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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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Spur des
Schlosses. Kenbrook, wie sie selbst am Tag zuvor gesehen hatte, war heute nur
noch ein Turm, umgeben von eingestürzten grauen Steinen.
    Kirkwood
bezahlte Zoll, als überquerten sie die Brücke eines fremden Herrn, und dann
wurden sie eingelassen. Außer dem Torwächter war kein Mensch zu sehen.
    Gloriana
stieg über die flache Mauer um den Friedhof und eilte zu dem Ort, wo Aurelia
St. Gregory begraben war. Die marmornen Schutzengel waren schon vor langer Zeit
zu Staub verfallen, doch die Krypta selbst war noch vorhanden.
    Mit
geschlossenen Augen und angehaltenem Atem versuchte Gloriana, sich zu zwingen,
in das Jahrhundert zurückzukehren, das sie kannte, zurück zu Dane.
    Nichts
geschah. Als sie wieder aufschaute, stand Kirkwood vor ihr und betrachtete sie
mitleidig.
    »Warum?«
flüsterte sie. »Warum ist es geschehen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er
leise.
    Gloriana
wandte sich ab und ging mit resoluten Schritten auf den Turm zu. Als sie und
Dane dort Gefangene gewesen waren, war sie von jener Welt in diese hier ver
setzt worden, und wenn auch nur für wenige Minuten. Vielleicht würde sie hier
eine Passage in die Vergangenheit entdecken ...
    Es sprach
für Kirkwood, daß er nicht versuchte, Gloriana aufzuhalten, sondern ihr nur
wortlos in den Turm und zur Wendeltreppe folgte. Alles hatte sich natürlich
sehr verändert, aber Gloriana fand dennoch mühelos den Weg hinauf und dachte im
Gehen über ihre erste Transition nach.
    Da war
ein Tor gewesen.
    Als
fünfjähriges Kind hatte Gloriana es auf Lady Elainas Aufforderung hin
durchschritten ... Aber wo genau hatte sich dieses Tor befunden? Die Erinnerung
entzog sich ihr wie ein neckisches Kind, das ein Versteckspiel mit ihr trieb.
    Das
Turmzimmer war mit kostbaren Wandteppichen geschmückt, die zu Glorianas Zeit
nicht existiert hatten, und überall waren Glasschränke mit Überbleibseln aus
Kenbrook Halls ruhmreichsten Zeiten. Kacheln aus den Römerbädern. Eine
Schachfigur aus Jade, die einst in Danes warmer Hand geruht hatte, während er
seinen nächsten Zug plante. Ein Dolch mit juwelenbesetztem Griff, ursprünglich
ein Geschenk an Edward, anläßlich seines Ritterschlags.
    Gloriana
stand da, beide Hände auf das Glas gepreßt, und sagte leise, mit klopfendem
Herzen und ehrfürchtig wie ein Gebet, den Namen ihres Mannes.
    Kirkwood
legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich herum. »Sagen Sie
mir, was in Ihnen vorgeht, Gloriana«, bat er.
    Sie
zitterte. Wie sollte sie ihm beschreiben, wie es war, all diese Dinge als bloße
Überbleibsel aus der Vergangenheit ausgestellt zu sehen? Es gab keine Worte
für derartige Empfindungen.
    »Bitte
helfen Sie mir«, erwiderte sie schlicht.
    Kirkwood
zog sie in eine brüderliche Umarmung, worauf sie sich an ihn klammerte und den
Kopf an seine Schulter legte.
    »Ich werde
es versuchen«, sagte er, aber es klang unsicher und befangen. Was Gloriana von
ihm verlangte, konnte sich als ausgeschlossen erweisen, und das war beiden
klar.

Kapitel
12
    Im
Grunde seines
Herzens hatte Dane die ganze Zeit gewußt, daß er Gloriana nicht finden würde,
doch dieses Wissen änderte nichts an seinem verzweifelten Bedürfnis, sie zu
suchen. Als er schließlich im Turmzimmer ins Bett fiel, völlig erschöpft und
erfüllt von Trauer, fuhr er fort, in den düsteren Biegungen und Windungen
seiner Träume nach ihr zu suchen.
    Sie war
verschollen, seine Gloriana, und ihm doch so nahe, daß er ihren Duft zu spüren
und ihre Stimme zu hören glaubte. Als das erste Tageslicht sein Gesicht
berührte, erwachte er so müde, als hätte er kein Auge zugetan.
    Eine
Zeitlang blieb er auf dem Rand des Ehebettes sitzen und starrte den Tisch an,
an dem Gloriana gesessen hatte, als sie vor seinen Augen verschwunden war. Seufzend
strich er sich über das Haar, ohne sich jedoch zu fragen, wie viele Männer es
an seiner Stelle vielleicht getan hätten, ob er damals einer Halluzination oder
einem schlauen Trick erlegen war. Während seiner Zeit als Soldat hatte er
gelernt, seinen Wahrnehmungen zu vertrauen, und auch jetzt zweifelte er nicht
an ihnen.
    Er stand
auf und durchquerte den Raum, um den Stuhl zu berühren, auf dem Gloriana zu
sitzen pflegte, wenn sie aß, Schach spielte oder ihn mit ihrer einzigartigen
Magie verzauberte. Sie war zurückgekehrt in jene andere Welt – dessen war er
sich ganz sicher –, die sie vor so langer Zeit verstoßen hatte.
    Eine
Zeitlang war Danes Trauer so überwältigend, daß sie ihm den Atem

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