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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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erfuhr, daß Edward Dane herausgefordert hatte, ein ums
andere Mal, und ihn beschuldigte, Lady Gloriana ermordet zu haben, um Mariette
de Troyes heiraten zu können. Schließlich hatte Edward Dane sogar aus dem
Hinterhalt angegriffen, und Dane hatte den jungen Mann – im Glauben, er sei
von einem Räuber überfallen worden – mit seinem Schwert getötet.
    An dieser
Stelle schaltete Gloriana den Kassettenrecorder aus und lief ins Bad, um sich
zu übergeben.
    Ich ertrage
es nicht mehr, dachte sie und vermochte sich doch nicht fernzuhalten von
Professor Steinbeths verfluchtem Manuskript. Sie putzte ihre Zähne, wusch ihr
Gesicht und kehrte zurück zu Janets Küchentisch, stellte pflichtbewußt das
Aufnahmegerät an und las weiter.
    Nach jenem
tragischen Ereignis war Dane fast wahn sinnig geworden vor Trauer und
Gewissensbissen, und obwohl niemand ihm die Schuld daran gab, wurde er immer
häufiger gesehen, wie er die Faust gen Himmel ballte und die schlimmsten
Gotteslästerungen ausstieß.
    In der
ersten Zeit nach Edwards Tod tat Kenbrook nichts anderes, als sich entweder bis
zur Besinnungslosigkeit in der Dorfschenke zu betrinken oder Merrymont, einen
benachbarten Baron, zu plagen, selbst dann noch, als längst eine Versöhnung
zwischen den beiden Familien stattgefunden hatte. Als Edward ein Jahr begraben
war, wurden Lady Elaina und ihr Gatte Gareth von einem bösen Fieber befallen,
an dem sie schließlich beide starben.
    Wieder hielt
Gloriana inne, überwältigt von einem Gefühl der Trauer und des Verlusts. Da sie
die ganze Nacht gelesen hatte, war sie überaus erschöpft, ihre Lider waren
schwer und heiß von Tränen, so daß ihr keine andere Wahl blieb, als den Apparat
abzustellen, ins Schlafzimmer zu gehen und sich hinzulegen.
    Am nächsten
Tag öffnete sie weder den Laden, noch beantwortete sie das Telefon.
    Der Abend
dämmerte bereits, als sie von einem beharrlichen Klopfen an der Tür erwachte.
    Benommen
stand sie auf und tastete sich durch den düsteren, kalten Raum zur Tür.
    »Wer ist
da?« rief sie heiser.
    »Lyn
Kirkwood, Gloriana.«
    Sie öffnete
die Tür und starrte ihren Freund verschlafen an.
    Er lachte.
»Gott sei Dank – ich hatte mir schon Sorgen um Sie gemacht! Ich habe den ganzen
Tag versucht anzurufen, hier oben und im Laden.«
    »Es tut mir
leid«, sagte Gloriana und trat zurück, um ihn einzulassen. »Ich war so müde
...«
    Lyn ging an
ihr vorbei zum Tisch und nahm ein Päckchen leerer Kassetten aus der
Manteltasche. »Sie brauchten nicht alles auf einmal zu lesen«, meinte er,
während er seinen Mantel ablegte und zum Herd ging, um den Teekessel zu
holen. »Obwohl ich sagen muß, daß Steinbeth es kaum erwarten kann, die
Aufnahmen zu hören.«
    Gloriana
warf einen traurigen Blick auf das Manuskript. Obwohl sie es fast ganz gelesen
hatte, hatte sie nicht den kleinsten Hinweis auf ihre Rückkehr gefunden – was
nur bedeuten konnte, daß es ihr nie gelingen würde, dem zwanzigsten Jahrhundert
zu entkommen. »Ich weiß nicht, wozu er die Aufnahmen will«, erwiderte sie.
»Aber eins kann ich Ihnen sagen – das Manuskript ist echt.«
    »Er will
Tonbänder, weil nur Sie, Gloriana, imstande sind, den Worten die richtige
Bedeutung zuzumessen. Wer außer Ihnen könnte das wohl schon?«
    Während Lyn
sprach, brachte er den Kassettenrecorder und das Manuskript zu Janets
Schreibtisch. Dann begann er Geschirr aus dem Schrank zu nehmen, und kurz
darauf brutzelte Schinkenspeck in einer Pfanne.
    Gloriana
hatte die ganze Zeit wie betäubt dagesessen und ihn still beobachtet. »Durch
die Zeit zu reisen«, seufzte sie, »das ist eigentlich völlig ausgeschlossen,
und dennoch bin ich hier. Aber vielleicht ist das, was wir für Zauberei halten,
ja nichts weiter als ein Naturgesetz, das wir nur noch nicht verstehen.«
    »Das ist
eine bemerkenswert unmittelalterliche Denkweise«, bemerkte Lyn, während er
Eier in eine Schale gab und sie mit einem Quirl zu Schaum schlug. »Aber Sie
könnten recht haben – was bedeuten würde, daß das Reisen von einem Jahrhundert
zu einem anderen, wie es Ihnen offenbar gelungen ist, möglicherweise nichts
weiter als eine noch nicht entdeckte Fähigkeit des menschlichen Gehirns ist.«
    Gloriana
biß sich auf die Lippen und dachte über seine Wort nach. »Es fing irgendwie
mittendrin an ...«, begann sie zögernd. »Während der Zeitverschiebung, meine
ich. Mit dem merkwürdigen Gefühl, daß es etwas war, das ich selbst verursacht
hatte, ungewollt, und nichts, was von außerhalb

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