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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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immer, wenn sie wußte, daß sie ihn schockiert hatte. »Ich
glaube, du hast mich schon sehr gut verstanden, Gabriel«, erwiderte sie
gelassen. »Du brauchst allerdings keine Angst zu haben, daß ich das Etablissement
selber führen werde. Ich werde es natürlich schließen.«
    »Schließen?«
Fassungslos versuchte Gabe, sich eine Stadt voller Cowboys vorzustellen, die
gerade von einem langen Rinderauftrieb heimkehrten und nirgends hingehen
konnten, um sich zu vergnügen. Kein Saloon? Himmelherrgott, eine Stadt ohne Kir
che oder Gemischtwarenladen hätte bessere Überlebenschancen!
    Annabel
ging hinaus auf die Veranda. »Verkratzen Sie mir nicht das Holz, wenn Sie die
Couch hineintragen«, rief sie ihren Möbelpackern zu. »Stellen Sie sie vor dem
Erkerfenster auf, gegenüber vom Kamin.«
    »Ja, Mrs.
McKeige«, antwortete einer der Männer mit gesenktem Kopf, während er nervös an
seinem Hutrand zupfte.
    Sein
Partner war damit beschäftigt, die bunte Sammlung unterschiedlichster
Möbelstücke, die Jessie so großzügig gestiftet hatte, mit dicken Seilen festzuzurren.
Oder hatte sie bloß eine Chance gesehen, das Gerümpel loszuwerden?
    »Annabel«,
sagte Gabe warnend.
    Sie
lächelte auf ihre engelhafte Weise zu ihm auf. »Ja?«
    Er stieß
einen unterdrückten Fluch aus. »Du kannst nicht einfach den Saloon schließen!
Dann haben die Männer nichts mehr, wo sie abends hingehen können.«
    »Sie
könnten ja zu Hause bleiben«, erwiderte Annabel und strahlte, als sei ihr die
Idee gerade erst gekommen. »Sie könnten mit ihren Frauen reden. Oder mit ihren
Kindern Schulaufgaben machen. Ein gutes Buch lesen oder so.«
    »Du
verstehst nicht«, beharrte Gabe und fand, daß er sich bemerkenswert gut unter
Kontrolle hatte angesichts des Aufruhrs, der in ihm tobte.
    »Und ob ich
das tue«, entgegnete Annabel liebenswürdig. »Es ist der Beginn einer neuen Ära
in Parable. Bedenk doch nur – ohne Saloon wird diese Stadt der reinste Garten
Eden sein.« Sie provozierte ihn, das war ihm
klar, und doch konnte er nicht anders, als nach dem Köder zu schnappen.
    »Ohne
Saloon«, entgegnete er hitzig, »wird hier das reinste Chaos ausbrechen!«
    Wie üblich
blieb sie ungerührt. Wenn Annabel in dieser Stimmung war, war nicht mit ihr zu
reden. In gewisser Weise hatte diese ganze Anti-Alkohol-Kampagne natürlich
etwas mit ihrer Kindheit und ihrem trinkfreudigen Vater zu tun, der sie von
einem Saloon in den anderen geschleppt hatte, aber das hätte sie natürlich
niemals zugegeben.
    »Wir werden
sehen, nicht?« meinte sie.
    »Nein«,
erwiderte Gabriel, »das werden wir nicht, denn wenn du diesen Saloon schließt,
dann baue ich einen neuen, größeren und besseren. Zehn neue werde ich bauen! Verdammt,
Annabel, ich bin nicht Ellery Latham, und du brauchst mich nicht zu bekämpfen,
als ob ich er wäre!«
    Annabel
stützte die Hände auf die Hüften und betrachtete ihn aus schmalen Augen. »Das
würdest du wirklich tun, nicht wahr – und wenn auch bloß, um mich zu ärgern!«
    Er beugte
sich vor, bis seine Nasenspitze nur noch Millimeter von ihrer eigenen entfernt
war. »Ja, das würde ich, Mrs. McKeige, und deshalb wärst du gut beraten, wenn
du keine Herausforderung daraus machen würdest«, riet er. Obwohl er deutlich
verärgert war, verspürte er auch ein gewisses Triumphgefühl und kam sich wie
ein Mann vor, der gerade auf einem hohen Gipfel eine Flagge angebracht hatte.
    Die Hände
noch immer auf den Hüften, stellte Annabel sich auf die Zehenspitzen. »Und du
würdest besser daran tun, es als keine zu betrachten!« ver setzte sie. »Ich
versuche nur, etwas für diese Gemeinde zu tun. Willst du, daß dein Kind in
einem Sündenpfuhl aufwächst?«
    Gabe
grinste unwillkürlich, aber nicht nur aus Belustigung, sondern auch aus Überraschung.
Dies war wohl eins der Dinge, die er am liebenswertesten – und natürlich auch
am aufreizendsten – an Annabel fand. Es war leichter, das Frühlingswetter oder
den Ausgang eines Kartenspiels vorauszusagen, als zu erraten, was sie als
nächstes tun oder sagen würde.
    »Annabel»
entgegnete er geduldig, »die Welt ist ein Sündenpfuhl.«
    »Nun, dann
werde ich wenigstens eine Ecke davon reinigen«, antwortete sie und errötete in
selbstgerechtem Eifer. »Wenn du mir schon nicht dabei helfen willst, dann
störe mich gefälligst nicht dabei.«
    Gabe
lachte, schlang seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich, um sie zu
küssen. Dann wandte er sich pfeifend ab, ging zu seinem Pferd zurück, das

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