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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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und die Luft, die ich in harten Stößen aus meinen Lungen herauspresse, schmeckt nach Blut, als hätte in mir eine mittelalterliche Schlacht stattgefunden. Hätte ich doch lieber mit ein bisschen Jogging angefangen, so wie es Tobi gerade tut. Ganz langsam zwei, drei Runden traben, und am Ende vielleicht ein kleiner Sprint. Aber Tobi wird wahrscheinlich selbst das überfordern, so wie der in den letzten Jahren zugelegt hat. Mal sehen, in welchem Zustand er nachher zurückkommt.  
    Mist, warum kriege ausgerechnet ich den Pass von Serkan? Arne stand auf der anderen Seite mindestens genauso frei wie ich. Na gut, paar Schritte laufen und abspielen … Nein, sie haben mich umzingelt. Soll ich mich einfach fallen lassen und einen Krampf simulieren? Oh, da sehe ich eine Lücke. Aber dahinter natürlich wieder keinen, den ich anspielen kann. Muss ich da wirklich selber durchrennen? Die wollen mich fertigmachen … Ah, Piotr hat mir von hinten den Ball weggegrätscht. Meine Rettung … Aber gleich wieder die nächste Pein. Rückwärtsbewegung, Gegner decken, gerade ich, der den Ball verloren hat, kann ja nicht einfach stehenbleiben. Hört das denn nie auf?  
    »Kann  ........ ich jetzt  ........ ins  ........ Tor  ........ Theo?«  
    Man sieht Theo an, dass er immer noch nicht genug verschnauft hat. Dass er mich trotzdem wieder ins Tor gehen lässt, geschieht aus reinem Mitleid. Wie erbärmlich.  
    Zwanzig Minuten später ist es endlich vorbei. Tobi steht schon seit geraumer Zeit am Spielfeldrand und guckt zu. Ich werfe mich neben ihm ins Gras und warte darauf, dass meine Atemfrequenz so weit abnimmt, dass ich wieder aus meiner Wasserflasche trinken kann. Tobi sieht dagegen erstaunlich frisch aus. Klar, ein bisschen verschwitzt, etwas roter Kopf, aber für drei Runden in dem Tempo ist das ja wohl das mindeste.  
    »Piotrs Schuss war ordentlich, und ich will jetzt auch nicht über Gebühr auf dir rumhacken, Krach, aber ich sage, der war haltbar.«  
    Ich atme einfach weiter, schaffe es aber, dabei einen Grunzlaut zu produzieren.  
    »Das stimmt, Krach, und ich habe durchaus in meine Überlegungen mit einbezogen, dass Torwart nicht deine Stammposition ist. Hätte auch keiner erwartet, dass du den Ball fängst, trotzdem, wegfausten wäre auf jeden Fall drin gewesen.«  
    Wieder ringe ich mir ein paar Laute ab.  
    »Doch, doch, er kam fast genau auf den Mann.«  
    »Ach Tobi  ........ gib mir mal  ........ die Flasche ........ danke.«  
    »Wenn du fertig bist, können wir ja noch eine Runde drehen, so als Cooldown.«  
    »Wie … bitte?«  
    »Cooldown nach dem Sport. Das ist gut für die Muskulatur, hilft dem Körper dabei, die bei der Belastung entstandenen Stoffwechselabbauprodukte beschleunigt zu entsorgen, das Herz-Kreislauf-System …«  
    »Du willst wirklich … noch eine Runde drehen?«  
    »Na klar.«  
    Der blufft doch.  
    »Gut … bin dabei, Tobi.«  
    »Dann gleich los. Bevor der Körper in den Ruhezustand schaltet, das ist ganz wichtig.«  
    Mist. Aber wie kann das sein? Habe ich seine Fitness so unterschätzt? Ich richte mich stöhnend auf und warte, dass Tobi zu traben beginnt. Das geschieht aber nicht. Stattdessen geht er zu seinem Fahrrad und steigt auf.  
    »Haha, wusste ich doch, dass du nur geblufft hast.«  
    »Wieso? Wir machen eine Cooldown-Runde.«  
    »Moment, soll das heißen, dass du deine drei Runden vorhin auch mit dem Fahrrad …?«  
    »Ja, was glaubst du denn?«  
    ***  
    Selten war eine Dusche so schön. Ich habe meine Luxus-Einhand-Wassermischarmatur bis zum Anschlag hochgezogen. Aus dem spaghettitellergroßen Brausekopf über meinem Kopf kommt Liter um Liter auf mich hinuntergeflutet. Doch das allein reicht heute nicht. Ich habe die zusätzliche Handbrause auf ultraharten Massagestrahl gestellt und sie so in die Wandhalterung gesteckt, dass sie genau zwischen meine Schulterblätter zielt. Meine Augen sind zu, ich fühle, wie der harte Wasserfinger zwischen meinen Rückenwirbeln herumpult, und seufze von Zeit zu Zeit » AUMMMMOARRRFF «. Irgendwann werde ich damit beginnen, mich einzuseifen. Aber jetzt noch nicht.  
    Dass ich darauf bestanden habe, die Cooldown-Runde zu Fuß zu erledigen, war schon keine besonders kluge Entscheidung gewesen, dass ich dann auch noch versucht habe, mit Tobis Fahrrad Schritt zu halten, war einfach nur noch bescheuert. Aber ich bin mir sicher, wenn ich lange genug im Massagestrahl stehenbleibe, wird mir mein Körper

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