
Hand grüßend an den Hutrand tippte, reichte er Annabel die andere, um ihr vom
Wagen zu helfen.
    Sie ließ
ihren Sonnenschirm zuschnappen und widerstand nur mühsam der Versuchung,
Gabriel damit zu schlagen. Sie hätte ihre Seele für ein heißes Bad, ein
sauberes Nachthemd und ein Bett verkauft. Schlaf war in diesem Augenblick das
einzige, wonach sie sich sehnte.
    »Es tut mir
leid, daß ich dir keinen Tee anbieten kann«, sagte Gabriel, »aber es gibt
gleich Kaffee.«
    Annabel
schickte Jeffrey und ihren Kutscher fort, die ihr, wie ihre Hunde, während der
gesamten

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