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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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da und genug Kohlen, um sie zu füttern. Ansehnliche
Vorräte an Nahrungsmitteln und Wasser standen bereit, und Gareth – oder vielleicht
war es Elaina gewesen – hatte sogar daran gedacht, eine Truhe mit Gewändern,
Tuniken und Hemden herüberzuschicken.
Frische Binsenstreu bedeckte den Boden, nirgends waren Spinnweben zu sehen.
    Kenbrook
schlief auf dem Bauch, und sein Rücken hob und senkte sich bei jedem seiner
Atemzüge. Gloriana beugte sich über ihn und betrachtete prüfend die Wunde an
seinem Hinterkopf. Sie sah schon besser aus als am Tag zuvor, und erleichtert
stand Gloriana auf und ging zu einem kunstvoll bemalten Wandschirm auf der
anderen Zimmerseite.
    Wie
erwartet, verbarg sich ein Nachttopf hinter der Spanischen Wand. Gloriana war
fertig angezogen und wusch sich gerade Hände und Gesicht in einer Schüssel
neben dem Bett, als Kenbrook endlich erwachte und sich auf einen Ellbogen
aufstützte.
    »Es war
also doch kein Alptraum«, sagte er in einem Ton, der grenzenlose Enttäuschung
widerspiegelte.
    »Nein«,
erwiderte Gloriana, während sie ihr Gesicht mit einem Leinentuch abtrocknete.
Sie war sehr verlegen heute morgen – es beschämte sie, wie sie sich in der
Nacht zuvor verhalten hatte, so ungeniert und wild, und daß er sich ihr dennoch
verweigert hatte. »Es ist offensichtlich«, fuhr sie mit soviel Würde, wie sie
aufbringen konnte, fort, »daß unser Waffenstillstand nun beendet ist.«
    Kenbrook
richtete sich auf und preßte stöhnend eine Hand an seinen Hinterkopf. »Stell
meine Geduld nicht auf die Probe, Weib«, knurrte er. »Ich gehöre nicht zu den
Männern, die zu dieser frühen Stunde bester Laune sind.«
    Glockengeläut,
klar und hell, erklang von der anderen Seite des Sees. »Wir verpassen die
Messe«, bemerkte Gloriana.
    »Das«,
versetzte Kenbrook, während er sich endlich vom Bett erhob, »ist ungeheuer
schade.« Auf unsicheren Beinen ging er zu dem Tisch mit dem Proviant und untersuchte
Schüsseln und Körbe, bis er einen Laib Brot und etwas Käse fand. »Laß uns über
die Prüfungen Josefs nachdenken, der, seines prächtigen Rocks beraubt, von
seinen herzlosen Brüdern in eine Grube geworfen wurde.«
    Gloriana
verdrehte die Augen. Sie gab sich große Mühe, höflich zu sein, aber falls
Kenbrook anfing, sich mit Figuren aus den Heiligen Schriften zu vergleichen,
würde sie nicht lange imstande sein, ihre Zunge im Zaum zu halten.
    Das Brot
und den Käse in der Hand, ging Kenbrook zum Nordfenster hinüber, von wo aus der
See und Hadleigh Castle zu sehen waren. »Sei verflucht, Gareth«, brüllte er,
so laut er konnte. »Geh zur Hölle, Schurke!«
    »Großartige
Idee, dieses Geschrei«, bemerkte Gloriana spitz, während sie sich etwas zu
essen nahm und sich damit an den Tisch setzte wie ein zivilisierter Mensch. »Es
ist sinnlos zu hoffen, daß jemand dich hört und dir zu Hilfe kommt. Alle
glauben, daß in Kenbrook Hall Gespenster umgehen. Sie würden dich für einen
Geist halten.« Einen kleinen, boshaften Stich konnte sie sich nicht verkneifen.
»Einen bösen Geist natürlich.«
    Mit
düsterer Miene wandte sich Dane vom Fenster ab. Es war schwer zu glauben, daß
dies derselbe Mann war, der sie erst wenige Stunden zuvor so zärtlich und
leidenschaftlich erregt hatte. »Falls sie nicht beabsichtigen, uns verhungern
und verdursten zu lassen, werden sie herkommen müssen, um uns Essen und Wasser
zu bringen«, sagte er. »Und dann können wir sie überwältigen. Bei Gott, wenn
ich Gareth in die Finger kriege, wird er wünschen, tot zu sein!«
    Gloriana aß
mit langsamen, präzisen Bewegungen, um Ruhe zu bewahren. »Du bist zu
optimistisch«, entgegnete sie in nachsichtigem Ton. »Ganz gleich, für wie stark
du dich auch halten magst – du könntest es nie mit einem halben Dutzend von
Gareths Männern aufnehmen.«
    Kenbrook
zog sich einen Stuhl heran, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf.
Seine Augen waren schmal und strahlten ein kühles, blaues Feuer aus. »Gestern
nacht mochtest du mich lieber, glaube ich«, stellte er fest. »Da hast du meinen
Namen gerufen, wieder und wieder, und falls Gareths Männer draußen in der Halle
Wache hielten, werden sie nun überzeugt sein, Gareth hätte sein Ziel erreicht.«
    »Hör auf«,
sagte Gloriana, und es klang halb wie eine Bitte, halb wie ein Befehl.
    Dane nahm
sich ein Stück Käse und kaute es gemächlich, bevor er schluckte. »Es war
dieser Stuhl, nicht wahr«, fuhr er erbarmungslos fort, »auf den du dich
gestützt hast,

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