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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Valentin muss ich mir eingestehen, dass das mit der Hose immer noch meine einzige Knalleridee ist und dass bis jetzt auch keine weitere am Horizont hervorlugt, außer dass ich die Decke im Coffee & Bytes voll Geigen hängen lassen könnte und dass ich das wahrscheinlich genauso gut lassen kann, wenn mir nicht schleunigst noch was anderes einfällt. Was noch viel schlimmer ist, ich fühle mich überhaupt nicht wohl in meiner Haut. Ich frage mich, was mir fehlt. Ich habe genug geschlafen, gegessen, getrunken, frische Luft bekommen, hatte Kontakt mit Menschen, und der Hundefutter-Spot war im Vergleich zu dem ganzen anderen Kram auch nur mittelschlimm. Wie … Ah, da kommt Anton mit Papa Gero.  
    »Tagchen, Herr Oliver!«  
    »Hallo Oliver!«  
    »Hallo Anton, hallo Gero.«  
    »Warum bist du heute so früh?«  
    »Kann ich einmal so kommen, dass du nichts dazu anzumerken hast?«  
    »Setz dich, Sohnemann, ich hol dir einen Kakao. Und dann muss ich abzischen. Bin schon wieder viel zu spät dran. Das gibt Ärger.«  
    Anton schaut mich an.  
    »Was machen wir heute? Unterhalten wir uns wieder über die Frau, in die du verliebt bist?«  
    »Vielleicht. Aber vorher …«  
    Ha! Auf einmal weiß ich, was mir die ganze Zeit gefehlt hat. Klar. Kein Wunder, dass ich mich nicht so richtig konzentrieren kann.  
    »Kleinen Moment, Anton.«  
    Ich gehe zur Theke, lasse mir etwas geben und schlendere gut gelaunt an unseren Tisch zurück.  
    »Was ist das, Oliver? Ah, ein Motorradquartett.«  
    »Heiße Öfen. Klassiker.«  
    »Spielen wir?«  
    »Hast du Lust?«  
    »Ja!«  
    Ich summe beim Kartenmischen vor mich hin. Es war also das Nicht-Spiel von letztem Montag, das mir die ganze Zeit in den Knochen steckte. Klar. Warum bin ich nicht schon längst darauf gekommen? Aber das wird jetzt sofort nachgeholt. Anton röntgt sofort jede Karte, die ich zu ihm über den Tisch schlittern lasse, mit den Augen. Ganz klar, er hat schon Erfahrung. Aber Heiße Öfen ist natürlich ein Heimspiel für mich. Er hat keine Chance. Eigentlich unfair, aber da muss er jetzt durch. Ich mache es wann anders wieder gut.  
    »Du fängst an.«  
    »Hubraum …«  
    »He, was macht ihr da?«  
    »Wir spielen Motorradquartett, Papa. Heiße Öfen.«  
    »Hier, dein Kakao. Schmeiß ihn nicht um.«  
    »Danke. Tschüss, Papa. Hubraum …«  
    »Kann ich mitspielen?«  
    »Aber du musst doch zur Arbeit?«  
    »Eigentlich ja, aber ich habe schon so lange nicht mehr Heiße Öfen gespielt.«  
    ***  
    »157 PS .«  
    »Du musst sticht sagen, Anton. Falls einer von uns das Gleiche hat.«  
    »Muss ich gar nicht. 157 PS gibts nur einmal.«  
    »Oh.«  
    »Tja, Herr Oliver, da staunst du. Zum Glück hat er wenigstens das halbe Hirn von mir geerbt.«  
    »Wieso hast du nur ein halbes Hirn, Papa?«  
    »Haha, hast du das gehört, Herr Oliver?«  
    Zehn Minuten später sind Gero und ich unsere Karten los. Anton strahlt, während sein Vater bezahlt.  
    »Spielen wir noch mal zu zweit, Oliver?«  
    »Wenn du willst.«  
    »Nächste Woche bringe ich mein Panzerquartett mit.«  
    »Machts gut, ihr zwei, ich muss mich beeilen.«  
    Gero kneift Anton in die Wange und winkt mir.  
    Eine harte Heiße-Öfen-Schlacht später, die ich am Ende auch verliere, ist mein seelisches Gleichgewicht wiederhergestellt. Anton trinkt zum ersten Mal von dem Kakao, der während unserer zwei Partien die ganze Zeit neben ihm auf dem Tisch gestanden hatte, und ich seufze wohlig, während ich die Karten zurück in die zerschrammte Plastikschachtel schichte.  
    »Bei meinem Panzerquartett gibt es auch Rohrlänge.«  
    »Aha.«  
    »Weißt du, wie lang die längste Rohrlänge ist?«  
    »Hm, keine Ahnung, bring es einfach mit.«  
    »4,04 Meter. Sind natürlich langsamer als die Motorräder, die Panzer.«  
    »Macht nichts.«  
    »Hast du letzte Woche die Frau getroffen, in die du verliebt bist?«  
    Hups.  
    »Ja, hab ich.«  
    »Und, wie …?«  
    »Es war mies.«  
    »Warum?«  
    Warum? Warum hat man Hemmungen, einen Siebenjährigen mit »darum« abzubürsten? Blöde 68er.  
    »Sagen wir einfach, ich hatte kein gutes Konzept.«  
    »Was ist ein Konzept?«  
    »Konzept, Konzept … Konzept kommt von Konz… Konz… ach, nicht so wichtig. Wenn man ein Konzept hat, bedeutet das, dass … dass … oder andersherum erklärt, wenn man eine Aufgabe hat, dann bedeutet das, dass man erst mal ein Konzept braucht, um … um …«  
    »Warum?«

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