Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
Vom Netzwerk:
in
der Nähe angebunden war, saß auf und ritt davon. Er konnte sich beim besten
Willen nicht entsinnen, wozu er eigentlich hergekommen war, tröstete sich
jedoch mit dem Gedanken, daß es ihm mit der Zeit schon wieder einfallen würde.
    Die
Unterhaltung auf
der Veranda seiner Tante stieg leise in der sommerlichen Luft zu Nicholas empor,
wie leise Musik in einer stillen Nacht, und entlockte ihm ein amüsiertes
Lächeln. Er brauchte endlich nicht mehr zu liegen und saß aufrecht im Bett,
gestützt von einem dicken Stapel Kissen.
    Er hatte in
den letzten Tagen sehr viel über seine Eltern
nachgedacht, vielleicht seiner erzwungenen Muße wegen – sie gab einem Mann
Gelegenheit, über vieles nachzudenken, was er unter anderen Umständen
vielleicht eher ignoriert hätte. Dabei war ihm der Gedanke gekommen, daß die
Diskussionen zwischen seinem Vater und Annabel eine Art Spiel waren, so etwas
wie eine Übung ihres Intellekts und Geistes, und daß sie sich dessen
wahrscheinlich nicht einmal bewußt waren.
    Auch
Annabels Flucht nach Boston vor so vielen Jahren war eine Art Schachzug
gewesen, ein sehr gewagter Zug, den sein Vater jedoch nicht erwidert hatte.
    Oder
vielleicht hatte Gabriel McKeige ihn ja doch gekontert, indem er ihn nicht erwidert
hatte. Sie waren Nicholas ein Rätsel, diese beiden, und obwohl sie eine Art
Waffenstillstand geschlossen zu haben schienen, war es offensichtlich, daß das
Spiel noch lange nicht zu Ende war. Sie hatten einfach gelernt, es mit mehr
Geschicklichkeit und größerer Geduld zu spielen.
    Nicholas
seufzte und wandte den Kopf, um die Frau anzusehen, der er vor wenigen Tagen
erst begegnet war. Olivia döste in dem Sessel neben seinem Bett, eine Ausgabe
von > Gullivers Reisen < – seinem momentanen Lieblingsbuch – auf dem Schoß.
    Er fragte
sich, wie eine Beziehung zwischen ihnen sein würde. An Leidenschaft würde es
ihr nicht mangeln, das war klar. Nicholas war sich dessen völlig sicher, und
nach den wenigen Küssen, zu denen sie Gelegenheit gefunden hatten, wußte er,
daß Olivia, obwohl sie noch unberührt war, den Moment der körperlichen
Vereinigung mit ihm genauso unge stüm wie er herbeisehnte und sich ihm
bedenkenlos hingeben würde, wenn der richtige Augenblick gekommen war.
    Nicholas
spürte, wie sein Körper reagierte. Seufzend lehnte er den Kopf zurück und
schloß die Augen, um seinen Gedanken eine andere Richtung zu verleihen, weil er
wußte, daß in absehbarer Zeit auf keine körperliche Erleichterung zu hoffen
war.
    Aber es war
sinnlos; sein erregter Körper wollte ihm einfach nicht gehorchen.
    Olivia,
bemerkte er mit einem raschen Seitenblick, war wach und schaute zu. Ihre Wangen
waren stark gerötet, und sie schluckte, wandte aber den Blick nicht ab.
Jedenfalls nicht, bis sie bemerkte, daß Nicholas sie beobachtete.
    Da senkte
sie den Kopf.
    »Du
brauchst nicht so schüchtern zu sein«, sagte Nicholas ruhig. Sanft. In den drei
oder vier Jahren, seit er zum erstenmal mit einer Frau geschlafen hatte, einer
eifrigen Angestellten von Miss Julia Sermon, war er nie mit einer Jungfrau ins
Bett gegangen. Obwohl er Olivia fast schmerzhaft stark begehrte – der Beweis
dafür war ja nicht zu übersehen –, fürchtete er sich auch ein bißchen vor dem
Moment und war froh, daß ihm noch Zeit blieb. »Wenn wir verheiratet sind,
wirst du erheblich mehr sehen als das hier.«
    Olivia
lächelte, wenn auch zögernd, als sie sich zwang, ihn anzusehen. Doch dann wurde
sie wieder unsicher. »Ich habe noch nie erlebt, daß jemand sich verliebt hätte
wie wir«, sagte sie. »Ich denke immer wieder, daß es ein Irrtum sein muß, daß
es unmöglich ist. Und doch ...«
    Nicholas
streckte die Hand aus und ergriff Olivias. »Und doch ...?« beharrte er sanft,
als sie mitten im Satz verstummte.
    »Es ist wie
in den Liebesromanen, die ich lese, seit ich ein junges Mädchen war. Ich sah
dich an und ... und es war gar nicht so, als ob wir uns noch nie begegnet
wären, sondern eigentlich mehr, als hätten wir uns vor langer Zeit getrennt und
einander endlich wiedergefunden.«
    »Komm her
und küß mich«, bat Nicholas.
    Sie warf
einen besorgten, aber zugleich auch ausgesprochen interessierten Blick auf den
sichtbaren Beweis seines Verlangens, bevor sie aufstand und sich, errötend und
ein wenig steif, zu Nicholas auf das Bett setzte.
    Er legte
eine Hand auf ihren Nacken und zog sie zu sich herab, bis seine Lippen ihren
Mund berührten, doch bevor er ihre Ängste beschwichtigen und sie

Weitere Kostenlose Bücher