Linksträger: Roman (German Edition)
was sie hat. Sie sieht allerdings so aus, als hätte sie gerade einen Schlaganfall erlitten.
»Hallo? Gerti, geht’s Ihnen gut?«
»Ahhhhhhh! Nehmen Sie gefälligst Ihre dreckigen Finger von mir. Sie Perversling.«
Stricknadeln wirbeln durch die Luft, und noch ehe das Sofakissen zu Boden gefallen ist, ist Tante Gerti aus dem Zimmer verschwunden.
43 Die Mutter II – aus der Sicht von Gertrud Gurke
D ieser neue Freund von Jana ist mir nicht geheuer.
Was für ein komischer Kerl.
Erst stellt er mir nach, macht anzügliche Bemerkungen oder schleicht nackt um mein Haus. Jana kann sagen, was sie will, das ist ein schlimmer Finger und Sittenstrolch. Zum Glück scheint er zu schlafen … O nein, sein Telefon klingelt. Jetzt er ist wach geworden. Hoffentlich sieht er mich nicht und fällt über mich her. Ich muss mich ganz leise verhalten, dann bemerkt er mich vielleicht nicht.
»Papa? Das ist im Moment ganz schlecht. Ich habe eine echt üble Nacht hinter mir. Ach, was sage ich. Eine ganz üble Woche.«
Na, wenigstens hat er einen Vater.
»Was für ein Problem denn? Ist alles okay bei euch?«
Oh, Probleme sind in dieser Familie sicher nichts Außergewöhnliches.
»Muss das denn wirklich jetzt sein, Papa? Ich bin doch mit Jana bei ihrer Verwandtschaft in Apolda.«
Ja, und das war ein Fehler. Wir haben den Teufel ins Haus gelassen. Diese Großstädter. Dort herrschen Sodom und Gomorrha.
»Ja, alles super.«
…
»Hat das denn nicht bis nächste Woche Zeit?«
…
»Und wäre das so schlimm?«
…
»Also gut.«
…
»Pass auf, Papa, leg den Hörer mal daneben, und ich sag dir, was du machen musst. Es ist gar nicht so schwer.«
…
»Nein, das geht schon. Die Mutter ist zwar alt, aber das funktioniert trotzdem.«
O Gott, was will er denn nun mit seiner alten Mutter anstellen? Die arme Frau. Was muss sie für ein schweres Los gezogen haben. Mit diesem Sohn. Und der Vater ist wahrscheinlich auch keinen Deut besser.
»Nein, du brauchst keinen Schutz. Das ist in fünf Minuten erledigt, und dann hast du die nächsten Jahre erst mal wieder Ruhe.«
Ohne Schutz? Himmel, der will doch wohl nicht …
»Wie, die Mutter hält nicht still? Kannst du sie greifen?«
Doch, er will – und dann auch noch seinem Vater dreckige Anweisungen geben. Pfui Teufel.
»Gut, dann halt sie mit der einen Hand von hinten fest, und mit der anderen drückst du zu.«
Ich muss die Polizei verständigen. Ich will mir nicht ausmalen, was er mit mir alles angestellt hätte. Ich hatte nur Glück, dass Jana dazwischengegangen ist, sonst hätte mir dasselbe wie seiner armen Mutter geblüht.
»Na siehst du. So, jetzt setzt du das Rohr einfach an und schiebst es langsam rein. Schön vorsichtig, die alten Dinger reißen schnell auf, und dann läuft die ganze Suppe durch die Gegend.«
Das ist ja ekelhaft. Und diese vulgäre Sprache. Mir wird übel.
»Nein, kein Problem. Das liegt nicht an dir, das liegt an der Scheißmutter. Die ist halt schon alt und seit Jahrzehnten nicht mehr bewegt worden. Also, pass auf. Hast du Vaseline?«
Ich muss Jana warnen und die Polizei verständigen. Doch erst einmal muss ich hier raus.
»Ja, Schmierfett geht auch. Reib dein Rohr vorn großzügig ein, damit es besser flutscht.«
Und den Vater werde ich gleich mit anzeigen. Das ist ja eine unglaubliche Angelegenheit. Ekelhaft.
»Wie viel? Du kannst ruhig ’ne ordentliche Ladung draufschmieren. Der Rest verläuft sich innen und wird später einfach ausgespült. Da bleibt nichts zurück.«
Er verwischt seine Spuren. Dieser Robert kennt sich aus. Dieser Sittenstrolch hat das nicht zum ersten Mal gemacht. Das ist ein Serientäter.
»So, jetzt setzt du es noch mal an. Leicht drehen – und wenn es reingleitet, schiebst du den Rest fest nach.«
Ich glaube, mir wird wieder übel.
»Kommt’s?«
Diese Schweine haben keine Ehre und Scham vor Mutter und Ehefrau. Halten Sie durch, Sie arme Frau. Es ist bald vorüber.
»Hau zur Sicherheit noch mal hinten drauf, nicht dass es gleich wieder nicht geht und alles rausläuft. Onkel Rolf ist da ja ein wenig eigen.«
O mein Gott! Nicht nur dass sie sich selbst an der Frau vergreifen. Sie schicken sie auch noch anschaffen! In der eigenen Verwandtschaft.
»Ach Quatsch, gern geschehen. Das Problem mit der Mutter hab ich auch schon ein paarmal gehabt. Also, mach’s gut.«
Er hatte das Problem mit seiner Mutter auch schon ein paarmal? Das muss ich Jana erzählen. Ich muss sie retten. Zum Glück ist es nun für die arme
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