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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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war auch beunruhigt über Lady Hadleighs
Prophezeiungen.
    Sie mußte
ins zwanzigste Jahrhundert zurückkehren. »Nein«, flüsterte sie.
    »Hmm?«
murmelte Dane, schon halb im Schlaf.
    Gloriana
erwiderte nichts, weil sie gar nicht dazu imstande gewesen wäre, ohne zu
weinen, und er beharrte nicht auf einer Antwort.
    Gloriana
erwachte bei
Morgendämmerung und stellte fest, daß Dane bereits aufgestanden war. Er hatte
ihren roten Umhang aus den römischen Bädern geholt – oder Judith danach
geschickt –, denn er lag zusammengefaltet auf dem Stuhl. Die Zofe war nirgendwo
zu sehen, aber es brannten Lampen, und warmes Wasser stand bereit.
    Gloriana
erhob sich, um ihr Gesicht zu waschen.
    »Was ist
mit deinem Haar geschehen?« fragte Dane.
    Sie warf
ihm einen Blick zu. »Du hast lange gebraucht, um danach zu fragen«, erwiderte
sie. »Ich habe es schneiden lassen. Die Frauen des zwanzigsten Jahrhunderts
tragen ihr Haar kürzer.«
    Dane
betrachtete sie nachdenklich. »Mit diesem kurzen Haar siehst du aus wie ein
Page«, meinte er und lächelte, als er Glorianas empörtes Erröten sah. »Aber da
hört die Ähnlichkeit natürlich auch schon auf«, fügte er schmunzelnd hinzu.
    »Das hoffe
ich«, gab Gloriana kühl zurück.
    Er kam zu
ihr und küßte sie. »Gloriana?«
    »Was?« Sie
schmollte noch immer, obwohl sein Kuß sie ein wenig besänftigt hatte.
    »Es war ein
Scherz. Du bist bezaubernd schön wie immer.«
    »Ich bin
nicht belustigt, Sir«, entgegnete sie, lächelte jedoch bereits ein wenig.
    Wieder
küßte er sie, ohne Hast, und legte dann eine Hand an ihre Wange. »Wir können
jetzt deine Rückkehr nicht mehr feiern – nicht so kurz nach Elainas Tod.«
    »Nein«,
stimmte Gloriana traurig zu.
    »Trotz
allem«, fuhr Dane fort, »könnte es keinen besseren Zeitpunkt für deine
Rückkehr geben. In Zeiten der Trauer stellen die Leute nicht so viele Fragen.«
    »Es
erscheint mir nicht gerecht, daß Elainas Tod von Vorteil für uns sein soll.«
    »Nein«,
bestätigte Dane. »Das ist es auch nicht. Aber du wirst bereits gemerkt haben,
Gloriana, daß unsere Welt keine gerechte ist.« Als Gloriana betrübt nickte,
nahm er sie in die Arme und hielt sie lange umfangen, bevor er ihr prüfend in
die Augen schaute. »Bist du bereit, nicht nur in Kenbrook Hall, sondern auch in
Hadleigh Castle die Hausherrin zu sein?« fragte er.
    »Ich glaube
nicht, daß das wichtig ist«, erwiderte Gloriana nüchtern. »Ob ich bereit bin
oder nicht, meine ich.«
    In stummem
Einverständnis küßte Dane sie auf die Stirn.
    Das
Abendessen wurde
gerade serviert, als Gloriana, unter dem roten Cape verborgen, mit der
Schaustellertruppe den großen Saal betrat. Im Schein des Küchenfeuers hatte
Corliss ihr Gesicht bemalt – große, blaue Tränen auf den Wangen und einen
roten, kummervoll verzogenen Mund. Es war ein trauriger Anlaß, und der Auftritt
der Schausteller würde die Trauer des Publikums widerspiegeln.
    So düster
die Stimmung in jener Nacht auch war, kam es Gloriana dennoch so vor, als ob
nur sie, Dane und die Bewohnerinnen der Abtei aufrichtig um Elaina trauerten.
Für die Dorfbewohner, aber auch für das Gesinde in der Burg war Lady Hadleigh
eine mystische Gestalt und eine Fremde gewesen. Immerhin war es schon Jahre
her, daß Gareths Frau innerhalb dieser Mauern gelebt hatte.
    Als die
Musikanten eine traurige Melodie anstimmten, folgte Gloriana den anderen in den
Saal, mit anmutigen, würdevollen Schritten, die ihrer Trauer angemessen waren.
    Dane, der
an seinem Tisch auf dem Podium saß, erhob sich, als er sie erblickte. Er hätte
nicht erwartet, daß sie einen Umhang oder sogar Schminke tragen würde, sondern
eigentlich damit gerechnet, daß sie bei ihrem Eintritt schlicht verkünden
würde, ihren Entführern entkommen und heimgekehrt zu sein. Gloriana hatte
jedoch den Mut verloren, als der Moment der Enthüllung kam, und fühlte sich in
ihrer Verkleidung sicherer. Jetzt schritt sie bis zur Mitte des Saals, und ihr
Blick wich nicht von ihrem Mann, als er sich vom Tisch entfernte, vom Podium
herabstieg und auf sie zukam.
    Einen
langen Moment standen sie sich stumm gegenüber.
    Dann, auf
ein fast unmerkliches Zeichen von Dane, hob Gloriana beide Hände und streifte
die Kapuze ab. Ihr Haar war, wenn auch kürzer, noch immer von jenem auffallenden
Rotgold, das oft gesehen worden war, weil Wimpel und andere Kopfbedeckungen ihr
verhaßt gewesen waren.
    Jemand
schnappte nach Luft, und leises Gemurmel erhob sich unter den Anwesenden.
    Dane

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