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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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einer aus Amerika und einer aus England stammte.
    »Gloriana?«
Danes Stimme, die rauh vor Sorge war, riß sie aus dem Strom von Erinnerungen,
der sie zu überwältigen drohte. »Fühlst du dich nicht wohl? Mein Gott, du
siehst aus, als ob du keinen Tropfen Blut mehr in dir hättest!«
    Gloriana
war heiß und schwindlig, als ob sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen würde.
Sie, die in ihrem ganzen Leben noch nie ohnmächtig gewesen war, nicht einmal,
als sie von einem Baum gestürzt war und ihren Arm
gebrochen hatte! Hatte dieser Unfall hier stattgefunden, in England, oder in
jenem anderen Land, das noch auf keiner Karte zu finden war und unentdeckt auf
der anderen Seite des Ozeans lag?
    »Gloriana!«
wiederholte Dane.
    Sie war im
großen Garten der Saunders gewesen und hatte gelauscht, wie der Wind die Glöckchen
auf der Terrasse zum Klingen brachte, bevor sie vom Apfelbaum herabstürzte
...
    »Es ist
alles in Ordnung«, flüsterte sie und versuchte ihre Erschütterung zu verbergen,
als Pater Cradoc seinen Platz hinter dem Altar einnahm, um die Andacht zu
beginnen. Dennoch wurde sie weiterhin von diesen erbarmungslosen Erinnerungen
bedrängt, die sie den größten Teil ihres Lebens erfolgreich unterdrückt hatte.
    Sie hatte
ihren Arm in Amerika gebrochen.
    Sie war
nicht per Schiff nach London gekommen, sondern in einer riesigen, lauten
Maschine namens > Flugzeug < . Sie hatten Sitze in der ersten Klasse
gehabt, und ihre Eltern hatten während der gesamten Reise Cocktails getrunken
und sich in gedämpftem Ton gestritten. Sie wollten sich scheiden lassen, und
der Anlaß ihres Streits war Megan. Jeder wollte, daß der andere > das
Kind < nahm, doch sie konnten sich nicht einigen und brachten sie deshalb
nach England, um sie in einem Internat anzumelden und dann zu vergessen.
    Gloriana
schloß die Augen, als Traurigkeit sie überwältigte.
    Dane legte
einen Arm um ihre Taille, während der gute Pater zu einer seiner ausgedehnten
Predigten ansetzte. »Was hast du?« fragte Kenbrook leise.
    Wenn ich es
ihm nur sagen könnte, dachte Gloriana und riß sich unter Aufbietung ihrer
ganzen Willenskraft zusammen. Das war der schlimmste Teil ihrer Erinnerungen –
das Wissen, daß ihre eigenen Eltern sie nicht gewollt hatten. Sie wagte nicht,
sich Dane oder irgend jemand anderem anzuvertrauen, aus Angst, für verrückt
erklärt zu werden.
    Und
vielleicht war sie das ja auch.
    Aber nein,
sie hatte die Kleider, die kleinen Schuhe und die Puppe – all das lag verborgen
in der großen Truhe auf dem Dachboden ihres Hauses. Diese Dinge waren ein solider
Beweis dafür, daß jene andere Welt existiert hatte, obwohl sie nicht riskieren
durfte, diese Sachen irgend jemandem zu zeigen. Selbst Cyrus, ihr Adoptivvater,
hatte nie die ganze Geschichte erfahren. Er hatte Gloriana für ein Findelkind
gehalten, das, wie Edwenna stets behauptet hatte, bis zu seinem fünften
Lebensjahr in einem Kloster aufgewachsen war. Cyrus, der ein nachsichtiger
Gatte war, trotz seiner angeblichen Romanze auf dem Kontinent, hatte Gloriana
wie eine eigene Tochter aufgezogen, nur weil Edwenna es so wollte.
    Soweit
Gloriana sich erinnern konnte, hatte der Kaufmann nie Fragen gestellt und sie
mit einer zurückhaltenden, aber beständigen Zuneigung behandelt, wie ihr wirklicher
Vater sie ihr nicht einmal vorgetäuscht hatte. Eine Mitgift war für sie
bereitgestellt worden, Pläne und Absprachen waren getroffen und Dokumente
unterzeichnet worden. Cyrus hatte Gloriana als Alleinerbin seines
beträchtlichen Vermögens eingesetzt, und Edwenna hatte sie aufgezogen und ihr
Liebe und Wärme, Freude und Sicherheit geschenkt.
    Ich
werde ewig dankbar sein, dachte
Gloriana, als sie neben Dane saß, daß das Schicksal eingegriffen und mich an
diesen Ort gebracht hat.
    Tränen
standen in ihren Augen, als der Priester auf latein die Messe las und dann ein
Gebet begann. Einer nach dem anderen erhoben sich die frischgebackenen jungen
Ritter, um ihre Schwerter auf den Altar zu legen und Christus Treue zu
schwören.
    Edward war
der letzte, und durch das vielfarbige Glas des Fensters, auf dem der heilige
Georg abgebildet war, fiel das buntgefärbte Licht genau auf ihn, als er wie die
anderen niederkniete und seinen Eid sprach. Dann erhob er sich, aber er nahm
nicht wieder Platz, so wie die anderen, sondern trat vor Gloriana.
    Sein Blick
ruhte auf ihrem Gesicht, während er sich auf ein Knie niederließ und ihr die
schimmernde Klinge zu Füßen legte. »Euch will ich dienen und

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