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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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bekommen.«
    Jana schiebt mir den Laptop zu. Ich beginne die Mail zu lesen, verstehe Janas Aufregung aber erst mal nicht.
    Hallo, Jana,
    ich hoffe, Dir und Deinem Freund geht es gut. Habe von meiner Mutti gehört, dass ihr schwanger seid. Da wir uns ja schon so lange nicht mehr gesehen haben, wollte ich Dich wissen lassen, dass auch ich schwanger bin. Mein Entbindungstermin ist sogar noch ein paar Tage vor Deinem. Ist das nicht toll?
    Dicken Knutscher
    Dein Cousinchen
    »Ich könnte kotzen. Alles macht sie mir nach und versucht, mich zu übertrumpfen. Alles. Das war schon immer so. Jetzt wird sie auch noch vor mir Mutter.«
    »Ach Jana, das ist bestimmt nur Zufall.«
    Doch die Finger meiner Freundin hacken ungeachtet des Zwiebelrings bereits auf die Tastatur ein, um die neu eingegangene Mail aufzurufen.
    »Vergiss es, ich spüre das. Die will mich fertigmachen. Glaub mir.« Der Mail-Account öffnet sich, und Jana drückt die Taste Enter . Wie vom Blitz getroffen schreckt sie zurück und stößt einen spitzen Schrei aus. »Ahhhhhh! Ich wusste es, wir werden bestimmt belauscht.«
    »Was?«
    »Das glaubst du mir nicht. Hier, lies selbst!«
    Hi, Süße,
    erst hören wir uns gar nicht und jetzt innerhalb von zwei Tagen zwei Mal. Hihi, witzig, oder? Aber es gibt Neuigkeiten! Stell Dir vor: Falco hat mir gerade eben einen Heiratsantrag gemacht! Ich habe natürlich angenommen. Wir würden uns freuen, wenn Du mit Deinem Freund zum Junggesellenabschied und zur Trauung zum Standesamt nach Apolda kommen würdest.
    Dicken Knutscher
    Dein Cousinchen – Nora Gurke
    »Deine Cousine heißt Gurke mit Nachnamen?«
    »Ja, die ganze Sippe heißt so. Aber das gibt’s doch nicht, oder? Ich sage dir, da steckt irgendeine dunkle Macht dahinter. Erst das mit dem Kind – und jetzt das. Kaum hast du mich gefragt, ob ich dich heiraten will, schickt sie mir nun die Mail und will sich wieder vordrängen.«
    Ich versuche zu beruhigen. »Das ist Zufall.«
    »Nein, ist es nicht. Ich muss dir das von Anfang an erklären. Wir sind zusammen aufgewachsen, wir haben ganz viel Zeit miteinander verbracht. Aber ich konnte sie nie leiden.«
    »Warum nicht?«
    »Seit wir klein waren, hat Nora mir schon immer alles nachgemacht. Mich kopiert.«
    »Kinder ahmen halt immer viel nach«, erkläre ich. »Das ist doch normal.«
    »Nein, nein.« Jana ist ganz aufgeregt und fuchtelt mit den Händen herum. »Du verstehst mich nicht. Sie hat mir wirklich alles nachgemacht. Ich habe mir die Haare gefärbt, Nora zwei Tage später. Hatte ich mir ein Kleid gekauft, hatte sie es spätestens am nächsten Wochenende auch. Hatte ich mit einem Jungen auf einem Fest rumgemacht, hat sie ihm …«
    »Okay, du brauchst das jetzt nicht weiter auszuführen. Ich habe es verstanden. Und du meinst jetzt, dass sie nur schwanger geworden ist, weil du es auch bist?«
    »Genau, ganz genau. Jetzt hast du es verstanden, nicht wahr?«
    Jana nickt wie eine Aufziehpuppe mit ADS. Das liegt bestimmt an dem vielen Zucker, den sie sich tagtäglich reinpfeift.
    »Blödsinn. Sie kann dir das ja nicht nachmachen und dann noch vor dir den Geburtstermin haben.«
    Doch selbst diese biologisch stichhaltige Aussage wird von Jana ignoriert und verworfen.
    »Doch, doch, irgendwie schafft sie das. Ich wette, sie holt das Kind per Kaiserschnitt, nur um schneller zu sein.«
    »Denkst du nicht, dass du etwas überreagierst?
    »Du kennst sie nicht, Robert. Die hat sie nicht mehr alle. Und sie kann noch nicht mal richtig reden.«
    »Sie ist behindert?«
    »Nein. Aber sie gibt immer irgendwelche schlauen Zitate wieder, die sie dann total bescheuert durcheinanderwirft. So was wie Da weißt du, woher der Hase weht oder Den Ersten beißen die Hunde .«
    Ich find’s witzig und muss lachen. »Ist doch lustig.«
    »Nein, ist es nicht. Es ist dumm. Und wenn ich nur schon an ihre Lache denke. Das hört sich an wie ein Kampfhund mit Schluckauf. Hihihi-Hähähä.«
    Jana ahmt das Lachen ihrer Cousine nach. Mich erinnert die weit herausgestreckte Zunge eher an die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit als an ein menschliches Lachen.
    »Könnte es sein, dass du das nicht doch alles etwas überbewertest? Vielleicht sind es die Hormone, die dir einen Streich spielen.«
    »Nein«, wehrt sich Jana energisch. »Es sind nicht die Scheißhormone. Sie macht mir alles nach. Jetzt hat sie eben dem armen Falco ein Kind angedreht, um mir nachzueifern, und nun zerrt sie ihn auch noch vor den Altar. Nur um Erste zu sein.«
    »Du hast aber nicht auch

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