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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Mephisto.«  
    »Ich muss sogar was singen. Du auch?«  
    »Ja, aber das kürzt er bestimmt noch raus.«  
    »Hoffentlich.«  
    Schon sind die ersten Flaschen leer. Franziska und ihre Geister greifen nach der zweiten. Muss ziemlich heiß in den Kostümen gewesen sein. Auf Facebook und Youtube prasseln währenddessen weiter unermüdlich die Kommentare herein. Alle sind sich einig. FranziskaSteinmannist die neue Krawallaction-Queen und Trottelaction-Titan OKrach kann sich warm anziehen. Haha, wurmt mich das jetzt etwa? … Verflixt, doch, ja, irgendwie schon. Ich taste nach meiner Schulter. Tut schon fast gar nicht mehr weh.  
    »Du, Krach?«  
    »Hm?«  
    »Was ich noch sagen wollte, könntest du ab jetzt für uns beide einkaufen? Es ist nämlich so, ich, ähm …«  
    »Oh, lass mich raten, du hast …«  
    »Hausverbot im Supermarkt gekriegt, genau.«  
    »Prost.«  
    ***  
    Als ich das Coffee & Bytes betrete, ertappe ich mich dabei, Heimatgefühle zu bekommen. Aber nein, das ist nur ein kurzer Anflug. Ich werde nie einer von diesen Internet-Menschen. Hm, Rüdiger ist noch nicht da. Schade, dass ich keinen Laptop dabei habe, sonst könnte ich noch mal schnell nach meinen Nachrichten schauen. Wenigstens sitzt Kurt in seiner Ecke.  
    »Hallo altes Haus. Lange nicht mehr gesehen, was?«  
    »Hallo Oliver. Hast du schon das Video von FranziskaSteinmann geguckt?«  
    »Oh ja.«  
    »Ein Riesenerfolg für sie. Wie wirst du reagieren?«  
    »Entspannt. Und du schraubst gerade die IT in Lenas Anwaltsbude neu zusammen, habe ich gehört?«  
    »Ja. Ein Graus, was ich da vorgefunden habe. Und das nicht nur unter Sicherheitsaspekten. Ich soll dich übrigens von ihr grüßen.«  
    »Danke.«  
    Ups, hat eigentlich irgendwer Kurt schon eingeweiht, dass er den Faust spielen wird? Vermutlich nicht, sonst hätte er sicher gleich davon losgequatscht. Kann doch nicht wahr sein, wie schlecht wir organisiert sind. Hier muss langsam ein anderer Wind wehen. Werde ich gleich mal mit Rüdiger drüber sprechen … Andererseits, Auerbachs Keller … Wenn ich mich recht erinnere, hat Faust da eh nur ein oder zwei Sätze. Das kriegt Kurt jederzeit hin. Außerdem ist es mir auch egal. Lena macht nicht mit, jetzt geht es nur noch um den Spaß.  
    »Alles klar mit dir, Oliver?«  
    »Alles klar. Hast du eigentlich schon mal Theater gespielt?«  
    »Äh, was, ich? Nein, warum?«  
    Rüdiger Rodeo ist inzwischen hereingekommen. Wie immer schüttelt er ein paar Hände und lässt sich mit Leuten fotografieren. Zwischendrin signalisiert er mir winkend, dass ich mich irgendwo hinsetzen soll. Schon klar. Wenn er sich jetzt alleine irgendwo hinsetzt, wird er sofort belagert, und wir können uns nicht unterhalten. Wir hätten uns natürlich auch woanders treffen können, aber ich verstehe ihn langsam. Er hat zu große Angst davor, dass er mal einen Schritt macht, der nicht sofort im Internet veröffentlicht wird. Deswegen geht er lieber auf Nummer sicher und bewegt sich nur an Orten mit verlässlich hoher Nerd-Dichte.  
    »Entschuldige, Kurt, ich erzähl dir nachher alles. Bin mit diesem iSuperstar verabredet, und wenn ich ihn mir nicht gleich schnappe, wird er aufgefressen. Bis gleich.«  
    Ich setze mich an einen kleinen Couchtisch in der hintersten Ecke des Raums. Die beiden großen Plüschsessel, die um ihn herum stehen, erdrücken ihn fast. Hier kann sich unmöglich noch ein dritter dazugesellen. Ein paar Minuten später sitzt Rüdiger mir gegenüber.  
    »Hallo Oliver. Ein Menschenauflauf ist das hier wieder.«  
    »Wirklich, nicht zu glauben, tsts.«  
    Er setzt den Strohhut kurz ab und richtet seine Haare, während sein iKoffer in die kleine Lücke zwischen unseren Sesseln hineinzuschnurren versucht. Ich rücke ein Stück zur Seite und mache dem Kleinen Platz. Einen kurzen Moment lang glaube ich, dass er mich dankbar angestrahlt hat.  
    »Gut, lass uns über Faust 2.0 sprechen. Du bist von den Forza-Idee-Leuten über die beabsichtigten Kürzungen unterrichtet worden?«  
    »Ja.«  
    »Meine Meinung dazu: Durch diese geradezu palio-permutative Exkavation wird das dramaturgisch-inszenatorische Tremolo der Inszenierung teilvaporisiert. Als unmittelbarkomplementäre Kernreaktion darauf sollten wir es – und das sage ich bewusst ganz einfach und direkt – lieber lassen. Was denkst du?«  
    »Bin dabei.«  
    »Gut. Dann werden wir das Elvin und Adrian gleich mal mitteilen. Flip iPhone … Upsa, danke,

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