Lindenallee
Akay nahm Harald ein um das andere Bier ab. „Dann müssen wir uns nur noch mit Luise und Walter treffen und die Zeiten festlegen, wer wann bei ihr ist. Harald, da fehlt noch ein Bier.“
Harald schwieg und reichte das fehlende nach.
„Okay, dann mal los.“ Akay zog in den verqualmten Raum und wurde wie die Male zuvor, lauthals bejubelt.
„Ich sehe, ihr habt gut geplant“, stellte Paula nüchtern fest.
„Einverstanden mit der Vorgehensweise?“
„Ja. Ich denke schon. Ist etwas überraschend, aber eine gute Idee. Auf den Urlaub mit dir freue ich mich doch und ich möchte ihn nicht absagen.“
„Prima.“ Steffen lächelte sie überglücklich an. „Und was ist das für eine Geschichte mit Harald?“, flüstere er ihr leise ins Ohr.
„Ich kann dich hören, Steffen.“ Drohend richtete Harald sich auf.
„Oh.“
„Es ist genauso, wie Akay sagt. Ich habe unseren Hochzeitstag vergessen. Den fünfundzwanzigsten, um genau zu sein. Ist mir noch nie passiert, ausgerechnet diesmal.“ Er schüttelte sauer den Kopf.
„Äh, ich wusste überhaupt nicht, dass du verheiratet bist.“
„Ist aber so.“
Betreten stellte Steffen fest, wie wenig er über Harald wusste. Vielleicht lag es daran, dass er immer da war und sich die Sorgen seiner Gäste anhörte und man vergaß, er könne auch welche haben.
„Wie können wir dir helfen, damit die Sache wieder ins Lot kommt?“
Harald zuckte mit den Schultern, er sah wie ein begossener Pudel aus.
„Wie spät ist es?“ Steffen beantwortete seine Frage selbst mit einem Blick auf die Armbanduhr. „18:21 Uhr.“ Er überlegte einen Moment. „Ja, das könnte klappen. Ist deine Frau zu Hause?“
„Ja. Sie muckelt.“
Paula unterdrückte ein Grinsen.
„Gut. Nicht das Muckeln. Du machst jetzt Feierabend“, forderte Steffen ihn auf, „du gehst zum Blumenladen an der Ecke und holst einen schönen Strauß“, wies er Paula an. Zu Akay, die neugierig dazu gestoßen war, sagte er, „ich bin ab jetzt für das Zapfen zuständig und du hast eine Menge Nachsicht mit mir.“
Akay drängte sich bereits hinter den Tresen. „Das ist eine gute Idee. So einen Brummbär als Chef kann ich nicht den ganzen Abend ertragen.“
„Aber, aber, das geht doch nicht“, wehrte Harald verdattert ab.
Steffen hielt sein Handy ans Ohr und vernahm ungeduldig das Freizeichen. „Der muss ran gehen, sonst klappt das nicht.“ Noch ein Freizeichen, dann eine Stimme. „ Ah, Heribert, endlich. Steffen hier. Ja, es geht gut. Nee, du, ich muss dich unterbrechen. Heute Abend ist Vorstellung der Zauberflöte? Ja. Prima. Nee, jetzt rede ich. Beschaff mir irgendwie zwei gute Plätze. Ist mir egal, wie du das machst und wenn sie bei dir im Orchestergraben sitzen. Was? Dem Dirigenten? Den hatte ich letzte Woche in der Praxis und der soll mal schön den Ball flachhalten. Und wenn wir schon dabei sind, dann bestellst du gleich noch einen Tisch in einem schönen Lokal, da kennst du dich doch aus. Ja, das wäre erst mal alles. Ach so, die Gäste sind Harald und seine Frau. Nachname? Äh, Lieberknecht. Heribert, hör auf zu jammern. Mach, beeil dich.“ Und legte auf.
Paula, Harald und Akay hatten erstaunt Steffens Telefonat verfolgt. Harald vergaß den Zapfhahn zu schließen, das Bier schwappte über den Rand des Glases. Akay erholte sich als Erste von der Überraschung, schloss den Hahn, trieb Harald zur Eile an und wies Steffen mit einer Kopfbewegung, sich an die Stelle von Harald zu stellen.
„Na, dann wollen wir mal“, sagte Paula, die Harald mit hinausbegleitete und sich auf dem Weg zum Blumenladen machte. „Die Blumen bringe ich zu dem Restaurant, wo ihr nachher seid. Steffen muss nur noch in Erfahrung bringen, welches es ist.“
Harald schien völlig durch den Wind zu sein. Er stammelte nur noch. „Danke. Ohne euch. Herrje. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin sprachlos. Ich, ich, ...“
„Harald, los jetzt.“
„Ach ja, los jetzt.“
Schnell setzte er sich in Bewegung und stieg in sein Auto. Als er losfuhr, hupte er kurz und winkte aus dem Fenster. Paula winkte zurück und nahm die Beine in die Hand. In nicht einmal sieben Minuten würde der Blumenladen schließen.
Sie hatte richtig gute Laune und es machte Spaß, Harald zu helfen. Außerdem war sie überzuckert von Steffen, wie er das Zepter in die Hand genommen hatte und flugs einen netten Abend für die Beiden organisierte. Noch eine Seite, die sie an ihm nicht erwartet hatte. Diese Spontanität,
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