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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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noch nie jemand in einer WG zu mir gesagt.«  
    »Ich weiß, ich bin komisch.«  
    Der Anblick von Geschirr, das jemand anders benutzt hat. Für mich immer noch der Inbegriff von Luxus. Als ich fertig bin, lasse ich es einfach stehen und mache mich auf den Weg. Auch draußen keine Spur von Montag. Entweder ist die Welt über Nacht besser geworden, oder gesunder Schlaf macht viel mehr aus, als ich gedacht hatte. Jedenfalls komme ich überpünktlich und bestens gelaunt im Jinglefactory-Tonstudio an.  
    Erst dort fällt mir wieder ein, an was für einem extra abartigen Projekt ich mich heute abrackern muss, und nach einer Stunde Arbeit ist meine Laune wieder ziemlich unten. Heute läuft es sogar besonders zäh. Es ist einer von diesen Radiospots, bei dem ich zwei Rollen mit jeweils verschiedenen Stimmen sprechen muss. Das ist aber nur das kleinste von vielen Problemen.  
    Ich beobachte Elvin und Adrian durch die Sprecherkabinenscheibe. Respekt. Das Faust-Projekt mit Web 2.0-Star Rüdiger Rodeo war eins der größten Dinger, die sie jemals angeleiert haben. Und dass jener Rüdiger ihnen am Wochenende kurz und trocken abgesagt hat, stecken sie einfach so weg. Sie sitzen, wie immer, gut gelaunt im Regieraum, trinken Kaffee und werkeln an ihrem absurden Mist herum. Kein Wort von dem Desaster, kein Anflug von Frust oder gar schlechter Laune. Woher nehmen sie diese Gelassenheit? Es kommt mir wirklich nur schwer über die Lippen, aber ihr Rückschlag-Verdauverhalten ist einfach vorbildlich. Vor allem, wenn man in Betracht zieht, wie lange wir hier jetzt schon an diesem elenden Spot rumprobieren, ohne dass irgendwas annähernd Brauchbares herausgekommen ist.  

    »
Also, Adrian, ich sag es mal so, an Oliver liegts nicht, oder?
«  

    »
Nein, ausnahmsweise. Harhar, kleiner Scherz.
«  

    »
Also, was tun?
«  

    »
Weiß nicht. Krachilein, sag du doch mal was. Woran liegt es, dass es hier noch nicht ROAAARRR macht?
«  
    »Ich spinn jetzt einfach nur mal rum: Vielleicht weil YAM! YAM! YAM! YAM! Voll lecker! – Was denn, Mann? – Na, die Wurst, Alter! – Welche Wurst? – Na die, die ich in der Hand halte! – Cool! Matrexx-Wurst! Gib her! YAM! – Heee, Sucker! kein guter Text ist?«  

    »
Autsch! Du legst ja gleich alle zehn Finger auf einmal in die Wunde.
«  

    »
Hätte ich nicht gedacht, dass er so ein Brutalinsky sein kann.
«  

    »
Sollen wir es ihm sagen?
«  

    »
Weißt du was? Ja.
«  

    »
Es ist nämlich so, Oliver, dieser Text ist in Wirklichkeit kein Text, sondern ein ebenso frischer wie wohlgeformter Haufen Hundeexkrement. Richtig umschrieben, Adrian?
«  

    »
Yay. Das Problem ist nur, er stammt von Gerwin-Paul, dem Sohn unseres wichtigsten Kunden, der gerade ein Praktikum bei uns macht.
«  

    »
Und da dachten wir uns, egal, durch Olivers Mund wird selbst dieses teuflische Machwerk genießbar. Ups, hihi.
«  

    »
Aber man kann ja auch mal danebenliegenpopiegen.
«  

    »
So sieht es aus. Hilft alles nichts, wir müssen durch. Und ich sag mal, auch in den übelsten Kackhaufen kann man immer noch ein paar Cocktailschirmchen reinpieken, nicht wahr?
«  

    »
Was gibts denn da zu kichern, Palmoliver?
«  
    »Ach, mir ist nur gerade was Lustiges durch den Kopf gegangen. Kchchch.«  

    »
Spucks aus. Der Boden ist eh dreckig, hähä.
«  
    »Ich hab neulich mal im Supermarkt heimlich eine Wurst angebissen, weil ich probieren wollte, ob …«  

    »
Laaangweilig.
«  
    »Aber man könnte doch einen Fernsehspot drehen, in dem ein Mann im Supermarkt zuerst heimlich alle möglichen Matrexx-Würste anbeißt, und dann mit schreckensweiten Augen draufzeigt und DIE BESTIE MUSS NOCH HIER SEIN! kreischt. Dann Panik, alles stürzt raus, und er bleibt als Einziger zurück, isst in Ruhe weiter und feixt.«  

    »
Hm.
«  

    »
Hmhm.
«  

    »
Hmhmhm.
«  

    »
Was sagst du?
«  

    »
Na ja, bisschen too much.
«  

    »
Ja, so ganz slightly over the top.
«  

    »
Hm.
«  

    »
     

Ach, scheiß drauf, geben wir es ruhig zu, Elvin!
     

«  

    »
     

Yay, das ist übelst gut!
     

«  

    »
     

Das kaufen die uns ab! Und wie! Die sind heilfroh, wenn sie nicht für diesen Scheißradiospot, zu dem wir gemeinen Kerle sie breitgeschlagen haben, geradestehen müssen. Die machen den Fernsehspot, und wenn das ganze Budget dafür draufgeht!
     

«  

    »
Und Gerwin-Paul stellen wir auch ruhig. Der kriegt einfach die Hauptrolle.
«  

    »
Stimmt! Ich meine, hallo? Wenn Gerwin-Paul kein

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