Linda Lael Miller
während ich ...«
»Ja!« schrie
Gloriana und errötete bis in die Haarwurzeln. »Ja, verdammt, es war dieser
Stuhl! Warum quälst du mich?«
Kenbrooks
schöne Züge wurden weicher. »Gute Frage«, räumte er ein. »Vielleicht sollte
ich mir dich noch einmal gründlich vornehmen, Frau, um dich sanftmütiger und
liebenswürdiger zu stimmen. Wenigstens, bis du wieder zu Atem kommst, um mir
von neuem zuzusetzen.«
Gloriana
senkte den Blick, beschämt, daß ein Teil von ihr sich ihm sogar in diesem
Augenblick gern hingegeben hätte. »Ich gebe zu«, gestand sie schüchtern, »daß
du Gefühle in mir erweckst, die mir bis dahin völlig unbekannt waren. Ich
möchte dich jedoch daran erinnern, daß mein Körper mein Tempel ist, über den
ich selbst bestimme. Ob du nun mein Gatte bist oder nicht, du besitzt kein
Recht darauf.«
Dane
schwieg, bis sie aufschaute und ihn ansah. Er hatte mit seinem Messer ein Stück
Brot aufgespießt, und obwohl er den Bissen auf ganz normale Art und Weise in
den Mund steckte, haftete der Geste irgend etwas an, was eine heftige Unruhe in
Gloriana auslöste.
»Ich denke,
es wird unvermeidlich sein«, meinte er, »daß wir die Ehe vollziehen. Gareth hat
mich richtig eingeschätzt – ich kann nicht mehr viele Nächte wie die vergangene
ertragen, ohne schwach zu werden.«
»Du würdest
mich mit Gewalt nehmen?«
Er schnitt
sich ein weiteres Stück Brot ab und aß es wieder von der Messerspitze. »Es
wäre nicht nötig, dich zu zwingen, Gloriana«, entgegnete er nachsichtig und
nach einem ausgedehnten Schweigen, das sie noch viel mehr in Unruhe versetzte.
»Du bist ein heißblütiges Geschöpf, und ich könnte dich dazu bringen, mich zu
begehren, ohne dich auch nur anzufassen.«
Obwohl
Gloriana befürchtete, daß er recht hatte, war sie empört über seine Arroganz.
»Du bist längst nicht so charmant, wie du zu glauben scheinst.«
Das
entlockte ihm nur ein schwaches Lächeln. »Die gestrige Nacht war nur eine
Einführung in die Freuden des Fleisches«, sagte er, mit einer solch lustvollen
Begehrlichkeit in seinem Ton, daß Gloriana ihn nur fasziniert anstarren und
nichts erwidern konnte.
Sie
versuchte, sich zusammenzureißen, aber das Gefühl, daß ihre Muskeln sich in
warmen Honig verwandelten, blieb. Während sie reglos auf ihrem Stuhl saß und
durch Kenbrook hindurchsah, als sei er nicht vorhanden, zwang sie sich, nichts
zu hören, nichts zu denken und nichts zu fühlen.
Kenbrook
begann ihr zu beschreiben, sehr ausgiebig und anschaulich, wie er sie auf die
intime Vereinigung vorzubereiten gedachte, wie er sie erregen und an den Rand
der Erfüllung bringen würde, um sie ihr sodann zu verweigern und wieder von
vorne zu beginnen ...
Gloriana
begann unruhig auf ihrem Stuhl herumzurutschen.
Dane hörte
nicht auf, mit seinen Worten Bilder zu zeichnen, unglaublich erotische Szenen,
die Glorianas Blut in Wallung brachten und eine süße Sehnsucht in ihr entfachten.
Er redete, ohne seine Stimme zu erheben und ohne die geringste Eile, bis
Gloriana sich einer Ohnmacht nahe fühlte. Ihre Haut war feucht und klamm,
überall, und sie begehrte Kenbrook noch tausendmal mehr als in der Nacht zuvor.
Sie hätte
nicht sagen können, wieviel Zeit verstrichen war, als Kenbrook ihr schließlich
im gleichen, ruhigen Ton befahl, zu ihm zu kommen.
Im vollen
Bewußtsein dessen, was sie tat, stand Gloriana auf und ging zu Dane.
Wortlos und
ohne sich zu erheben, trennte er mit seinem Messer die Bänder durch, die ihr
Mieder über der Brust
zusammenhielten. Dann, mit einer einzigen Bewegung seiner Hand, streifte
Kenbrook ihr das Mieder ab, und es sank unbeachtet auf den Boden. Gloriana,
nackt bis auf ihr dünnes Leinenhemd, blieb zitternd vor ihm stehen.
Dane legte
das Messer fort, dann strich er mit der Fingerspitze über die zarten rosa
Knospen, die sich unter dem fast durchsichtigen Stoff abmalten, und sein
Gesichtsausdruck war nicht der eines Eroberers, sondern eines ehrfürchtigen
Pilgerers, der endlich den Ort seiner Anbetung erreicht hatte.
»Und das,
Gloriana?« fragte er rauh und ballte die Faust um den dünnen Stoff. »Was soll
ich damit tun?«
»Es zerreißen«, wisperte sie.
Ganz
Kavalier, gehorchte Kenbrook.
Kapitel
8
Wenn Kenbrook nicht bereits gesessen
hätte, hätte er wohl geschwankt wie von einem Schwertstreich, als er Gloriana
in ihrer wundervollen Nacktheit sah, in ihrer ganzen Unschuld und
Vollkommenheit. In jenem Augenblick sah er plötzlich seine gesamte Zukunft vor
sich, als
Weitere Kostenlose Bücher