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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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und sagte auch nichts, vielleicht, weil er
ahnte, daß sie, nur mit seinem Hemd bekleidet, nicht gesehen werden wollte.
    Als sie in
ihr Zimmer zurückkehrte, sah sie sich die Kleider an – blaue, verwaschene
Hosen, moderne Unterwäsche, noch im Paket, und ein kurzärmeliges, grünes Hemd
mit dem Aufdruck > Oxford < .
    Nachdem sie
die knappen, beinlosen Unterhosen angezogen hatte – sie erinnerte sich, in
ihrer Kindheit ähnliche getragen zu haben –, betrachtete Gloriana den anderen
Gegenstand, ein höchst eigenartiges Band, das offensichtlich dazu diente, ihre
Brüste zu stützen. Sie erinnerte sich nicht, es je zuvor gesehen zu haben, und
so dauerte es eine ganze Weile, bis sie herausfand, wie es angezogen wurde.
Tatsächlich war sie atemlos vor Frustration, als sie das Schlafzimmer verließ,
in dem Oxford-Hemd und den Hosen, die ihr als > Jeans < im Gedächtnis
geblieben waren.
    Diesmal
schaute Kirkwood auf und erhob sich lächelnd. »Guten Morgen«, sagte er.
    Plötzlich
wieder verlegen, zögerte Gloriana in der Tür und schaute sich um, in der
Hoffnung, die liebenswürdige Marge zu sehen oder sogar Mrs. Bond. Doch Kirkwood
war allein.
    »Guten
Morgen«, erwiderte sie leise.
    Erfreut
deutete er auf den Stuhl, der seinem gegenüberstand. »Kommen Sie, setzen Sie
sich. Es gibt Würstchen und Eier. Kein sehr gesundes Frühstück, fürchte ich,
aber wir alle haben unsere kleinen Laster.«
    Verwirrt
runzelte sie die Stirn, setzte sich jedoch auf den Platz, den er ihr angeboten
hatte. Das Essen sah ungemein verlockend aus. Es konnte sicher nichts schaden,
es zu probieren.
    Kirkwood
lachte über ihre Verwirrung. »Mein Gott«, sagte er, »wenn Mrs. Bond und Marge
und all die anderen Gaffer in den Ruinen von Kenbrook Sie nicht gesehen hät
ten, würde ich jetzt noch glauben, Sie wären ein Produkt meiner Phantasie.
Sagen Sie – sind Sie wirklich eine Jungfer in Bedrängnis?«
    Mit
gewissenhafter Sorgfalt füllte Gloriana ihren Teller. Wo sie herkam, aßen die
Leute mit den Fingern oder benutzten höchstens ein Messer, um etwas zu
schneiden oder aufzuspießen, doch hier standen ihr alle möglichen Arten von
Utensilien zur Verfügung. Sie dachte gründlich über Kirkwoods Worte nach, bevor
sie versuchte, sie zu beantworten.
    »Ich möchte
heim«, sagte sie. »Nach Kenbrook Hall.«
    Kirkwood
seufzte. »Hm«, meinte er und nahm Gloriana den Löffel ab, mit dem sie ihre
Würstchen essen wollte, um ihn durch einen spitzen Gegenstand zu ersetzen.
»Das dürfte ein Problem sein ... Heimzukehren, meine ich. Denn Kenbrook ist
heute eine Ruine, bis auf den Turm. Aus dem hat die Regierung ein Museum gemacht.«
    Glorianas
ganzer Schmerz verriet sich in ihrer Stimme, obwohl sie um Tapferkeit bemüht
war. »Sie wollen mich nicht zurückschicken?«
    Er zuckte
zusammen, als spürte er ihre Qual. »Meine Liebe, ich weiß nicht einmal, wie Sie
hergekommen sind – wie sollte ich da wissen, wie Sie zurückkehren können?
Tatsächlich zerbreche ich mir noch immer den Kopf darüber, wieso ich
eigentlich glaube, daß dies alles wahr und nicht nur eine geschickte Täuschung
Ihrerseits ist.«
    Gloriana
legte den spitzen Gegenstand beiseite und schob den Teller fort, weil ihr
Appetit vergangen war. Ihr Gesicht mußte jedoch ihre Bestürzung verraten haben,
denn Kirkwood nahm ihre Hand.
    »Wenn es
einen Weg gibt, Ihnen zu helfen, Gloriana«, versprach er, »werde ich ihn
finden. Aber Sie müssen geduldig sein.«
    Gloriana
nickte. Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, das sie rasch unterdrückte.
Sie beabsichtigte nicht – auf gar keinen Fall –, den Rest ihres Lebens
an diesem geschäftigen, lauten Ort zu verbringen, getrennt von Dane. Sie mußte einen
Weg zurück finden, und sie würde ihre Suche beginnen, indem sie nach Kenbrook
Hall zurückkehrte.
    Abrupt
stand sie auf und wandte sich zur Tür. Es konnte nicht weit sein. Wenn sie
einfach an der gleichen Stelle stehenblieb, wo sie vorher auf dem Friedhof
gestanden hatte ...
    Kirkwood
holte sie ein, während sie noch mit der Klinke herumhantierte, und nahm sanft
ihren Arm. Seine nächsten Worte bewiesen, daß er ihre Absicht durchschaute.
    »Ich fahre
Sie hin«, sagte er. »Sie können nicht allein dort draußen herumirren – die
heutige Welt ist sehr gefährlich.«
    Fünf
Minuten später fuhren sie über eine Straße, die am See entlangführte. Sie
passierten die Abtei, die vollkommen verfallen war, und als Gloriana nach
Hadleigh Castle Ausschau hielt, entdeckte sie keine sichtbare

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