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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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erschrocken um, als Paula sie ansprach.
    „Magarete? Was machst du da? Willst du ausziehen?“, stammelte sie verdutzt.
    Magarete legte ein paar Bücher in einen Karton und strich sich den Rock glatt. „So ähnlich“, formulierte sie wage. „Ich mache ein bisschen Ordnung. Das lenkt mich ab.“
    Paula erholte sich von ihrer Überraschung und nahm ihr das aber nur halbherzig ab, denn ihre Antwort verursachte ein leichtes Grummeln in ihrer Magengegend. Das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier etwas nicht stimmte.
    „Du hättest Bescheid geben können, ich hätte dir geholfen.“
    Magarete winkte ab. „Das ist schon gut so. Wollen wir uns einen Moment setzen?“ Sie räumte zwei Kartons mit lose hineingeworfenen Postkarten beiseite und klopfte neben sich aufs Polster. „Setz dich zu mir.“
    Paula ließ sich nieder, ohne Magarete aus den Augen zu lassen. „Sag mal Magarete, ich frag dich ohne Umschweife: isst du auch genug? Du siehst ziemlich dünn aus.“
    Magarete hielt ihrem bohrenden Blick nicht stand und konzentrierte sich auf ihre Hände, die sie im Schoß zusammenfaltete.
    „Sicher esse ich. Bei der Wärme der letzten Tage hatte ich nicht so viel Appetit, aber das gibt sich wieder.“ Verstohlen blickte sie Paula an, ob sie mit der Antwort zufrieden war.
    „Nicht, dass du mir vom Fleisch fällst“, lenkte Paula zögerlich ein.
    „Ich doch nicht, weißt du doch. Ich esse zu gerne.“
    Es klang nicht vollständig überzeugend, aber Paula wollte keinen Streit mit ihr anfangen. Die Einäscherung von Friedrich war gerade mal eine Woche her. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“, erkundigte sie sich stattdessen.
    Magarete schüttelte den Kopf. „Herr Lindner war bereits so freundlich, für mich einzukaufen. Seine Frau war beleidigt, dass ich sie nicht gefragt habe. Sie muss hinter dem Türspion gestanden und vor Wut gekocht haben.“ Magarete zwinkerte vergnügt. Paula schmunzelte über die Vorstellung und entdeckte bei Magarete einen Hauch von der vergnüglichen alten Dame, die sie vor der Tragödie gewesen war.
    „Paula, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich will das schlechte Wetter nutzen und weiter Aufräumen. Wenn man angefangen hat, du weißt ja ...“
    „Na klar, ich will dich nicht abhalten.“ Paula erhob sich und drehte sich noch einmal um.
    „Ist auch wirklich alles in Ordnung, Magarete? Du kannst es mir ruhig sagen. Ich bin jetzt ein anderer Mensch, weißt du? Ich bin viel gelassener und nicht mehr so lästig und nerve und so.“
    Ein Lächeln huschte über Magaretes Gesicht. „Das weiß ich doch, Paula. Ich weiß, du hast dein Leben im Griff und dir steht die Zukunft sperrangelweit offen. Darüber bin ich sehr glücklich.“
    Paula wollte etwas anfügen, aber Magarete hob die Hand. „Bitte nicht Paula, ich habe dir geholfen und du mir. Das wissen wir beide. Eine glückliche Fügung hat unsere Wege kreuzen lassen. Ich fühle mich dir eng verbunden. Hätte ich je Kinder gehabt, wärst du die Enkeltochter gewesen, die ich mir immer gewünscht habe.“
    Paula eilte zu Magarete zurück und fiel vor ihr auf die Knie. „Danke, Magarete. Danke für Alles.“ Sie drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte sie an.
    Magarete erwiderte ihr Lächeln mit einem kaum merklich traurigen Zug um den Mund. „Und jetzt geh, meine Paula. Und grüß Steffen von mir, ja?“
    Paula nickte, erhob sich und verließ das Wohnzimmer. Als sie die Tür schloss, warf sie einen Blick zurück zu Magarete, die eingesunken und gedankenverloren auf dem Sofa verharrte. Sie wirkte klein und verletzlich, am liebsten hätte Paula sie beschützend mit zu sich genommen. Aber sie kannte Magarete, dass hätte sie nie und nimmer geduldet.
     
    Paula beobachtete Harald, wie geschickt und schnell er Bier zapfte. Im Raucherraum saßen an einem langen Tisch die Mitglieder eines Fußballvereins und verlangten nach ausreichend kühlen Getränken.
    „Wo ist eigentlich Akay?“
    Harald blickte von seiner Arbeit nicht auf. „Das möchte ich auch mal wissen“, brummte er ungehalten, „sie ist auf jeden Fall zu spät.“
    „Ich könnte dir helfen.“
    „Kommt nicht in Frage.“
    Aufs Stichwort flog die Tür auf und Akay stürzte herein. „Entschuldigung“, rief sie und verschwand in Richtung der Küche. Ein paar Sekunden später tauchte sie auf und band sich die Schürze um.
    Harald brummte immer noch. Akay nahm es gelassen zur Kenntnis und trug nach einem Blick auf den Bestell-Bon das

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