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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman
Autoren: Matthias Sachau
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man notfalls auch mal nass werden.  
    Das Valentin ist nachmittäglich lose besetzt. Kurt ist schon da. Er fällt etwas auf, weil sein Blick die ganze Zeit wild herumzuckt. Der Kerl ist es eben nicht gewöhnt, keinen Bildschirm vor sich zu haben. Ich sage hallo, setze mich und bestelle.  
    »Es gefällt mir hier, Oliver.«  
    »Oh, das freut mich. Ist schon seit langer Zeit mein Lieblingscafé.«  
    Endlich kommen seine Augen zur Ruhe. Es tut ihm gut, ein Gegenüber zu haben.  
    »Gibt es hier eigentlich WLAN ?«  
    »Keine Ahnung, kann schon sein. Ich komme hier aber immer nur zum Trinken, Unterhalten und Motorradquartett spielen vorbei.«  
    »Heiße Öfen?«  
    »Genau.«  
    »Hab ich schon ewig nicht mehr gespielt.«  
    »Wollen wir?«  
    »Ach nein, jetzt nicht. Ich wollte dich nämlich nach deiner Meinung fragen.«  
    »Gut. Worum geht es denn?«  
    »Es ist etwas Privates.«  
    »Okay, ich werde niemandem was erzählen, versprochen.«  
    »Ach, das ist nicht so wichtig. Ich wollte dich nur fragen, ob du glaubst, dass … Wie soll ich sagen?«  
    »Manchmal gar nicht so einfach.«  
    Ich bin zu Tränen gerührt. Er will mir etwas anvertrauen. Und man sieht ihm an, wie viel Überwindung es ihn kostet. Ich werde ihm helfen, aber so was von.  
    »Also, es geht darum, ich frage mich, ob, hm … ob man Liebe und Beruf unter einen Hut bringen kann.«  
    Ich muss kurz nach Luft schnappen. Kurt redet über Liebe. Was zum Henker …? Während mein Kopf noch darüber nachdenkt, fängt mein Mund schon an zu reden. Komisch, immer wenn ich mich mit Kurt unterhalte, fühle ich mich für den Gesprächsfluss zuständig. Muss ich mir mal abgewöhnen.  
    »Natürlich kann man das, Kurt. Ich verstehe schon, was du meinst. Entweder du liebst deinen Partner, oder du liebst deinen Beruf , heißt es immer wieder. Schnickschnack. Du wirst ganz schnell deinen Beruf als Auszeit vom Partner, und deinen Partner als Auszeit vom Beruf schätzen lernen. So ähnlich höre ich das auf jeden Fall oft von glücklichen berufstätigen Pärchen. Wird schon richtig sein.«  
    Kurt schaut gequält. Was hat er nur?  
    »Stimmt was nicht? Du guckst so. Okay, ist natürlich wichtig, dass sich alles die Waage hält. Du darfst dich auf jeden Fall nicht von deinem Beruf auffressen lassen. Fleißig wie du bist, sehe ich da durchaus eine kleine Gefahr, aber wenn du jemanden richtig liebst, kriegst du das hin. Es gibt nichts Schöneres, als wenn man sich nach einem harten Arbeitstag auf seine Liebste freut. Aber warum fragst du eigentlich?«  
    »Na ja, ich frage mich, wie es ist, wenn die, die du liebst, eben genau da arbeitet, wo du auch arbeitest.«  
    »Oh, verstehe. Das umgekehrte Problem. Hm, ehrlich gesagt, keine Ahnung.«  
    Halt … HALT! ER SPRICHT VON LENA ! Natürlich! Er arbeitet doch jetzt in ihrem Büro! Wenn die, die du liebst, eben genau da arbeitet, wo du auch arbeitest … Nein, Freundchen, so haben wir nicht gewettet! Und überhaupt, du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass Lena … MOMENT MAL! Während Kurt weiterredet, ballen sich die üblen Erkenntnisse in meinem Kopf im Nu zu einem riesigen schwarzen Klumpen. Ich weiß jetzt, warum Lena gestern in Wirklichkeit so entspannt war. Von wegen Gespräch mit der Waldorfschul-Freundin! Sie hat mein Gedicht gefunden, UND SIE GLAUBT, ES IST VON KURT! So muss es sein! Es hat schon die ganze Zeit hinter meinem Rücken zwischen den beiden geknistert, aber dieser schüchterne Kerl war einfach nicht in der Lage, den entscheidenden Schritt nach vorne zu machen. Da kam mein Gedicht genau im richtigen Moment. Sie hat es irgendwo gefunden und sah gar keine andere Möglichkeit, als dass es von Kurt stammt. Oh, Mann! Frag meinen Namen, ich sag Klaus . In Klaus steckt schon ein K und ein U drin. Von da ist es nur noch ein kurzer Weg hin zu Kurt. Oliver ist da auf einem ganz anderen Kontinent.  
    »Ich glaube, du hast recht, Oliver. Es gibt nichts Schöneres, als wenn man sich nach einem harten Arbeitstag auf seine Liebste freut. Ich stelle mir vor, dass das sogar die schönsten Momente in einer Beziehung sind. Und wahrscheinlich braucht man solche Momente. Und wenn man zusammen arbeitet, dann verzichtet man nicht nur auf diese Momente, man ist auch noch gezwungen, sich täglich über banale und oft nervige Dinge auszutauschen, die gar nichts mit einem als Paar zu tun haben. Und so zerstört man in kürzester Zeit den Zauber, der in so einer Liebe innewohnt. Und das ist ja
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