Lindenallee
sich gut vorstellen, wie Günther die Anderen seinen Staub schlucken hatte lassen. Er war aber bestimmt nur so schnell gefahren, dass er nach rechts, zu den Überholten, einen triumphierenden Blick hinüberwerfen konnte.
„Ich war vor meiner geplanten Zeit in München, obwohl ein Stau mich zwanzig Minuten aufhielt.“ Er lachte aufgekratzt bei der Erinnerung an die schnelle Fahrt mit dem Sportwagen.
„Und dann? Hast du den Wagen direkt übergeben?“
„Erstmal bin ich zu Kurt gefahren. Mein alter Kumpel. Wie der sich gefreut hat und wir hatten uns viel zu erzählen.“
Paula hoffte inständig keine Zusammenfassung des Gespräches zu bekommen, denn das könnte sich vermutlich in die Länge ziehen.
„Wir haben uns lange und ausführlich unterhalten … aber das sind Männersachen und nicht für Frauenohren bestimmt.“ Verschmitzt lächelnd zwinkerte er ihr zu. Paula erwiderte erleichtert sein Lächeln.
„Nach einer ordentlichen Brotzeit mit Weißwurst und natürlich alkoholfreiem Bier“, er vergewisserte sich, dass sie alkoholfrei garantiert verstanden hatte, „sind wir zu der Adresse gefahren, die du mir gegeben hast. Den Kurt habe ich selbstverständlich mitgenommen. Ein Zeuge, der bestätigt, dass das Auto übergeben wurde, kann nicht schaden.“
„Danke Günther, dass du daran gedacht hast.“
Günther nickte stolz. „Außerdem“, fuhr er fort, „habe ich deinen Ex natürlich unterschreiben lassen, dass er den Wagen samt Schlüssel und Papiere bekommen hat. Den Vordruck hatte ich von Frank erhalten, den ich am Abend zuvor anrief.“
Sprachlos starrte Paula zu Günther hinüber.
„Ich hoffe es ist nicht schlimm, ich meine der Anruf bei Frank? Berta hatte mir erzählt, er vertritt dich und es kam mir komisch vor, dass du den Wagen ohne ein unterschriebenes Blatt Papier abgeben wolltest. Ich hatte da nämlich auch mal Ärger und Steffen hat mir Frank als Anwalt empfohlen. Die Sache damals war aber auch dumm gelaufen. Ich hatte ...“
Paula unterbrach ihn, indem sie seine Hand ergriff und er daraufhin verstummte.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin. Und dass du für mich mitgedacht hast. Wie naiv ich doch manchmal bin“, stammelte sie. „Darf ich dich drücken?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, stand sie auf und umarmte ihn. Günther saß stocksteif auf seinem Stuhl und war sichtlich gerührt. Er räusperte sich, als Paula von ihm abließ.
„Jetzt machst du mich aber verlegen. Das war doch keine große Sache.“ Er sah sie dabei nicht an, sondern ritzte mit seinem Fingernagel eine Rille in ihren Holztisch. Paula sah ausnahmsweise darüber hinweg. Er richtete seinen Blick zurück auf Paula und hielt in seiner kratzenden Bewegung inne. „Es könnte aber sein, dass du doch noch mit mir schimpfst. Ich habe noch nicht alles erzählt.“
Vorsichtig abwartend hob Paula die Augenbraue.
„Als wir dastanden, ums Auto umhergingen, ob keine Schäden zu finden sind, wurde dein Ex ziemlich nervig. Er stellte dauernd Fragen was du so machst und ob du alleine wärst, oder ob du einen neuen Freund hast. Als er dann sagte, er würde dich wieder besuchen kommen, ist mir der Kragen geplatzt.“
Erschrocken blickte Paula ihn an. Was würde jetzt kommen?
„Ich habe dem guten Herrn klargemacht, dass er seinen Allerwertesten in der Stadt lassen soll, in der er sich augenblicklich befindet. Sollte er es nochmal wagen bei dir aufzutauchen, wird er sein blaues Wunder erleben.“
Gespannt wartete er auf ihre Reaktion.
Jäh brach Paula in lautes Lachen aus. „Du bist unglaublich, Günther! Du bist ein Goldschatz.“ Sie stand wieder auf und drückte ihm einen Dankeskuss auf die Wange. Günther lief rot an und berührte seine Wange an der Stelle, wo Paula den Kuss platziert hatte.
„Ähm ja, also war es richtig, ja?“
„Absolut. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin. Das ist super gelaufen und vermutlich werde ich endlich Ruhe vor ihm haben.“
Erleichtert stand Günther auf. „Hier ist das unterschriebene Formular.“ Er legte das zusammengefaltete Blatt auf den Tisch. „Und hier habe ich meine Ausgaben zusammengeschrieben. Der Beleg vom Tanken und das Zugticket habe ich beigefügt. Die Abrechnung macht meine Frau, sie ist der Finanzvorstand.“ Schmunzelnd bewegte er sich in Richtung Flur. Paula war aufgestanden und folgte ihm.
„Eins noch“, hielt sie ihn zurück, „bitte sage deiner Frau, was für einen tollen Mann sie hat.“
Günther grinste zufrieden. „Klar,
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