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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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schon ein Kind von diesem Falco, oder? Ich meine nur … wegen des Nachmachens.«
    »Quatsch. Falco ist doch nur Mittel zum Zweck. Er ist so ein typisches Weichei. Unsere Eltern kennen sich. Und meine Mutti hat mir sogar neulich erst erzählt, dass seine Mutter ihr mal im Vertrauen gesagt hätte, dass ihr Sohn schwul sei. Er traue sich aber nicht, das zuzugeben. Und so wird alles schön unter den Teppich gekehrt und totgeschwiegen. Ist halt ein Dorf.«
    »Allem Anschein nach handelt es sich ja auch um ein Gerücht. Schließlich hat er deiner Cousine ein Kind gemacht und wird sie heiraten.«
    »Nix da, da steckt mehr dahinter. Noras Eltern sind ziemlich wohlhabend. Sie waren schon immer die in der Familie, die Geld hatten und sich alles leisten konnten. Es wäre für Falco eine Lebensversicherung, wenn er in die Familie einheiraten würde. Die haben bestimmt einen Deal gemacht. Er schwängert Nora, und dafür heiratet sie ihn.«
    »Sie heiratet einen Schwulen? Na, das ist ja logisch, Jana.«
    »Ich kann das jedenfalls nicht zulassen. Wenigstens meine Hochzeit lasse ich mir von ihr nicht versauen. Davon habe ich als kleines Mädchen schon immer geträumt.«
    Ich muss dringend eingreifen, bevor sie sich noch weiter in Rage redet. Langsam gehe ich auf sie zu, dann verharre ich vor ihr, hebe wie ein Guru meine rechte Hand und bringe Gelerntes zur Anwendung.
    Schnipp .
    Jana schüttelt irritiert den Kopf. »Hast du einen an der Klatsche? Was soll das, Robert?«
    »Na, die Karmaschere. Schnipp. Das sind ja wildere Verschwörungstheorien als in einem Dan-Brown-Roman. Jana, wach auf! Es ist alles gut. Lass dich von so was doch nicht verrückt machen. Wenn er schwul ist, wird sich das früher oder später sowieso klären. Und dann hat sich das mit deren Ehe.«
    Schnipp.

7 Kampfhundlache
    M ein Ohr glüht wie ein atomar verseuchtes Glühwürmchen. Ich lege den heiß gequatschten Telefonhörer zurück in die Ladestation und glaube, ein Ächzen wahrzunehmen. Zumindest kann ich es ihm nicht verdenken, hat er sich doch eine halbe Ewigkeit durch die sinnleere Laberwüste meiner Mutter gequält.
    Eigentlich wollte meine Mutter nur mal kurz hören, ob mit Jana und dem Kind alles in Ordnung sei. Doch ein Kurz mal hören hat in der Welt meiner Mutter eine gänzlich andere Bedeutung als für den Rest der Menschheit. Etwa zur Hälfte des Gesprächs habe ich den DVD -Player angeschaltet und nebenbei die komplette Staffel Der Pate 1-3 inklusive Bonusmaterial angesehen. Ist meine Mutter in gewissen Alltagsdingen oftmals recht fantasielos, so entwickelt sie im Besitz eines Hörers geradezu philosophische Anflüge und gebärt gewaltige Sätze, die niemals enden wollen. Nicht minder gefährlich sind aber auch mütterliche Sätze, die mit Worten beginnen wie: Na ja, gut, dann will ich mal weitermachen oder Sonst weiß ich jetzt auch nichts Neues . Die Tücke dieser Wortfallen liegt in der trügerischen Hoffnung, dass das Ende tatsächlich in greifbare Nähe rückt. Umso ernüchternder ist dann die Erkenntnis, dass dies nur eine Brücke in ein neues, unentdecktes Wortland von der Größe Australiens darstellt. Und ich hüpfe meist wie ein Känguru vor jedem einzelnen Satz davon in der irrwitzigen Annahme, davor flüchten zu können.
    Rrrrring …
    »Mutti!«, fluche ich, mache auf dem Absatz kehrt und stapfe entnervt zurück zum Telefon. Eine weitere Eigenheit von Telefonaten mit Mutter ist die Tatsache, dass sie selbst dann nicht vorbei sind, wenn man aufgelegt hat. Grundsätzlich wird ein weiteres Mal kurz nach dem eigentlichen Telefonat zurückgerufen, um zu fragen, ob man gerade eben bei ihr angerufen habe. Das ergibt nicht nur keinen Sinn, sondern geschieht oftmals so schnell, dass ich noch immer den Hörer in der Hand halte und mir nicht sicher bin, ob wir uns tatsächlich schon verabschiedet haben.
    »Ja, hallo?«
    »Ich bin’s, Robbi. Sag mal, hast du eben noch mal hier angerufen?«
    »Nein, Mutti, wir haben ja schon lange genug gesprochen. Also, warum sollte ich?«
    »Na, weil es geklingelt hat, aber ich zu spät dran bin. Und da dachte ich, du hättest noch was vergessen zu sagen.«
    »Falsch gedacht. Ich war es nicht.«
    »Ja, wer kann das denn sonst gewesen sein?«
    Man könnte das Gespräch an diesem Punkt erneut beenden. Nicht so meine Mutter. Sie ruft zur fröhlichen Mitmach-Fragerunde auf. Eine Schweigeminute hält Einzug, in der ich austeste, wer von uns beiden zuerst schwach wird und die Unsinnigkeit dieser Frage bemerkt.
    Wie

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